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#Die Vergangenheit in bunten Bildern retten

Die Vergangenheit in bunten Bildern retten

Sie schlummern meist auf dem Dachboden, im Keller oder in einer ungenutzten Schrankecke bei den Eltern. Wer deutlich jenseits der fünfzig ist und immer schon gern fotografiert hat, kann vermutlich selbst auf eine stattliche Menge der grauen Stapelkästen mit den in Plastik – bei älteren Modellen auch in Glas – gerahmten Bildchen blicken. Über die Feiertage haben manche Familien einige davon einmal wieder hervorgekramt, um sich zu erinnern: Weißt du noch, damals? Die große Südamerika-Tour und die Diavorträge im trauten Kreise der Freunde und Familie? Die müsste man mal wieder anschauen. Doch seit zwanzig Jahren hat niemand mehr den Diaprojektor und die Leinwand vom Speicher geholt, sang- und klanglos ist beides irgendwann auf dem Sperrmüll gelandet.

Heute nutzen viele nur noch das Smartphone, um den schönen Moment festzuhalten. Aber noch immer lagern die Kästen mit den Magazinen in vielen Haushalten. Noch 2001 wurden in Deutschland 187 Millionen Diafilme verkauft, obwohl die Nachfrage da längst schon zurückgegangen war. Das große Corona-Ausmisten hat die vergessen geglaubten Erinnerungsschätze nun in vielen Haushalten wieder hervorgebracht.

„Man müsste das alles mal digitalisieren“, hatte der Göttergatte schon vor Jahren verkündet. Die Pandemie ließ den Vorsatz Realität werden. So sitzt er seit Anfang November in jeder freien Stunde vor dem Computer, sortiert Dias vor und legt sie in Vierergruppen akribisch in eine schwarze Schablone auf den heimischen Scanner. Dann bearbeitet er die Qualität am Bildschirm und schwelgt in Erinnerungen. Es gibt sicher deutlich schlechtere Zeitvertreibe.

Teures Vergnügen

Für alle, denen das aber zu mühselig erscheint und die nicht in einen High-Speed-Scanner mit hoher Auflösung bis zu 1000 Euro investieren wollen, gibt es einige Anbieter in der Region, die diese Arbeit professionell übernehmen.

Fotogeschäfte zum Beispiel. Doch nicht alle leisten die Digitalisierung von Dias auch selbst. Foto Leistenschneider am Roßmarkt in Frankfurt etwa schickt die dort abgegebenen Dias über die Düsseldorfer Zentrale nach Grevenbroich zur Firma Visier. Angeboten werden wahlweise zwei Qualitäten, 1200 oder 4000 dpi mit unterschiedlichen Preisen: Bei mehr als 80 Dias liegt der Stückpreis für die geringere Pixelzahl bei 50 Cent, in der höheren Qualität bei 80 Cent. Eine DVD als Speichermedium kostet zusätzlich 7,50 Euro, wahlweise kann man eine eigene leere Speicherkarte oder einen leeren USB-Stick beilegen. Wer mehr als 1000 Dias digitalisieren will, bekommt einen Sonderpreis von 40 Cent je Stück. Das ist vergleichsweise teuer.

Hohe Auflösung zum Festpreis

GM Foto in der Taunusstraße nah beim Frankfurter Hauptbahnhof kooperiert bei der Digitalisierung von Dias und anderen Medien mit dem Kölner Branchenriesen Mediafix. Abgeholt werden die Bilder mit eigenem Kurier, müssen also nicht per Postpaket quer durch Deutschland geschickt werden. Das Unternehmen wirbt mit nur 8 Cent pro Dia, dafür muss man allerdings mehr als 2500 Bilder digitalisieren lassen. Wer nur bis zu 500 Stück hat, zahlt mit 16 Cent gleich das Doppelte, es gibt allerdings einen USB-Stick als Speichermedium geschenkt dazu. Die Qualität liegt bei 2900 dpi. Wahlweise aber auch höher bei höherem Preis. Hat man beispielsweise 1000 Dias und will eine Auflösung von 3900 dpi plus Druckluftreinigung der Originale kostet die Bearbeitung 19 Cent pro Dia.

Solche Rechnerei ist manchem allerdings zu umständlich. In Bad Homburg bietet Ringfoto König an der Louisenstraße die Digitalisierung zum Pauschalpreis an. Bei einer Menge bis zu 150 Dias kostet das 40 Euro, bis 300 werden 75 Euro fällig. Je höher die Stückzahl umso günstiger wird es. Der Kunde landet hier also bei rund 25 Cent pro Dia. Die Auflösung liegt mit den firmeneigenen Geräten immer bei 2800 dpi. Seit mehr als zehn Jahren digitalisieren der Inhaber und seine Mitarbeiter Dias selbst. Der Vorteil: Es wird nichts verschickt oder transportiert, der Kunde hat den direkten Ansprechpartner.

In Kelkheim ist David Elsdörfer eine ganz individuelle Adresse für die Digitalisierung alter Dias. Sein sogenanntes 123-Scancenter liegt im Privathaus im Stadtteil Münster. Die Technik hat der studierte Maschinenbauingenieur selbst konstruiert, als Abschlussarbeit seines Studiums in Friedberg. Er habe das Scanverfahren so optimiert, dass es deutlich schneller sei als das jeglicher Konkurrenz, sagt Elsdörfer, der im Hauptberuf bei einem großen Autozulieferer in der Antriebsentwicklung für autonome Fahrzeuge tätig ist. Der Daniel Düsentrieb unter den Dia-Scannern macht das Ganze schon seit elf Jahren nebenberuflich, hat nach eigenen Angaben mehr als 500 Kunden im ganzen Rhein-Main-Gebiet und bereits mehr als eine Million Dias gescannt, die Schwiegermutter kümmert sich um die Kundschaft, er selbst um die Technik.

Zeitintensives Hobby

Einen Festpreis von 15 Cent pro Dia verlangt der Turbo-Scanner bei einer Auflösung von 18 Megapixeln. Sollen die Bilder nachbearbeitet werden, kostet das zusätzlich fünf Cent je Dia als Lizenzgebühr für die Photoshop-Software. Der gleiche Betrag wird fällig, müssen die Bilder per Hand einsortiert werden. Zusätzlich bietet Elsdörfer einen kostenlosen Probescan eines ganzen Magazins von 50 Dias als direkten Download an. Niemand habe sich bisher danach über die Qualität beschwert, sagt er. Seit der Corona-Pandemie kann sich der Kelkheimer vor Nachfragen kaum retten, vor Weihnachten hat er deswegen sogar zwei Wochen Urlaub genommen.

Ein Dia einzuscannen dauert nach Berechnungen des Branchenriesen Mediafix im Übrigen rund 2,5 Minuten pro Bild. Wer gerne in Erinnerungen schwelgt und die Arbeit selbst erledigen möchte, muss also reichlich Zeit dafür einplanen. Alle anderen sollten die Arbeit einem Profi überlassen.

Diakästen und Bilder entsorgt man im Übrigen am besten auf dem örtlichen Bauhof als Kunststoffmüll. Alle befragten Geschäfte nehmen Dias nach vorheriger telefonischer Absprache auch während des Lockdowns an der Tür an.

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