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#Wann muss die Impfung aufgefrischt werden?

Wann muss die Impfung aufgefrischt werden?

Die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe ist unbestritten, auch nach Auswertung von Realwelt-Daten in impfstarken Ländern. Sie ist wie in den klinischen Studien hervorragend, und zwar für alle in Europa zugelassenen Impfstoffe. Allerdings ist die Wirksamkeit nicht in Stein gemeißelt. Sie lässt mit der Zeit nach. Die entscheidende Frage ist deshalb: Wie schnell und wie stark schwindet sie – und wann muss die Impfung aufgefrischt werden?

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut hält sich offiziell noch bedeckt, auch wenn der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens jüngst schon einmal „spätestens 2022“ als Datum für eine mögliche dritte (beim Johnson & Johnson-Imstoff für eine zweite) Impfdosis nannte. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat die Studienlage in einem Interview auf eine andere Zahl gebracht: Der Impfschutz sei für die meisten etwa sechs Monate ausreichend.

Tatsächlich gehen die Einschätzungen von Impfexperten derzeit weit auseinander – was nicht etwa an den Impfstoffen selbst liegt, sondern vor allem an der hochgradigen Individualität der Immunantwort. Und an der schwer einzuschätzenden Verbreitung und Wirkung der Virus-Varianten mit Immun-Fluchtmutationen. Die „südafrikanische“ Variante etwa und mit Abstrichen auch die „brasilianische“ und die „indische“ Variante besitzen solche Mutationen, welche die Wirkung der neutralisierenden Antikörper im Blut abschwächen.

Allerdings hat keine der zahlreichen Studien bislang ergeben, dass die Immunantwort so massiv beeinträchtigt wird, dass der Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung verloren geht. Die Impfstoffhersteller entwickeln dennoch bereits „Booster“-Dosen und – wie Curevac in Tübingen – „Impfstoffe der zweiten Generation“, die gezielt auch gegen solche Varianten gerichtet sind. Die Impflinge müssen kaum befürchten, nach Ansteckungen mit einer Variante ernsthaft zu erkranken.

Immunantwort fällt unterschiedlich aus

Klar ist aber auch: Die wirksamen Antikörper werden allmählich abgebaut im Blut, der Immun- und damit auch der Infektionsschutz schwinden. Wie schnell das passiert, hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderem davon, wie stark die Immunantwort nach der Impfung ausfällt. Bei Genesenen wurde das schon voriges Jahr oft beobachtet: Je schwerer jemand erkrankt war, desto stärker fiel die Immunantwort aus und umso länger schützte das Immunsystem vor einer weiteren Erkrankung.

In systematischen Studien mit infiziertem Krankenhauspersonal war noch nach einem Jahr der Pool der Antikörper und Immunzellen ausreichend. Und: Impfstoffe erzeugen in der Regel eine ausgeprägtere Immunantwort als eine Infektion. Abhängig ist der Schutz außerdem vom angelegten Impfschema: Eine britische Untersuchung hat jüngst für den mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer gezeigt, dass – ähnlich wie bei dem Mittel von AstraZeneca – ein Abstand von drei Monaten zwischen den Impfdosen (statt der üblichen sechs Wochen) die Zahl der neutralisierenden Antikörper mehr als verdreifacht. Eine Impf-Auffrischung könnte dann also später nötig werden.

Entscheidend ist, dass im Zweifach-Impfschema keinesfalls auf die zweite Dosis verzichtet wird. Bei Genesenen – auch wenn die Covid-19-Erkrankung viele Monate zurück liegt – erzeugt schon eine einzige Impfdosis eine hervorragende Immunreaktion. Die meisten Experten rechnen damit, dass eine dritte Dosis einige Monate später die Immunantwort noch einmal deutlich forciert und durch die Ausreifung von Antikörper bildenden Gedächtniszellen und T-Zellen auf längere Sicht verbessert.

Auffrischung für Krebspatienten lebenswichtig

Für immungeschwächte Menschen, und damit auch für Hunderttausende Krebspatienten in Behandlung und für Organtransplantierte, ist die Auffrischungs-Impfung sogar lebenswichtig. In mehreren Studien wurde ermittelt, dass ihr Immunsystem oft auch nach zwei Impfungen nur schwach reagiert. Für wie lange ein „Booster“ dann hält, bleibt offen. Eine Untersuchung des Moderna-Impfstoff-Herstellers hat ergeben, dass nach der zweiten Impfdosis mit einem Abfall der neutralisierenden Antikörper auf ein Siebtel des Anfangswerts nach etwa acht Monaten zu rechnen ist – das soll dann bei einer starken Impfwirkung immer noch ausreichen, um fünfzig Prozent der Ansteckungen und nahezu alle schweren Erkrankungen zu verhindern.

Der Abfall der schützenden Antikörper schreitet nach den Vorstellungen des Impfstoffherstellers dann stark verlangsamt fort. Mit Daten konnte das bisher nicht erhärtet werden. Zumindest aber hat man seit dieser Woche nun mehr Klarheit, wie der Status des Immunschutzes abgeklärt werden kann. In der Zeitschrift „Nature Medicine“ haben australische Immunologen ermittelt, dass die gemessene Menge an neutralisierenden Antikörpern bei allen bekannten Impfstoffen ziemlich genau den Schutz vor milden bis schweren Covid-19-Erkrankungen spiegelt. Damit ist klar, dass auch die Überwachung der Immunantwort mit Antikörper-Tests für gefährdete Personen durchaus sinnvoll werden kann.

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