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#Ein Zocker im freien Fall

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Ein Zocker im freien Fall

Es ist eine nächtliche Szene in einer namenlosen Stadt. Dort, wo man sich abends in einem neonkalten Ambiente aus Beton und Graffiti trifft, um Skateboard zu fahren. Der Mann im Zentrum der Bildmontage trägt Mütze und ein dunkles T-Shirt und bewegt sich in seinen roten Puma-Schuhen lässig und gekonnt auf dem Brett. Er zeigt Kickflips und riskante Sprünge über kniehohe Hindernisse. Das kurze Video mit seinen Vorführungen lud er am Montag auf die Social-Media-Plattform Instagram hoch, wo mehr als 60.000 Neugierige auf das kleine Herz klickten, um ihre Sympathie zu bezeugen. Kein Wunder: In diesem Teil des Universums hat Dennis Schröder fast zwei Millionen Fans.

Die Darbietung dürfte auch die Entscheidungsträger der Boston Celtics erreicht haben, die dem Vernehmen nach vor ein paar Tagen mit dem Management des 27 Jahre alten Basketballprofis über Konturen eines neuen Vertrags gesprochen haben. Aus seiner Skateboard-Leidenschaft hat der Braunschweiger, seit er 2013 in der besten Basketball-Liga der Welt ankam, noch nie ein Geheimnis gemacht. Im Gegenteil. Als das amerikanische Fachmagazin Slam vor zwei Jahren Klay Thompson von den Golden State Warriors zitierte, der behauptete, er sei „wahrscheinlich der beste NBA-Spieler auf Skateboards“, stellte Schröder gleich mehrere Videos von sich ins Netz. Verbunden mit der provokativen Bitte an den Meisterspieler, zu zeigen, was er draufhat. Am besten bei einem gemeinsamen Treffen. Offensichtlich hatte Schröder ignoriert, was Thompson im selben Atemzug gesagt hatte: „Ich bin vertraglich dazu verpflichtet, nicht mehr zu skaten.“

Keine Absicherung

Gut, wenn man sich im amerikanischen Mannschaftssport an solche Auflagen hält, denn wenig später verlängerte Thompson bei den Warriors um fünf Jahre für ein Garantiegehalt von 189 Millionen Dollar. Er musste sich deshalb wirtschaftlich keine Sorgen machen, als er sich, kaum von einer Kreuzbandverletzung genesen, Ende 2020 die Achillessehne riss und abermals ausfiel. Von einer solchen Absicherung kann Schröder derzeit nur träumen. Er ist vertragslos, nachdem er vor einigen Monaten ein Angebot der Los Angeles Lakers abgelehnt hatte, mit dem ihn die Franchise für mehrere Jahre an sich binden wollte. Die Offerte – von den Tarifvertragsbestimmungen der Liga auf 84 Millionen Dollar begrenzt – war ihm zu niedrig. Schröder, der in der NBA für die Atlanta Hawks, die Oklahoma City Thunder und die Lakers gespielt hat, glaubte, er könne auf dem Spielermarkt deutlich mehr für sich herauskitzeln. „Das ist einfach mal eine Sache, das will ich mal fühlen, das will ich mal erfahren, wie es ist“, sagte er im Frühjahr gegenüber deutschen Journalisten.

Inzwischen weiß er es. Die Erfahrung dürfte ziemlich teuer werden. Nach dem frühen Aus der Lakers in den Play-offs Anfang Juni, in denen er die Erwartungen nicht erfüllen konnte, verlor nicht nur sein altes Team Interesse an ihm. Jeder andere Klub mit einer Vakanz auf der Spielmacherposition schien auf einmal an Lösungen ohne ihn interessiert. In den sozialen Medien erklang ein Chor aus höhnischen Stimmen. Zumal andere Basketballprofis im olympischen Turnier in Tokio ihr Können ins Schaufenster stellen konnten, während Schröder, der bei der verpatzten WM 2019 in China den Leitwolf der deutschen Mannschaft gemimt hatte, fehlte. Er hatte den Deutschen Basketball Bund vor eine unlösbare Aufgabe gestellt: Die Verbandsmanager sollten eine Versicherung finden (und bezahlen), die eine Phantom-Gehaltssumme von mehr als 100 Millionen Dollar eines nicht existierenden Beschäftigungsvertrags abdeckt, für den Fall, dass sich der Spieler im Nationaltrikot karrieregefährdend verletzt.

Als Anfang August das Zeitfenster der Liga für Vertragsverhandlungen aufging, wurde deutlich, was der freie Spielermarkt in der NBA für Profis bereithält, die sich mit selbstbewussten sportlichen und finanziellen Forderungen verzocken: den freien Fall. Erst recht, wenn sie so hohe Ansprüche stellen wie Schröder. Der würde gerne mehr verdienen als die 17,5 Millionen Dollar, die er in den letzten vier Jahren pro Saison bekommen hatte. Außerdem erhebt er Anspruch auf eine Führungsrolle auf dem Platz. Und das möglichst bei einem Team, das Chancen auf die Meisterschaft hat.

Es gab vor ein paar Wochen noch Klubs mit tiefen Taschen, die sich auf solche Wünsche womöglich sogar eingelassen hätten. So wurde Schröder zwischendurch mit den Chicago Bulls und den New York Knicks in Verbindung gebracht. Doch mittlerweile haben alle Aspiranten ihre Kader ohne ihn neu zusammengebaut. Nun bleiben für Schröder allenfalls Lückenbüßer- und Kompromisslösungen wie zum Beispiel ein Ein-Jahres-Vertrag mit einem Gehalt deutlich unter seinen Erwartungen. Etwas, wofür sich die Celtics interessieren.

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