#„Die Ukraine verteidigt auch Deutschland“
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„„Die Ukraine verteidigt auch Deutschland““
Herr Präsident, wie gefährlich ist Russland für Polen und Balten? Einer Ihrer Vorgänger sagte während des russisch-georgischen Krieges 2008: „Heute ist Georgien dran, morgen die Ukraine, übermorgen die baltischen Staaten und eines Tages vielleicht Polen.“
Was Präsident Lech Kaczyński damals in seiner Rede in Tiflis gesagt hat, entsprang einer tiefen Kenntnis von Politik und Geschichte. Wie ist die Lage heute? Heute verteidigt die Ukraine Polen, Europa, also auch Deutschland. Sollte die Ukraine mit ihrem heldenhaften Widerstand den imperialen Plänen Putins nicht standhalten, wären Polen und die baltischen Staaten direkt von einer weiteren Ausweitung der russischen Einflusssphäre auf Mitteleuropa bedroht. Die russischen Ideen, von denen wir reden, sind übrigens nicht nur Ideen Wladimir Putins; ein großer Teil der russischen Gesellschaft ist von ihnen durchdrungen, dort sprechen Journalisten von einem Russland, das bis zur polnischen Stadt Kalisz reicht. Es sind großrussische Ideen, in denen es darum geht, sich andere Völker unterzuordnen. Dank der Ukraine ist diese Gefahr heute eingedämmt. Aber ich denke, dass diese Gefahr leider in der Zukunft aktuell werden wird.
Was kann man dagegen tun?
Das Einzige, was man tun kann, ist, die eigene Sicherheit zu stärken. Damit es sich für einen möglichen Angreifer nicht lohnt, anzugreifen. Die Ukraine zeigt, was ein gut ausgestatteter Verteidiger leisten kann. Ein anderes kriegsbedingtes Problem ist jetzt der für den Winter drohende Mangel an Steinkohle, die bisher teilweise aus Russland importiert wurde und die Millionen Haushalte in Polen zum Heizen brauchen. Das ist heute die größte Sorge der polnischen Regierung, und sie muss das bewältigen. Schon bisher war es für uns eine große Herausforderung, die EU-Klimaziele und eine sozial gerechte Transformation in unserem Land miteinander zu verbinden. Seit 1989 haben wir eine große Verringerung der CO2-Emissionen gehabt. Jetzt hat der Krieg alles noch einmal komplizierter gemacht.
Warschau hat kürzlich angekündigt, mittelfristig für den eigenen Bedarf tausend Panzer aus Südkorea zu kaufen, dazu 48 Kampfflugzeuge. Sollen diese Panzer die Lücke füllen, die Deutschland im Zuge des erhofften Panzer-Ringtauschs nicht geschlossen hat?
Nein, das sehe ich anders. Polen hat der Ukraine 260 postsowjetische T-72-Panzer geliefert. Nicht aus Lagerbeständen, sondern direkt von der Truppe. Panzer, die man ohnehin gegen neue auswechseln müsste. Ohnehin planten wir seit Längerem die Anschaffung neuer Panzer. Das mussten wir jetzt beschleunigen. Es gab dringenden Bedarf, die Lücken bei der Truppe zu schließen. So hofften wir auf irgendeine Anzahl deutscher Leopard-Panzer, gar nicht einmal die neuesten. Jetzt haben wir gebrauchte amerikanische Abrams-Panzer bestellt, und Korea machte das Angebot, schnell seine K2-Panzer zu liefern. Sie sind leichter als der Leopard, aber modern.
Der polnische Staatspräsident Andrzej Duda
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Bild: Marta Kusmierz
Wenn zwischen Berlin und Warschau mehr Vertrauen herrschte, wäre es nicht zu einem öffentlichen Streit um den Panzer-Ringtausch gekommen. Aber die Beziehungen sind so schlecht wie nie seit 1990. Und wichtige Politiker in Polen spielen die antideutsche Karte.
Herr Redakteur, ich sehe mich als Person, die gute deutsch-polnische Beziehungen aufbauen will. Ich bemühe mich, die Deutschen zu verstehen, auch weil meine Frau, Germanistin, und ich viele gute persönliche Verbindungen nach Deutschland und großen Respekt vor diesem Land haben. Ich habe, denke ich, eine gute Beziehung zu Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Unsere Ehefrauen haben jetzt gemeinsam die Unterbringung von Waisenkindern aus der Ukraine beim Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland organisiert – für dieses Projekt sind wir sehr, sehr dankbar. Was die Politik angeht: Ich sehe mich als den Anwalt guter deutsch-polnischer Beziehungen hier im Land. Aber die Erdgasprojekte unter dem Namen Nord Stream, das ist mein großer Vorwurf an Deutschland. Gerade als Freund Deutschlands. Als einer, der jahrelang die Bundeskanzlerin in vielen Gesprächen gebeten hat, darauf hingewiesen hat, dass diese Gasleitungen für Europa schädlich und für uns Polen mörderisch sein würden. Dass sie der Schlüssel zur russischen Dominanz auf dem europäischen Markt seien. Viele unserer Nachbarn sahen das genauso.
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