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#Die Tour de France und Doping – ein Thema, um das es ruhig geworden ist

Jonas Vingegaard führt die Gesamtwertung der Tour de France inzwischen mit einem deutlichen Vorsprung an. – Foto: Jasper Jacobs, dpa

Dunkle Zeiten liegen hinter dem Radsport. Zahlreiche Dopingskandale haben den Ruf der Sportart ruiniert. Jetzt scheint alles besser geworden zu sein. Oder doch nicht?

Der Radsport stand jahrelang fast schon sinnbildlich für Doping. Die Beteiligten hatten sich auch alle Mühe gegeben, diesen Ruf zu zementieren. Festina-Skandal, Team Telekom, Lance Armstrong – um nur einige Schlagworte zu nennen. Inzwischen allerdings ist es diesbezüglich ruhig geworden. Eine neue Generation an Fahrern ist am Werk, die mit den alten Dopingpraktiken nichts zu tun haben will, heißt es. Zudem sei das Kontrollsystem sehr viel besser. Staatsanwälte und Polizisten haben außerdem ein Auge auf die Geschehnisse. Alles gut also?

Im Radsport gibt es spektakuläre Leistungen wie zu schlimmsten Zeiten

Schwer zu glauben, wenn man sich die Leistungen der Fahrer anschaut. Denn die sind mittlerweile mindestens genauso spektakulär wie zu Zeiten eines Lance Armstrong oder Marco Pantani. „Ich kann die Fragen zu diesem Thema aufgrund der Vergangenheit unseres Sports vollkommen nachvollziehen“, sagte Jonas Vingegaard kürzlich, als er am Rande einer Tour-Etappe mal wieder auf Doping angesprochen wurde. „Es ist sogar gut, skeptisch zu sein, weil es sonst wieder passieren wird.“ Und: „Alles, was ich sagen kann, ist, dass ich nichts nehme.“

Das sagt jener Vingegaard, der am Mittwoch auf der Königsetappe der diesjährigen Tour eine fast schon außerirdisch anmutende Leistung zeigte und seinen Verfolger Tadej Pogacar deklassierte. Zwar ist es immer schwer, Leistungen bei der Tour miteinander zu vergleichen – zu unterschiedlich sind die Rahmenbedingungen. Noch dazu gibt es keine offiziellen Daten, insbesondere nicht zu den Wattzahlen, die ein Ausnahmefahrer wie Vingegaard treten kann. Die Teams behalten diese Zahlen für sich. Doch es gibt genügend Experten, die genau Buch führen und sagen, dass das, was wir gerade sehen, mindestens vergleichbar ist mit den Leistungen aus den Hochzeiten des Dopings.

Für den Dopingexperten Fritz Sörgel gibt es derzeit dennoch keine Anhaltspunkte, von einem erneuten Dopingproblem im Radsport auszugehen. „Man muss sich davon verabschieden, einfach zu sagen, dass da irgendwelche geheimnisvollen Substanzen im Spiel sind, die man nicht erkennen kann, und deshalb läuft das so gut“, sagte der Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg unserer Redaktion. Sörgel sieht die Leistungen, die bei der Tour de France gezeigt werden, vor allem als Ergebnis einer umfassenden Optimierung der Sportler. „Das Training hat sich stark verändert, auch die Ernährung – da ist alles extrem optimiert worden, was den Körper leistungsfähiger und solche Leistungen möglich macht.“

Tour de France: Dopingexperte geht von „einigermaßen sauberen Tour“ aus

Verständlich sei, dass trotzdem der Verdacht mitfährt. „Aber um zu sagen, dass der Radsport verseucht ist, müsste man erst einmal einen spektakulären Fall haben – und den hat man eben nicht. Einfach zu sagen, die müssen ja dopen, weil sie so schnell fahren, ist unüberlegt und ein bisschen unkritisch.“ Stattdessen würde selbst Sörgel, der oft sehr hart mit dem Hochleistungssport ins Gericht geht, erst einmal von einer „einigermaßen sauberen Tour“ ausgehen. Allenfalls in den hinteren Reihen sieht er eine erhöhte Gefahr, dass der ein oder andere in Versuchung gerät und zu verbotenen Substanzen greift. „Da würde ich nicht meine Hand ins Feuer legen, weil das Leute sind, die sich ihr Geld hart erarbeiten müssen. Da wird es immer wieder mal einen Positiven geben. Aber der Großteil sind einfach Top-Sportler.“

Im Profisport gibt es deutlich mehr als nur Nudeln und Reis

Dabei ist es längst nicht so, dass besagte Top-Sportler ihre Muskeln nur mit Nudeln und Reis betreiben. „Es werden alle möglichen Stoffe verwendet, aber keine illegalen“, sagt Sörgel und spricht damit den Graubereich zwischen Doping und Sportmedizin an. Mit großem Aufwand werden die legalen Möglichkeiten der Medizin bis an ihre Grenzen ausgetestet.

Beliebt sind beispielsweise Ketone. Dabei handelt es sich um eine körpereigene Stoffgruppe, die der Ausdauer dient und die Erholung beschleunigen soll. Normalerweise werden Ketone in der Leber gebildet, wenn der Körper einer Mangelsituation ausgesetzt ist, und dienen als Energiereserve.

Das Team Jumbo-Visma von Vingegaard geht ganz offensiv damit um, dass es seinen Fahrer anbietet, künstliche Ketone einzunehmen – was nicht verboten ist. Der Rad-Weltverband hat allerdings schon im vergangenen Jahr davor gewarnt, denn die Folgen der Einnahme seien nicht ausreichend erforscht. Grischa Niermann, Sportdirektor von Jumbo-Visma, hatte der SZ dazu gesagt, dass die künstlichen Ketone niemand aufgedrängt würden. „Wenn jemand sagt, dass er Bedenken hat, ist das absolut in Ordnung.“

Für den Pharmakologen Sörgel gibt es trotz des Hypes um Ketone aber keinen einzelnen Stoff, mit dem die Leistungen zu erklären seien. „Es ist eine Mischung an chemischen Stoffen, die in ihrer Gesamtheit und zusammen mit einem optimalen Training offensichtlich diese Leistungen hervorbringen – das ist momentan meine Hypothese. Es ist eine Optimierung des menschlichen Körpers.“

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