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#Diskussion: Aufruf zum Boykott der Fußball-WM

„Diskussion: Aufruf zum Boykott der Fußball-WM“




Das Großereignis findet dieses Jahr in Katar statt. Bei einer Veranstaltung der Mittwochsdisko in Dießen gibt es Kritik am Weltverband und dem Gastgeberland.

Fußball gilt als schönste Nebensache der Welt und ist im Profibereich längst ein milliardenschweres Segment der Unterhaltungsindustrie. Für den Fußballexperten Dietrich Schulze-Marmeling ist es deshalb kein Wunder, dass der Weltfußballverband Fifa die Weltmeisterschaft der Männer an Katar vergeben hat. „Die immensen politischen, ökonomischen und logistischen Forderungen der Fifa führen dazu, dass heute nur noch ein kleiner Kreis von Ländern für die Austragung einer WM in Betracht kommt“, sagt er. Das führe die Fifa an die Seite von autoritär regierten Staaten, deren Regierungen bereit seien, für Großveranstaltungen Unsummen auszugeben. Um das Thema ging es auch auf einer Veranstaltung der Dießener Gruppe Mittwochsdisko.

Schulze-Marmeling hat etliche Bücher über Fußball veröffentlicht, darunter ein Porträt des FC Bayern, der ebenfalls ökonomisch mit Katar verbandelt ist. Zusammen mit Bernd Beier hat der BVB-Fan die Kampagne zum Boykott der WM initiiert. Die Gründe dafür erklärte Schulze-Marmeling in den Räumen der Freien Kunstanstalt in Dießen. Die Veranstalter hatten dazu Sportvereine rund um den Ammersee sowie in Landsberg und Weilheim eingeladen und um ein Statement zur WM gebeten, aber keine einzige Antwort erhalten. „Das ist in den Vereinen kein Thema oder sie wollen sich nicht politisch positionieren“, sagte Schulze-Marmeling dazu.

Zu Beginn der Veranstaltung schilderte Roland Nagl, Sprecher der Amnesty-Gruppe Ammersee, die Menschenrechtslage in Katar. Von etwa 2,8 Millionen Einwohnern seien 90 Prozent Arbeitsmigranten, viele Männer arbeiteten auf dem Bau, sechs Tage die Woche bei bis zu 50 Grad Hitze. „Sie bekommen ihre Pässe abgenommen, dürfen nicht mehr ausreisen und werden oft um ihren Lohn betrogen. Allein beim Stadionbau für die WM dürften etwa 7000 Arbeiter gestorben sein. Knapp 180.000 Frauen arbeiten als Personal in den Haushalten der Reichen, wo sie von den Männern sexuell misshandelt und vergewaltigt werden.“ Ihnen drohe obendrein Gefängnis oder Auspeitschung wegen außerehelichem Geschlechtsverkehr. In Katar sei die „frauenfeindliche Scharia“ Gesetz, Homosexuellen drohten Haft und Auspeitschen, Oppositionelle würden gefoltert und ermordet. Katar finanziere islamistische Propaganda und Terrororganisationen wie die Hamas oder die Taliban.

Beherrscht werde das Land von einer Familie. Schulze-Marmeling sieht Ähnlichkeiten mit dem Weltfußballverband: „Die Fifa-Führung ist auch eine Familie. Internationale Sportfunktionäre und Autokraten sind häufig Seelenverwandte – beide lieben die Gigantomanie.“ Er erinnerte daran, dass das Exekutivkomitee, das 2010 pro Katar entschied, „hochgradig korrupt war“. Das Gros der 22 Mitglieder habe sich später wegen Korruption, Geldwäsche und anderer Vergehen verantworten müssen.

Mit ihren Investitionen in den Profifußball verfolgten die Herrscher von Katar keinen Gewinnabsichten, sondern ihnen gehe es, ähnlich wie russischen Oligarchen, um ein positives Image, sagte der Fußballexperte. Ökonomische Interessen verfolge die Führung auf andere Weise. So besitze Katar 17 Prozent der Anteile des VW-Konzerns und sei an der Deutschen Bank mit acht Prozent beteiligt, der ehemalige Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) gelte als Interessenvertreter im Aufsichtsrat.

Schulze-Marmeling geht davon aus, dass die Boykott-Kampagne im Herbst Fahrt aufnimmt und viele Fans zumindest den Fernseher abschalten werden. (ak)

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