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#Ein fast schon militantes Statement

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Ein fast schon militantes Statement

Auf der ersten Etage des New Museums in New York steht ein Leichenwagen, in der Mitte durchgesägt und mit schwarzem Teer überzogen. Unter seinen Rädern quellen verrostete Rohre hervor. Über ihm hängen Auspuffrohre samt Schalldämpfer, als wollten sie von einem drohenden Unwetter künden. Ein Käfig aus beinahe deckenhohen Gitterstäben umschließt das Werk. Es ist eine brutale, eine befremdliche Installation des in der Karibik geborenen amerikanischen Künstlers Nari Ward. Ein Symbol für Gewalt, Verlust und Überlebenskampf in einer apokalyptischen Welt. Wards Skulptur „Peace Keeper“ ist Teil der Ausstellung „Grief and Grievance: Art and Mourning in America“, der wohl politischsten und womöglich auch persönlichsten Kunstschau, die der nigerianische Kurator Okwui Enwezor noch zu Lebzeiten entwickelt hat. Und die nun am New Museum in New York eröffnet wurde, fast genau zwei Jahre nach seinem Krebstod im März 2019.

Enwezor hatte bis zum Schluss an „Grief and Grievance“ gearbeitet. Er wollte sie zur Präsidentenwahl 2020 präsentieren. Weil das Thema so akut, so brisant war. Und ist. Enwezor wollte den Blick auf die „Trauer“ („grief“) von schwarzen Amerikanern lenken, deren pure Existenz Teile der weißen Mehrheitsgesellschaft, in der sie leben, als ständigen Anlass zur „Klage“ („grievance“) sehen.

Seine Eleganz inspirierte die Welt

Es sei eine für Enwezor ungewöhnliche Ausstellung, sagt Massimiliano Gioni, Künstlerischer Leiter des New Museums, im Gespräch. Gezeigt werden ausschließlich Werke von Afroamerikanern. Die Ausstellung sei schon wegen dieses engen geographischen Fokus’ „eine Anomalie in Enwezors Karriere“, sagt Gioni. Er sei nicht mehr dazu gekommen, Enwezor zu fragen, warum er nur schwarze Künstler ausgewählt hat. Dennoch sei immer klar gewesen, dass Enwezor „Grief and Grievance“ als ein „politisches, fast schon militantes Statement verstanden wissen wollte“.

Diamond Stingilys Installation „Entryways“ aus dem Jahr 2016


Diamond Stingilys Installation „Entryways“ aus dem Jahr 2016
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Bild: Queer Thoughts, New York

Als Enwezor starb, machte sich ein Team von Kuratoren und engen Vertrauten daran, seine Ideen und Pläne für die Ausstellung aufzunehmen und wegen der Pandemie mit etwas Verspätung umzusetzen. 85 Prozent der kuratorischen Arbeit stamme von Enwezor, sagt Gioni. Auch wenn die Ausstellung sicher etwas anders geworden wäre, wenn Enwezor sie bis zum Schluss betreut hätte. Enwezor galt als Schlüsselfigur für die Internationalisierung der Kunstwelt. Von Beginn seiner Karriere an hat er an einer Erweiterung des westzentrischen Kunstbegriffs gearbeitet. Und war damit enorm erfolgreich. Er leitete als erster Nichteuropäer die Documenta 11 im Jahr 2002 und 2015 die 56. Biennale in Venedig, als erster aus Afrika stammender Kurator. Enwezor legte ein enormes Tempo vor. Auf der ganzen Welt organisierte er Ausstellungen, veröffentlichte Essays und Bücher, war Teil von Jurys, kuratorischen Teams und lehrte an den großen Universitäten. Seine Energie, seine Neugierde, sein Ideenreichtum, sein Charme und seine Eleganz inspirierten die Welt.

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