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#Djokovic drohen sehr langfristige Folgen

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Djokovic drohen sehr langfristige Folgen

Die australischen Grenzbehörden haben ein zweites Visum annulliert, das die Teilnahme am Turnier in Melbourne sichern sollte: Die tschechische Spielerin Renata Voráčová, die sich schon seit Wochen vor Ort auf die Australian Open vorbereitet, wurde vor der Abschiebung im selben Hotel festgesetzt, in dem auch der Weltranglistenerste Novak Djokovic seit Mittwoch sitzt.

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Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Sie soll schon im Dezember mit einer vergleichbaren Ausnahmegenehmigung von Tennis Australia eingereist sein, wie Novak Djokovic Mittwochnacht. Damals hatten die Grenzbeamten nichts bemängelt. Voráčová hatte, wie wohl auch der Serbe, angegeben, jüngst Corona gehabt zu haben.

Derzeit durchkämmen die australischen Behörden die Liste der Spieler – derjenigen, die schon im Land sind und jener, die in diesen Tagen einreisen wollen. Angeblich sollen drei der insgesamt 26 mit Ausnahmegenehmigungen, unter ihnen Djokovic und Voráčová, schon im Land sein – derzeit ist vollkommen offen, ob es damit zu weiteren Ausweisungen von Spielern aus Australien kommen wird.

„Djokovic kann das Land verlassen“

Djokovic und die 38 Jahre alte Tschechin sitzen in Quarantäne im Park Hotel in Melbourne. Die Angehörigen des Serben sprachen davon, er sei „in Haft“. Dem widersprach die australische Innenministerin Karen Andrews am Freitag heftig: „Herr Djokovic wird in Australien nicht gefangen gehalten, es steht ihm frei, jederzeit auszureisen, und der Grenzschutz wird ihm das auch ermöglichen.“ Allerdings macht der 34-Jährige keine Anstalten, das Land zu verlassen – er will den für Montag erwarteten Richterspruch über seine Ausweisung abwarten.

Mary Crock, Juristin an der Universität von Sydney, warnte vor zu hohen Erwartungen an das Urteil: Djokovic müsse „nachweisen, dass die Annullierung seines Visums auf einem Rechtsfehler beruhte“. Sei das Visum annulliert worden, habe das sehr langfristige Folgen – sowohl für die Einreise auf den Fünften Kontinent, wie auch für die geplante Einreise in jedes andere Land: „Denn man wird immer gefragt, ob man abgeschoben oder ausgeschlossen wurde“.

Der australische Ministerpräsident Scott Morrison hatte am Mittwoch bestätigt, dass das Visum des Spielers „annulliert“ worden sei. Der Erfolg der Klage gegen die Entscheidung hänge deshalb nun davon ab, welches Visum der Spieler beantragt habe, sagte die Professorin. „Das Gesetz ist in diesem Bereich sehr stark zugunsten der jeweiligen Regierung gewichtet.“

Die tschechische Spielerin Renata Voráčová wird ebenfalls im Hotel festgesetzt.


Die tschechische Spielerin Renata Voráčová wird ebenfalls im Hotel festgesetzt.
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Bild: AFP

Vor dem Park Hotel in Melbourne demonstrierten am Freitag rund tausend Serben und Fans des Tennisspieler für dessen Freilassung und Turnierteilnahme. Zwei Frauen wurden festgenommen, die für die Freilassung von Asylsuchenden demonstrierten, die im selben Hotel wie Djokovic festgehalten werden.

Sein Bruder Djordje kritisierte die „fürchterlichen“ Bedingungen im Hotel. Er erklärte, sein Team suche die richterliche Entscheidung, weil Djokovic bei einer Abschiebung eine dreijährige Einreisesperre nach Australien drohe. Er teilte auch die erste Nachricht, die Novak Djokovic am Tag der christlich-orthodoxen Weihnacht an ihn versandt habe: „Gott sieht alles. Moral und Ethik als die höchsten Ideale sind Sterne, die uns zu einem geistigen Aufstieg führen. Mein Gewinn ist ein spiritueller; sie alle hier haben nur materielle Vorteile.“ Der Vorsitzende der serbischen christlich-orthodoxen Gemeinde in Melbourne erklärte, das Team habe angefragt, am Feiertag einen Priester zu Djokovic zu entsenden. Es sei „inhuman“, dies nicht zuzulassen, sagte der Geistliche.

Unterdessen wird immer deutlicher, dass die Prozesse in Australien nicht funktioniert haben: Abul Rizvi, der frühere Stellvertretende Chef der Einwanderungsbehörde, sieht eine „Pflichtverletzung“ auf australischer Seite als Grund für das Chaos um den Athleten. Wahrscheinlich sei, dass der elektronische Visaprozess über das Internet ihm grünes Licht gegeben habe, die Grenzer dann aber zusätzliche Dokumente verlangten.

Dies indes war selbst in der Verwaltung des Landes nicht klar: So weist der Bundesgesundheitsminister Greg Hunt mit zwei inzwischen veröffentlichten Briefen nach, dass er schon Ende November den Australischen Tennisbund darauf hingewiesen hat, dass alle Einreisenden zweimal gegen Corona geimpft sein müssen – auch wenn sie, wie Djokovic, in den vergangenen sechs Monaten an Corona erkrankt und damit wahrscheinlich immun seien.

„Es gab diesen Briefwechsel zwischen der Bundesregierung und Tennis Australia. Mir wurde mitgeteilt, dass die Mitglieder der Regierung von Victoria diese Korrespondenz nicht gesehen haben“, erklärte die agierende Ministerpräsidentin des Bundesstaates Jacinta Allan, die den derzeit in Kur im Ausland weilenden Ministerpräsidenten Daniel Andrews vertritt, am Freitag. Victoria aber genehmigte Djokovics Einreise nach Prüfung. Nach seiner Ankunft und den Bedenken der Grenzbeamten verweigerte Victoria eine weitere Unterstützung des Stars.

Der australische Tennisverband dementierte derweil Gerüchte über Fehlinformationen an die Spielerinnen und Spieler zu den Einreiseregularien. „Wir weisen ausdrücklich zurück, dass die Gruppe der Spieler wissentlich falsch informiert wurde“, übermittelte Tennis Australia am Freitag der Zeitung „The Herald Sun“.

Zuvor waren Spekulationen aufgekommen, der nationale Verband habe einen Fehler gemacht. Dieser soll in einer Mail an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Australian Open mitgeteilt haben, dass eine Corona-Infektion in den vergangenen sechs Monaten und der damit verbundene Genesenen-Status eine medizinische Ausnahmegenehmigung rechtfertigen würden. Dies aber würde den strengen australischen Einreiseregularien widersprechen.

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