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#Ein Stück Köln in der Wohnung

„Ein Stück Köln in der Wohnung“

Betrachtet man die einzelnen Möbelstücke auf der Homepage, wundert man sich, warum der Warenkorb in der sonst dafür vorgesehenen Ecke rechts oben fehlt – auf einer sonst klar strukturierten Seite, die unter dem schönen Namen „Urban Assemblage“ Einrichtungsgegenstände wie Tisch, Stuhl, Regal, Sofa und Sideboard anbietet. Zehnerlei Objekte sind zu sehen: eine Leuchte, die dreischichtig und zugleich filigran aussieht, ein Tisch, der durch sein Eisengestänge funktional wirkt, ein Schrank, der mit seinen orange-, blau- und fliederfarbenen Würfeln zum Hingucker in Wohnzimmer oder Büro werden könnte.

Doch dann, der zweite Blick: Warum irritiert ein Bügelfahrradschloss am Tischbein? Wieso überhaupt gleicht das Tischgestänge jenen Fahrradständern, die im gesamten Kölner Stadtgebiet aufgestellt, aber in der Handhabe vollkommen unpraktisch sind und dennoch liebevoll als „Haarnadel“ bezeichnet werden? Und was bitte hat die Zitrone auf dem farbigen Würfelschrank verloren? Der dritte Blick verrät: Mit Humor und Ironie hat Produktdesigner Tim Kerp signifikante Bauwerke und Kulturgüter seiner Heimatstadt in Möbel verwandelt.Virtuell, versteht sich – zu kaufen gibt es hier gar nichts. Aber Kölschglas (Blumenvase), 4711-Haus (Sideboard), Fernsehturm „Colonius“ (Lampe), Mülheimer Brücke (Bank), Herkuleshochhaus (Schrank), Müngersdorfer Stadion (Couch): alles da. Die Domspitzen als tragendes Element im Couchtisch.

Gut aufbewahrt: das Herkuleshochhaus als Schrank





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Mehr Kunst als Design
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Eine Neuerzählung

Architektonisch hässlich, aber lebenswert

Sind Sie ein unverbesserlicherer Lokalpatriot, Herr Kerp? Der 42 Jahre alte Designer lacht und sagt: „Nein, aber gebürtiger Kölner. Und so schätze ich die Stadt als sehr lebenswert und weiß, wie architektonisch hässlich sie an vielen Stellen ist. Ich wollte Köln in Gebäuden und signifikanten Gegenständen mit hohem Wiedererkennungseffekt neu erzählen.“ Naheliegend, dass er bei seiner Assemblage, die in den vergangenen drei Jahren entstand, auf das ihm vertraute Medium Möbel zurückgriff – wie auch auf seine Kompetenz in der 3D-Visualisierung. Kerps Projekt ist eine Spielerei. Seine Objekte will er als mediale Kunst, nicht als Möbeldesign verstanden wissen.

„Die Gestaltung der Objekte ist für mich wie Malen, ohne Zeitdruck und Preisdruck, ohne die sonst üblichen Fragen beim Entwurf, ob die Ideen den Zeitgeist treffen oder den aktuellen Interiortrends folgen. Ein echtes Nebenher-Ding“, sagt der Freiberufler, der hauptsächlich Stadtmöbel entwirft, Visualisierungen für den Messebau entwickelt und Verpackungen gestaltet in seinem luftigen Studio im rechtsrheinischen Poller Hafengebiet. Hier oben, unterm Dach mit viel Sonnenlicht, in Gesellschaft dreier weiterer Kreativer, arbeitet er vollkommen frei an dem Ziel, „dem Betrachter eine neue Sichtweise auf das städtische Umfeld zu vermitteln“.

Die ersten fünf Kölner Konzeptmöbel hatte er auf dem jährlich parallel zur Kölner Möbelmesse stattfindenden Design-Festival Passagen präsentiert. Nun sind es zehn. Die ursprüngliche „Cologne Assemblage“ wurde zur „Urban Assemblage“, denn mit jedem weiteren Objekt wurden die Fragestellungen um Design, Architektur und Kultur komplexer – und natürlich auch anwendbar auf andere Städte. „Köln habe ich mittlerweile durchgespielt, damit bin ich fertig. In andere Städte müsste ich eintauchen, um ihre Kultur zu verstehen. Als Kölner weiß ich, wie meine Heimatstadt funktioniert. Bei Hamburg oder Essen wäre das anders.“ Auch wenn andere Städte reizvolle Herausforderungen wären: Für den Vater zweier kleiner Mädchen sind solche Projekte gerade schwer zu verwirklichen.

Die Präsenz bei den Kölner Passagen hatte auf die Karriere des Produktdesigners weitreichende Wirkung: Die Initiatorin des Design-Festivals, Sabine Voggenreiter, kuratierte um ihn noch weitere sechs Kölner Designer zur Gruppe „Generation Köln“. Ihre erste Show war bei der Dutch Design Week 2017 in Eindhoven zu sehen. Seither geht es immer weiter. „Die Namensgebung war naheliegend, weil es in Köln eine interessante Szene gibt, die sich selbstbewusst abhebt. Das ist in anderen Städten so nicht gegeben“, sagt Voggenreiter.

Mit dieser Gruppe sind schöne Kooperationen und Kollektionen entstanden, etwa mit dem Werkraum Bregenzerwald, bei denen die Designer in Zusammenarbeit mit in der Region ansässigen Handwerkern Möbelstücke aus Weißtannenholz produzierten. Mit dem elsässischen Glaskulturzentrum CIAV Meisenthal sind Glasobjekte entstanden, die fast poetisch anmuten, wie etwa Kerps Blossom-Windlichter. Diese realen Aufträge, wie seine Sitzmöbel für die Inselteichterrasse im Clara-Zetkin-Park in Leipzig, ermöglichen es dem Designer, seine virtuellen Spielereien voranzutreiben: zum Beispiel seinen bunten Würfelschrank – die Replik auf das Herkuleshochhaus – mit einer Zitrone zu dekorieren. Für Nicht-Kölner: Das gekachelte Wohnhaus wurde 2005 mit der „Sauren Zitrone“ für unansehnliche Architektur ausgezeichnet. Mit Ironie lässt es sich auch hübsch darstellen.

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