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#Die Wärmepumpe als Ersatz für die Gasheizung?

So viel los war im Wohnzimmer von Barbara Kujawski schon länger nicht mehr. Sie steht im Flur ihrer Wohnung im Erdgeschoss einer Wohnanlage im Duisburger Süden, die dem Immobilienkonzern LEG gehört. Im Wohnzimmer nebenan schaut sich gerade die nordrhein-westfälische Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) an, womit Kujawski künftig heizen soll: Das Gerät an der Wand sieht aus wie eine klassische Klimaanlage, ein paar Vertreter der Europa-Division des japanischen Konzerns Mitsubishi Electric erklären den Unterschied. Denn draußen an der Wand steht noch eine Anlage, die das ganze zur Luft-Luft-Wärmepumpe macht – und für die Mieterin künftig die Energieversorgung günstiger machen soll.

Der Düsseldorfer Immobilienkonzern testet gerade in einem Pilotprojekt in Leverkusen, Radevormwald und Duisburg, ob sich solche Wärmepumpen zum Heizen eignen und ob das auch von den Mietern angenommen wird. Die Klimaanlagen an der Wand haben schließlich diesen amerikanischen Mo­tel-Charme, das schreckt manche erst einmal ab. Allerdings ist die Technik inzwischen so weit entwickelt, dass man nicht zwingend im Durchzug sitzt und die erwärmte Luft auch effizient heizt. „Die Geräte haben ungefähr die gleiche Leistung wie ein Toaster, aber natürlich mehrere Stunden am Tag“, sagt Mirko Ebbers, der bei der LEG für alles rund um Nachhaltigkeit zuständig ist., „Aber man erzeugt aus relativ wenig Strom viel Wärme.“

Sparen trotz höherer Stromkosten

Die LEG hat die Luft-Luft-Wärmepumpen sowohl in unsanierten Wohnungen, in Leerständen und wie hier in Duisburg in frisch sanierten Gebäuden eingebaut. „Unser Ziel war es, mit verschiedenen Wärmequellen herauszufinden, wie sich das auf Energieverbräuche und die Kundenzufriedenheit auswirkt“, sagt Volker Wiegel, bei der LEG für das operative Geschäft zuständiger Vorstand. „Bisher war Gas im Vergleich zum Strompreis deutlich günstiger“, sagt Wiegel. „Doch jetzt ist die Situation eine andere: Wir haben das nachgerechnet und selbst mit höherem Stromverbrauch sparen die Mieter Kosten.“ Auch in den sanierten Wohnungen soll die Belastung für die Bewohner selbst nach einer Mieterhöhung nicht steigen.

Der Umbau auf die Luft-Luft-Wärmepumpe könnte vor allem in Nordrhein-Westfalen Sinn ergeben, von 4 Millionen Gasetagenheizungen bundesweit gibt es im bevölkerungsreichsten Bundesland 1,2 Millionen. Die LEG hat 20.000 Wohnungen mit solchen Gasetagenheizungen im Bestand. „Das ist die erste Technologie, die den Kompletttausch von kaputten Geräten ermöglicht. Wir können innerhalb von einem Tag austauschen, das ist besonders super dort, wo derzeit eine Gasetagenheizung verbaut ist“, sagt Wiegel. Dafür braucht es einen Elektriker, der auch einen Kälteschein gemacht hat.

Im Vergleich zur klassischen Wärmepumpe, über die derzeit viel geredet wird und die meist im Keller steht, gehe der Einbau schneller – müssen doch nicht Fragen der Hydraulik und Ausbaufläche geklärt werden, wie bei der Luft-Wasser-Wärmepumpe. Die Geschwindigkeit liegt allerdings auch daran, dass es bislang kaum nachgefragt wird und daher die Wartezeiten für Neugeräte viel kürzer sind. Hierzulande baut Mitsubishi Electric solche Geräte bislang allenfalls in Gewerbeimmobilien ein, deutsche Hersteller haben sich bislang nicht auf diese Anlagen spezialisiert. In Skandinavien oder in Japan sind sie hingegen schon lange verbreitet.

Auch eine Strategie zur Dekarbonisierung

Für die LEG ist das nicht nur ein Testlauf, der zeigen soll, welche Alternativen zu Gas funktionieren. „Die Technologie ist mit die beste, um schnell zu dekarbonisieren“, sagt Ebbers. Selbst Strom, der aus dem Verfeuern von Braunkohle zur Wärmegewinnung über eine Luft-Luft-Wärmepumpe gewonnen werde, sei umweltfreundlicher als Gas. Sobald man nur Strom aus erneuerbaren Energien benutze, sei damit die Heizung CO2-neutral. „Das erlaubt uns auch, die Gebäude im üblichen Zyklus zu sanieren“, sagt Ebbers.

Mit Spannung betrachtet die Branche, was sich in Berlin tut in der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), über das im Koalitionsausschuss am Sonntag verhandelt wird. NRW-Bauministerin Scharrenbach sagt zu den Plänen: „Das Raumschiff Berlin hat den Bodenkontakt verloren“. Dabei geht es natürlich auch um Förderungen von Wärmepumpen. Die vielen Vorgaben können große Unternehmen eher stemmen, doch LEG-Vorstand Wiegel befürchtet eine Überforderung: „Wenn wir den Klimapfad einhalten wollen, müssen wir auch an den Zahnarzt oder den Handwerksmeister denken, der sein Sechs-Parteien-Haus zur Altersvorsorge umbauen will.“

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