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#Die Ukraine ist von drei Seiten umstellt

Die Ukraine ist von drei Seiten umstellt

Der amerikanische Außenminister Antony Blinken sagte, es sei „ein reales Risiko, und es ist ein hohes Risiko“, als er zuletzt gefragt wurde, wie wahrscheinlich ein russischer Angriff auf die Ukraine sei. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg äußerte sich ähnlich: Es gebe „ein echtes Risiko für einen bewaffneten Konflikt in Europa“. Am weitesten ging der amerikanische Präsident, als er die Vermutung äußerte, dass Putin in die Ukraine „reingehen wird“. Joe Biden sagte: „Er muss etwas tun.“

Thomas Gutschker

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.

Zu diesen an sich schon alarmierenden Äußerungen kamen am Wochenende weitere beunruhigende Nachrichten hinzu. So soll die Evakuierung der amerikanischen Botschaft in Kiew vorbereitet werden; sie könnte nächste Woche beginnen. Das britische Außenministerium berichtete über russische Pläne eines Coups in Kiew, um dort einen von Moskau abhängigen Führer zu installieren. Derweil setzten sich die Truppenbewegungen Richtung Ukraine unvermindert fort. In Belarus treffen immer mehr Kampfeinheiten und schweres Gerät ein, die aus dem östlichen russischen Militärbezirk verlegt worden sind. Darunter sind Fähigkeiten, die für eine Invasion benötigt werden. Offiziell sollen die Truppen ein gemeinsames Manöver mit den belarussischen Streitkräften abhalten. Auf dem Seeweg sind sechs russische Kriegsschiffe für Landungsoperationen unterwegs; sie könnten in der neuen Woche ins Mittelmeer fahren und von dort weiter ins Schwarze Meer.

200.000 Kräfte für eine Invasion?

Um es klar zu sagen: Bisher ist kein westlicher Geheimdienst zu dem Schluss gekommen, dass der russische Präsident einen Angriff auf die Ukraine schon befohlen hat – auch die amerikanischen Dienste nicht. Doch hat sich die Lage in den vergangenen Wochen zugespitzt. Ein leitender westlicher Geheimdienstvertreter spricht von einem „ziemlich dramatischen Bild, was Größe, Ausmaß und die Art der Fähigkeiten“ angeht, die Russland an den Grenzen zur Ukraine zusammenzieht. Wenn es zu einem großen Angriff auf die Ukraine komme, werde es sich um „die größte Schlacht in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs handeln“. „Und es wird wahrscheinlich so brutal werden wie jene Schlachten.“


Bild: Belarussisches Verteidigungsministerium; Rochan Consulting; eigene Recherche/FAZ-Karte sie.

Noch hat Russland freilich nicht die Kräfte positioniert, die für eine vollständige Invasion nötig wären. Der Geheimdienstler, der nicht näher identifiziert werden kann, gibt die Zahl der Soldaten, die schon einsatzbereit sind, mit 106.000 an, nur Kampftruppen des Heeres. Das deckt sich mit jüngsten ukrainischen Angaben; einschließlich Marine und Luftwaffe liegt die Zahl demnach bei 127.000. Die etwa 35.000 Separatisten im Donbass sind dabei nicht mitgerechnet. Militärplaner rechnen damit, dass Russland seine Kräfte auf etwa 200.000 Soldaten erhöhen würde, bevor es eine komplette Invasion beginnt – das entspräche der Größe der ukrainischen Armee. Wie lange würde ein solcher Aufwuchs dauern? „Vielleicht zwei, drei Wochen“, sagt der Geheimdienstler. „Das bringt uns zu Mitte Februar.“

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Allerdings sei Russland schon jetzt in der Lage, geografisch begrenzte Angriffe zu unternehmen. „Sie könnten es einfach so machen“, sagt der Mann und schnipst mit den Fingern, „mit keiner oder nur geringer Vorwarnung.“ Als mögliche Szenarien nennt er eine Eroberung des Küstenstreifens von Mariupol bis zur Krim – die sogenannte „Landbrücke“ zur 2014 annektierten Halbinsel. Oder noch weiter nach Westen, über Odessa, bis nach Transnistrien, das schon zur russischen Einflusssphäre gehört. In diesem Fall würde die Ukraine ihren gesamten Zugang zum Meer verlieren. „Sie könnten das heute tun. Noch einfacher wäre es, wenn die Landungsschiffe im Schwarzen Meer eintreffen.“ Die sechs Schiffe könnten Hunderte Kampfpanzer und Tausende Marineinfanteristen transportieren; ihr Ziel ist bisher nicht bekannt.

Russische Truppen rücken näher an die Grenze

Möglich sind solche Operationen, weil Russland immer mehr „strategische Ermöglicher“ in Position gebracht hat, die dafür unbedingt notwendig sind. In der ersten Phase bis Ende November waren das vor allem Artillerie-, Raketen- und Pioniereinheiten sowie Fähigkeiten für elektronische Kriegsführung. „Seit Ende Dezember hat Russland auch Munitionsvorräte, Feldlazarette und Militärpolizei an die Grenze gebracht“, sagt der Geheimdienstler. Gerade die Militärpolizei sei für eine Besetzung von entscheidender Bedeutung.

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