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#Wie bedrohlich ist ein „Salami-Lockdown“ an Schulen?

Wie bedrohlich ist ein „Salami-Lockdown“ an Schulen?

Herr Meidinger, wie belastbar sind die Zahlen von Quarantäne-Fällen bei Schülern und Lehrern, die der Lehrerverband heute veröffentlicht hat? Die Tagesthemen sprachen gestern noch von Tausenden Schülern und Hunderten Lehrern in Quarantäne, Ihre aktuelle Schätzung beläuft sich auf 300.000 Schüler und 30.000 Lehrer.

Uwe Ebbinghaus

Grundsätzlich ist es so, dass in vielen Bundesländern leider keine tages- oder wochenaktuelle Zahlen erhoben werden. Teilweise gibt es nur solche über Infizierte, aber nicht über Schüler und Lehrer in Quarantäne. Wir haben uns an zwei, drei Eckdaten orientiert, die, glaube ich, zeigen, dass die Zahlen sehr gut hinkommen. Vor den Herbstferien, um den 20. Oktober, befanden sich in Bayern 45.000 Schüler in Quarantäne. Im September hatte es noch eine Abfrage in allen Bundesländern gegeben, die eine Zahl von 50.000 Schülern in allen Bundesländern ergab. Jetzt gibt es aus Nordrhein-Westfalen mit Datum vom 4. November eine bestätigte Zahl von 50.000 Kindern – mit stark steigender Tendenz. Nach den Rückmeldungen, die wir im Lehrerverband erhalten, gehen wir in Bayern inzwischen von 70.000 Schülern in Quarantäne aus, in NRW ebenfalls. In Hessen ist bestätigt worden, dass 3,5 Prozent der Schüler in Quarantäne sind. Insgesamt nehmen wir bei unserer Schätzung an, dass sich deutschlandweit 2,5 Prozent der Schüler in Quarantäne befinden. Ich vermute, dass die Zahl von 300.000 eher an der unteren Grenze liegt.  

2,5 oder auch drei Prozent hören sich noch nicht wirklich bedrohlich an.

Das klingt zunächst nach einer kleinen Zahl, mit dieser Zahl kommt man eigentlich nicht in den Bundestag. Die Auswirkungen auf den Schulbetrieb sind aber deutlich größer, als die Zahl suggeriert. Wenn Sie zwei Klassen in Quarantäne schicken, müssen an weiterführenden Schulen – richtet man sich nach dem Fachlehrerprinzip – sieben oder acht Lehrer in Quarantäne. Dadurch fällt auch in anderen Klassen Unterricht aus. Ein weiteres Problem der momentanen Praxis ist: Die Hygiene-Stufenpläne des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind weitgehend außer Kraft gesetzt worden. Dieser Plan sah vor, die Maßnahmen hochzufahren, wenn es 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche gibt, und in diesem Fall etwa die Klassen zu teilen, auf jeden Fall die Abstandsregeln einzuhalten und Atemschutzmasken im Klassenzimmer einzuführen. Natürlich kann man die Richtwerte, die das RKI im Sommer aufgestellt hat, in der aktuellen Situation in Frage stellen. So viel steht fest: Wenn man die Fünfzigerregel zum Maßstab nähme, lägen in Deutschland momentan nur schätzungsweise zehn Prozent darunter. Und neunzig Prozent der Schüler müssten sich schon im Hybrid-Betrieb befinden. Ich bin kein Mediziner, aber ich bin davon überzeugt, dass es falsch ist, diese Stufenpläne komplett zu ignorieren. Denn das Prinzip dahinter ist ja gut nachvollziehbar: Wenn das Infektionsgeschehen in einer Region steigt, muss die Prävention an Schulen hochgefahren werden. Dieses Prinzip ist jetzt durchbrochen. Die Kultusministerkonferenz steht unter einem enormen Druck, der meiner Meinung nach auf einer falschen Einschätzung der Stimmungslage in der Bevölkerung beruht.

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