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#Die Wagner-Miliz: Putins Afrikakorps

Prigoschin ist tot. Aber der Expansionsdrang der russischen Söldnergruppe auf dem afrikanischen Kontinent ist auch ohne ihren Anführer ungebremst. Menschenrechtsorganisationen berichten von neuen Greueltaten an Zivilisten.

Es war ein Sieg mit Symbolkraft für Malis Militärregierung: Drei Jahre nach dem Putsch eroberte ihre Armee im November vergangenen Jahres Kidal zurück. Kidal ist eine Stadt im hohen Norden des Wüstenstaates, ein wichtiger Zwischenstopp auf der Handelsroute nach Algerien, aber vor allem ein Ort, wo die malische Armee vor knapp einem Jahrzehnt eine schmachvolle Niederlage gegen Rebellen einstecken musste. Seitdem hatten die Separatisten die Stadt unter ihrer Kontrolle.

Doch nicht nur Malis neue Militärregierung unter dem 41 Jahre alten Oberst Assimi Goïta triumphierte. Wenige Tage später tauchte auf Telegram ein Video auf. Zwei russische Kämpfer waren zu sehen, wie sie eine schwarze Fahne mit einem Totenkopf in die Höhe zogen. „Die Fahne des Orchesters ist über Kidal gehisst worden“, lautete der Text, „die Einwohner der Stadt lieben uns.“ Mit „Orchester“ ist die Söldnertruppe Wagner gemeint.

Die Eroberung von Kidal gelang wenige Monate nach dem Tod von Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin, dessen Flugzeug im August nahe Moskau abstürzte. Danach wurde viel über die künftige Form und Strategie der Söldnertruppe auf dem Kontinent, ihre Befehlshaber und den Einfluss des Kremls spekuliert. Nach außen hin war sie wie Prigoschins Privatarmee in Erscheinung getreten und zu einem wichtigen Partner für mehrere afrikanische Regierungen geworden.


Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

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Mittlerweile hat sich eine neue Einheit namens „Afrikanisches Korps“ oder „Afrikakorps” gebildet, die nach Einschätzung von Analysten die bisherige Wagner-Truppe in Afrika ersetzen dürfte. „Ähnliches Konzept, anderer Name“, sagt Julia Stanyard, Forscherin für die Global Initiative Against Transnational Organized Crime. Klar sei, dass der Tod Prigoschins nichts an den Expansionsbestrebungen Russlands in Afrika geändert habe. Bisher war Wagner in mehreren von autokratischen Herrschern geführten Staaten wie Libyen, Sudan und Mali präsent. In der Zentralafrikanischen Republik (ZAR), einem Zentrum afrikanischer Wagner-Aktivität, gibt es sogar ein Denkmal für sie. Blumen wurden dort unlängst niedergelegt, um Prigoschin und dessen mit ihm umgekommener Führungsleute der Miliz zu gedenken.

Prigoschin war spätestens seit 2017 in Afrika aktiv

Die handelte lange im Sinne Wladimir Putins. Für Russlands Präsident ist Afrika Chefsache. Er hat 2019 und 2023 schon zwei Afrika-Gipfel ausgerichtet, inszeniert sich als Anführer eines „globalen Südens“ gegen einen „neokolonialen“ Westen und nutzt dabei den Unmut über die einstigen Kolonialherren. Die Wagner-Miliz ist dabei ein Schlüsselelement, um Russlands Einfluss zu vergrößern. Prigoschin war spätestens seit 2017 in Afrika aktiv. Dabei führt die Deklarierung Wagners als „privates Militärunternehmen“ in die Irre, hebt das britische Royal United Services Institute (RUSI) in einer jüngsten Analyse hervor. Wagner war demnach kein privates Unterfangen Prigoschins, der seine Karriere als Gas­trounternehmer in seiner Heimatstadt Sankt Petersburg begann und mit Verpflegungsaufträgen für die russische Armee, Schulen und Kindergärten reich wurde. Vielmehr war die Miliz mit Blick auf die Finanzierung und Ausstattung vom Verteidigungsministerium abhängig.

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