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#Ein ermächtigendes Gefühl

Ein ermächtigendes Gefühl

Zehn junge Männer posieren auf den Stufen vor dem Eingang des exklusiven Oxforder Clubs „Bullingdon“. Stolz tragen sie ihre Smokings, Anzüge und „Gowns“ – jene akademischen Roben, die in Oxford und Cambridge traditionellerweise bei den „formal dinners“, den kerzenbeschienenen Abendessen in den College-Speisesälen und Society Clubs, verpflichtend sind. Zehn junge Männer mit selbstbewussten Zukunftsvorstellungen in den Augen. Sie werden diejenigen sein, die bestimmen, Entscheidungen treffen, Menschen anführen. Dies hier ist die Elite der Universität, des Landes, wenn nicht der ganzen Welt.

Und sie ist schwarz. Zehn junge Männer mit dunkler Hautfarbe stellen jenes berühmte Bild nach, das zehn ehrgeizige Bullingdon-Club-Mitglieder 1987 von sich aufnehmen ließen. Hinten links stand damals David Cameron, vorne rechts saß Boris Johnson. Es war der ikonographische Ausdruck einer jungen, rücksichtslosen Elite, die sich ihrer zukünftigen Macht schon so gewiss war, dass sie sie bereits jetzt durch Alkoholexzesse, schlechtes Benehmen und alberne Mutproben in Szene setzte. Diese Mȁnner fühlten sich überlegen. Sie schauten als Auserwählte des Schicksals auf alle anderen herab.

Die Gesichter von zukünftigen Star-Philosophen und Nobelpreisträgern

Auf jener Treppenstufe, auf der damals der heute amtierende Premierminister saß, sitzt jetzt ein junger Geschichtsstudent aus einer Arbeiterfamilie im Südosten Londons. Camerons Platz hat ein „PPE“-Student eingenommen, der im Gegensatz zum früheren Premierminister nicht auf einer privaten, sondern auf einer öffentlichen Schule in Harrow on the Hill war. Die Dinge haben sich verändert, das rufen die jungen Herren mit ihrem fotografischen Reenactement laut in die Welt: Was bis vor kurzem noch mehr oder weniger unstrittig war, dass nämlich in ihr nur Kinder aus der wohlhabenden weißen Oberschicht hohe Bildung, Einfluss und Macht erringen konnten, gilt heute nicht mehr. Eine junge schwarze Führungsschicht bildet sich aus, die keine Berührungsängste mit dem Begriff „Elite“ hat. Allein in den letzten fünf Jahren ist in Oxford die Prozentzahl ethnischer Minderheiten bei den Erstsemestern von 14, 5 auf 22,1 Prozent gestiegen.

1987 setzen sich David Cameron (zweiter von links hinten) und Boris Johnson (vorne rechts) als Mitglieder des Oxforder Bullingdon-Clubs in Szene.


1987 setzen sich David Cameron (zweiter von links hinten) und Boris Johnson (vorne rechts) als Mitglieder des Oxforder Bullingdon-Clubs in Szene.
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Bild: Gillman and Soame

Man sieht hier vielleicht in die Gesichter von zukünftigen Firmengründern, Topmanagern, Star-Philosophen und Nobelpreisträgern. Sie, die jetzt Jura, Chemie, Ingenieurwesen, Informatik und Philosophie an einer der besten Universitäten der Welt studieren, wuchsen in benachteiligten Vierteln Großbritanniens auf. Sie alle haben in der einen oder anderen Weise erfahren, was es heißt, im eigenen Land als ein „Anderer“ angesehen zu werden. Und sie alle haben sich mit dem Platz, den ihnen ein angebliches Schicksal zugewiesen hat, nicht zufriedengegeben. Sie haben sich gegen die Gewohnheit aufgelehnt und die gläserne Decke der Tradition durchbrochen. Der neue Johnson gibt zu Protokoll, dass er den „strukturellen ökonomischen und sozialen Druck“ zum Ausdruck bringen wolle, den jenes Establishment auf dem originalen Bullingdon-Foto einem dunkelhäutigen Arbeiterkind wie ihm zugefügt habe. Er hoffe, dass das Bild bei anderen Aufstiegswilligen mit schwieriger Herkunft ein Gefühl der „Ermächtigung“ auslöse. Die Aktion der zehn jungen Erstsemester kommt als intelligente Spielart jener sogenannten Identitätspolitk daher, die inzwischen die moralpolitische Agenda vieler westlicher Universitäten bestimmt und mitunter absurde Formen annimmt.

Statt Statuen umzustürzen oder Farbbeutel an die Clubwand zu werfen, haben sich diese jungen Herren einfach davor gestellt. Im Netz findet das Foto unter dem Hashtag #blackexcellence viel Aufmerksamkeit. Und die Clubgeschichte des „Buller“, der nicht nur in der Literatur, etwa bei Evelyn Waugh, sondern auch in Filmen, Popsongs und Politikermemoiren häufig auftaucht, ist um eine wesentliche Episode reicher.

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