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#Ehre oder Beleidigung?

Ehre oder Beleidigung?

In den Vereinigten Staaten gibt es kein Schulkind, das Harriet Tubman nicht kennt. Die Sklavin, im Jahr 1820 oder 1822 in Maryland im amerikanischen Nordosten geboren, brachte einige hundert Sklaven durch ein Netzwerk aus heimlichen Routen und Unterschlupfmöglichkeiten, die sogenannte Underground Railroad, in die Freiheit. Sie arbeitete während des amerikanischen Bürgerkriegs als bewaffnete Spionin für das Heer der Union und engagierte sich in den letzten Jahrzehnten ihres Lebens für die Frauenbewegung. In jedem Februar, dem Black History Month, gehören Biographien über Tubman zu den beliebtesten Projekten amerikanischer Schüler. „Jeder große Traum beginnt mit einem Träumer. Vergiss nie, dass du in dir die Stärke, die Geduld und die Leidenschaft hast, nach den Sternen zu greifen und die Welt zu verändern“ – so lautet ihr Leitspruch, der die Wände vieler Klassenräume ziert.

Seit Anfang 2016 wird auch in Washington über Harriet Tubman diskutiert. Bei einer Online-Erhebung hatten sich damals fast 60 Prozent der Befragten dafür ausgesprochen, ein Porträt der Abolitionistin auf einen Geldschein zu drucken – sie wäre die erste Afroamerikanerin, der diese Ehre zuteilwird. Jack Lew, Finanzminister in der Regierung Obama, kündigte an, Andrew Jackson, den siebten Präsidenten der Vereinigten Staaten, der wie weitere 17 amerikanische Regierungschefs ein Sklavenhalter war, auf dem 20-Dollar-Schein zu ersetzen. Tubman sollte künftig auf der Vorderseite der Note zu sehen sein, Jackson sollte auf die Rückseite wandern. Wie das Umfrageinstitut Survey Monkey meldete, unterstützten 80 Prozent der teilnehmenden Afroamerikaner die Entscheidung von Finanzminister Lew. Bei den hispanischstämmigen Befragten waren es mehr als 60 Prozent, bei weißen Amerikanern etwa jeder Zweite.

„Die höchste Stufe von Respektlosigkeit“

Donald Trump, der sich damals um den Einzug in das Weiße Haus bemühte, tat die Idee als Effekthascherei ab. „Ich denke, es geht hier nur um politische Korrektheit. Jackson war viele, viele Jahre auf dem Schein zu sehen, weil er wichtig für das Land war“, ließ der Republikaner wenige Monate vor der Präsidentenwahl wissen. Wie erwartet verschwand Lews Plan, Harriet Tubman auf dem 20-Dollar-Schein zu zeigen, in der Schublade, als Donald Trump einige Monate später als Präsident in das Weiße Haus einzog.

Sein demokratischer Nachfolger Joe Biden will die 1913 verstorbene frühere Sklavin nun doch auf den Schein drucken lassen. „Es ist wichtig, dass unser Geld Geschichte und Diversität des Landes widerspiegelt“, teilte seine Sprecherin Jen Psaki bereits wenige Tage nach dem Amtsantritt des Präsidenten mit. Mit den wiederbelebten Plänen für Tubman flammte aber auch die Debatte über Afroamerikaner auf Geldscheinen wieder auf. Während Politiker wie die demokratische Senatorin Jeanne Shaheen das geplante Porträt der Sklavenbefreierin als Beitrag zu den Zielen der Bewegung „Black Lives Matter“ und als Zeichen der Wertschätzung von „People of Color“ lobten, warnten Bürgerrechtler vor missverstandener Symbolik.

„Tubmans Bild auf ein gesetzliches Zahlungsmittel zu drucken, obwohl Sklaven in den Vereinigten Staaten wie Waren behandelt wurden, ist die höchste Stufe von Respektlosigkeit“, wetterte Brittney Cooper, Professorin für Afrikanistik an der Rutgers University in New Jersey. „Amerika sollte schwarze Frauen nicht auf Geld setzen, sondern Geld auf schwarze Frauen.“ Jede vierte amerikanische Schwarze lebe unterhalb der Armutsgrenze, überdurchschnittlich viele von ihnen arbeiteten in Berufen mit niedrigen Einkommen.

Trotz Kritik am Plan festhalten

Die Autorin Sade Green wurde noch deutlicher. Harriet Tubman, schrieb sie in „Elle“, habe den Kapitalismus abgelehnt, da er Sklaverei ermöglicht habe. In Form von wirtschaftlicher Benachteiligung und staatlich sanktionierter Gewalt gegen Schwarze dauere die Sklaverei aber bis heute an. Sade Green wirft der Regierung in Washington vor, an afroamerikanischen Gefängnisinsassen Geld zu verdienen, Schwarzen den Weg zu eigenen Immobilien zu verwehren und sie durch mangelnde Unterstützung während der Corona-Pandemie bewusst Gefahren auszusetzen. „Wenn Harriet Tubman noch am Leben wäre, würde sie der Regierung sagen, dass es eine Beleidigung ist, ihr Gesicht auf das Geld des Wirtschaftssystems zu drucken, das ihr Volk umgebracht hat“, so Green. Ihr Vorschlag an die Regierung Biden: „Druckt Harriet Tubman nicht auf den 20-Dollar-Schein, sondern zahlt Reparationen!“

Sklavenhalter und Präsident: Andrew Jackson auf der 20-Dollar-Note


Sklavenhalter und Präsident: Andrew Jackson auf der 20-Dollar-Note
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Bild: AP

Die Senatorin Jeanne Shaheen und ihre Mitstreiter halten dennoch an dem Plan fest, die Abolitionistin auf dem Geldschein zu zeigen. In einem offenen Brief forderten sie die Finanzministerin Janet Yellen jetzt auf, diese Frage vorrangig zu behandeln. Mit dem Design des neuen 20-Dollar-Scheins sei schließlich schon begonnen worden.

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