Frau Reichert, Ihr Unternehmen ist Weltmarktführer für hydraulische Spann­elemente, die zum Beispiel Motorblöcke für die Bearbeitung von Autos einspannen.

Dafür auch. Unsere Komponenten werden in unterschiedlichen Maschinen ver­baut. Sie können im Fertigungsprozess eingesetzt werden oder etwa in der Endkontrolle. Wir sind die Spezialisten, die in der Bearbeitung befindliche Teile so fixieren, dass sie sich keinen Millimeter bewegen. Das ist unser Know-how und wird unter anderem in der Au­toindustrie gebraucht. Überall dort, wo Späne erzeugt werden, könnte man uns finden.

Bleiben wir gleichwohl beim Auto: Wie hoch ist der Umsatzanteil, den Römheld mit dieser Branche macht?

Wir beliefern Autohersteller nicht direkt. Und wir fragen auch nicht in jedem Fall, für welche Anwendung unsere Produkte verbaut werden, denn da gibt es auch Verschwiegenheitsklauseln. Dessen un­ge­achtet schätzen wir den Umsatzanteil mit der Automobilindustrie auf etwa 50 bis 60 Prozent. Wir sind aber nicht nur bei der Bearbeitung von Motoren beteiligt, sondern auch im Karosseriebau und an­deren Arbeiten, die mit einem Auto zu tun haben.

Elektrisiert Sie die Diskussion um das Ende des Verbrenners?

Natürlich. Dabei geht es weniger um die Frage, wie bedauerlich wir das Aus für den Verbrenner finden. Vielmehr berührt das unsere Kunden. Autobauer müssen ih­re Fertigungslinien für einen Modellwechsel umrüsten. Das sind die Momente, in denen sich solche Investitionen bei uns in Bestellungen bemerkbar machen.

Weil die Autohersteller dann neue Teile von Ihnen brauchen?

Genau, da geht es zum Beispiel um andere Maße und Formen. Das wiederum gibt es mit Blick auf Verbrenner nicht mehr in dem Umfang, wie es früher üblich war. Der Umsatz damit ist merklich gesunken. Das heißt aber nicht, dass das schlimm wäre. Denn es gibt andere Einsatzmöglichkeiten, etwa in der Produktion von Elektrofahrzeugen. Das Aus für den Verbrenner bedeutet ein Umdenken, aber keine Katastrophe für uns. Wir haben ein gewisses Standing und wollen das mehr nach außen tragen.

Liefert Römheld schon für die Produktion von Elektroautos zu?

Unsere Teile sind im Karosseriebau mit dabei. Und wir liefern Produkte, die helfen, das manuelle Montieren zu verein­fachen. Das sind neue Märkte, die wir seit mehreren Jahren beackern und die zu­nehmend Begeisterung bei Kunden auslösen. Im Zuge dessen geht es etwas weg vom Auto.

Und wo geht der Trend hin?

Zur Fahrradmontage zum Beispiel. Da spielen wir mittlerweile auch eine führende Rolle.

Gibt es auch etwas ohne Räder, das für Römheld wichtiger wird?

Komplexe Anlagen werden auch in der Lebensmittelindustrie betrieben. Etwa in der Herstellung von Schokolade und Gummibärchen, wie ich gelernt habe. Das finde ich faszinierend. Dabei handelt es um komplexe Sonderanlagen, die die Gummibärchenmasse oder flüssige Schokolade in Formen injizieren. Die Fertigungsprozesse für solche Sonderanlagen sind ebenfalls geprägt von zerspanenden Arbeiten, bei denen es um hohe Genauigkeiten geht. Also ein Anwendungsfeld für uns. Unsere Spanntechnik wird auch in Maschinen eingesetzt, mit denen Wurst oder Brot in einer möglichst hohen Stückzahl und gleichbleibenden Qualität geschnitten wird. Das sind sogenannte Slicer. Unsere Produkte sind also vielseitig verwendbar. Etwa auch in der Fer­tigung von Waschmaschinen. Darauf ha­ben wir auch seit vielen Jahren hingearbeitet. In einer wichtigen Industrie gut im Geschäft zu sein ist schön. Aber keine Firma möchte über Gebühr abhängig von einer Branche sein. Letztlich geht es bei unseren Produkten um Halten, Zentrieren und Fixieren mit einer hohen Wiederholgenauigkeit.

In den vergangenen Monaten sind auch als Folge des Ukrainekriegs verschiedene Stähle teurer geworden, und es hakt bisweilen an der Verfügbarkeit. Inwieweit trifft Sie das als Stahlverarbeiter?