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#Die Stadt bin ich

„Die Stadt bin ich“

Man kann sich die Szene aus der Übertragung des Hessischen Rundfunks auf Youtube anschauen, sie beginnt bei zwei Stunden, 24 Minuten und 32 Sekunden: Kaum hat der Trainer der Frankfurter Eintracht den Römer mit dem Pokal in der Hand betreten, steht Volker Bouffier da, um das goldene Riesengefäß zu berühren. Und bevor der Trainer noch recht weiß, wie ihm geschieht, hat der hessische Ministerpräsident das gute Stück allein in der Hand, läuft damit einen langen Flur entlang, tritt – immer im Fokus der Fernsehkameras – in den Kaisersaal und präsentiert die Trophäe den Ehrengästen. Die Bilder stammen aus dem Jahr 2018, als die Eintracht den DFB-Pokal gewonnen hatte. Niemand regte sich damals über Bouffiers Verhalten auf, anders als über das von Oberbürgermeister Peter Feldmann, als dieser sich vor einer Woche an exakt der gleichen Stelle des Europapokals bemächtigte.

Ist es ungerecht, dass 2022 zum Skandal gemacht wird, was 2018 als Petitesse erschien? Feldmann wird es so empfinden. Dabei bestätigt sich hier nur das Sprichwort, dass es nicht dasselbe ist, wenn zwei das Gleiche tun. Es kommt auf die Umstände an und auf die Details. Während Bouffier damals den nationalen Pokal so ehrfürchtig vor sich hertrug, als hielte er den Heiligen Gral in Händen, hat Feldmann den Europa-Pokal breit grinsend wie ein persönliches Siegeszeichen geschwenkt. Angesichts der Kalamitäten, in denen das Stadtoberhaupt aufgrund staatsanwaltschaftlicher Anklageerhebung steckt, und der angekündigten Zurückhaltung bei öffentlichen Auftritten wirkte der Auftritt besonders unangemessen. Doch alles in Feldmann sehnte sich nach dem großen Auftritt; dass er von der Eintracht weder zum Endspiel nach Sevilla noch zum Autokorso eingeladen war, verstärkte das Bedürfnis noch, sich zu zeigen.

Trotzige Drohung an die Koalition

Am Mittwoch waren wieder viele Kameras im Römer aufgebaut, Feldmann gab vor den Medien eine Stellungnahme ab. Nachdem zwei Tage zuvor seine sexistische Bemerkung über Flugbegleiterinnen bekannt geworden war, hatte sich die Stimmung für ihn weiter eingetrübt, selbst seine treuesten Fans unter den sozialdemokratischen Frauen und den Jusos forderten nun seinen Rücktritt. Nicht wenige Beobachter rechneten damit, dass Feldmann dem Ansinnen folgen würde.

Sie kennen ihn schlecht, Feldmann ist ein Mann ohne Nerven und ohne Schamgefühl, manche nennen ihn einen Narzissten. Er entschuldigte sich noch einmal pflichtschuldig für seine Fehler und teilte mit, bis zur Sommerpause nahezu keine Termine mehr wahrzunehmen. Das sollte man nicht als Geste der Reue missdeuten, seine Ankündigung, künftig anders zu arbeiten und sich um die wichtigen Themen zu kümmern, klang vielmehr wie eine trotzige Drohung an die Koalition aus Grünen, FDP, Volt und Feldmanns eigener Partei, der SPD: Ich ziehe mich zwar zurück, aber nur, um mit frisch geschmiedeten Waffen zurückzukehren, mit denen ich es euch allen zeigen werde.

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Feldmanns Partei, die Frankfurter SPD, befindet sich in einer extrem unangenehmen Zwangslage: Sie muss angesichts der derzeitigen öffentlichen Stimmung ob der Verfehlungen Feldmanns einen Abwahlantrag gegen den Oberbürgermeister mittragen. Anderenfalls würde den Genossen unterstellt, dass sie Feldmann immer noch schützen wollen. Dabei spricht nicht nur aus Sicht der Sozialdemokraten vieles gegen einen Abwahlantrag, wenn man die Sache vom Ende her denkt. Zu hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Demission Feldmanns misslingen wird. Mindestens 30 Prozent der Frankfurter müssten sich an der Abstimmung beteiligen und von diesen wiederum mehr als die Hälfte gegen einen Verbleib Feldmanns votieren.

Die Mobilisierung durch die Feldmann-Gegner wird schwierig

30 Prozent – das ist ziemlich genau der Anteil der Wahlberechtigten, der an der Oberbürgermeister-Stichwahl 2018 teilgenommen hat. Die Mehrheit dürfte zu erreichen sein, das Quorum dagegen kaum. Feldmann wird seinen verbliebenen Anhängern nahelegen, der Urne fernzubleiben. Und die Mobilisierung der Bürger durch die Feldmann-Gegner wird schwierig werden: Soll die SPD gegen ihn plakatieren? Wer soll das finanzieren? Und wer weiß, ob die Stimmung in einigen Monaten immer noch so schlecht für Feldmann ist wie derzeit. Es steht zu vermuten, dass die Menschen dann andere Sorgen haben. Und es ist kaum zu vertreten, dass die Abwahl für mehrere Monate alle anderen kommunalpolitischen Themen überlagert.

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