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#Eine-Frau-Demo gegen den Oberbürgermeister

„Eine-Frau-Demo gegen den Oberbürgermeister“

Allein die Vorstellung, Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) am Tag nach dem Europapokalsieg der Eintracht auf dem Balkon des Römers stehen zu sehen, „wie er sich im Glanz der Frankfurter Fußballspieler sonnen wird“, habe sie dazu gebracht, aktiv zu werden, erzählt die Frau, die namentlich nicht öffentlich genannt werden will. Flugs ließ sie ein Schild drucken, das sie seit diesem für die Stadt denkwürdigen Donnerstag mittlerweile fast täglich auf öffentlichen Plätzen in Frankfurt in die Höhe hält: „Rücktritt Feldmann Jetzt !!!“ Zuletzt war sie beispielsweise auch im Zieleinlauf der J.P. Morgan.Corporate Challenge strategisch so gut platziert, dass nahezu all jene an ihr vorbeigelaufen sind, die das Ziel erreichten.

Inzwischen ist aus dem Eine-Frau-Protest eine Unterschriftenaktion geworden: Die Frankfurterin bittet Bürger um eine Unterschrift auf einer von ihr selbst in Druck gegebenen Postkarte, die sie später gesammelt an der Poststelle im Römer ab­gibt. 400 solcher an das Stadtoberhaupt adressierten Karten hat sie schon eingereicht. Darauf zu lesen sind Sätze wie dieser: „Sie sind angeklagt wegen Vorteilsannahme im Amt, die Anklage ist zugelassen. Ein OB unter Korruptionsverdacht schadet der Stadt – egal, ob verurteilt oder nicht, schuldig oder unschuldig“. Am vergangenen Freitag hat sie gleich noch einmal 600 Karten drucken lassen.

Mangelndes Interesse der Öffentlichkeit?

Die Akademikerin, deren politisches Engagement sich bisher darauf be­schränkte, die Geschehen in der Welt und in ihrer Heimatstadt Frankfurt in den Medien zu verfolgen, ist durch den Fall Feldmann „zur politischen Aktivistin ohne Parteibindung“ geworden.

Ihr habe bereits das Aufdecken der AWO-Affäre vor mehr als zwei Jahren ausgereicht, um daran zu zweifeln, dass der Sozialdemokrat Peter Feldmann der geeignete Repräsentant Frankfurts ist. Seine Aussage, er habe weder vom überhöhten Gehalt noch vom Dienstwagen seiner Ehefrau als Leiterin eines AWO-Kindergartens gewusst, sei völlig un­glaubwürdig gewesen. Dabei habe diese wenig später das zu viel kassierte Geld zurückgezahlt. Es sei auch „ein Unding“, wie wenig die Öffentlichkeit reagiert ha­be, selbst als die Staatsanwaltschaft Er­mittlungen aufnahm, sagt sie und bezieht die Medien in ihre Kritik mit ein.

Sie, die alles andere als hitzig ist, sondern besonnen auftritt und klar for­muliert, sagt: Schon zu diesem Zeitpunkt habe sie sich „so aufgeregt“. Für „jeden gewissenhaften Menschen“ sei das kaum zu ertragen. Die Anklageerhebung der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Vorteilsnahme im März dieses Jahres bestärkte sie und hat sie an besagtem Donnerstag mit dem selbst gedruckten Plakat auf den Rö­merberg getrieben. Zu diesem Zeitpunkt habe sie dieser Schritt noch viel Überwindung gekostet. Um ihrer Rolle als Eintracht-Fan gerecht zu werden, hatte sie auf der Rückseite des Plakats aber auch stehen: „Danke, Jungs!“

Stimmungswandel nach neuen Skandalen

Ihre Protestaktion fand nicht bei al­len Eintracht-Fans Zustimmung. „Das gehört hier nicht hin, heute geht es nur um Fußball“, hielten ihr einige vor. Nur eine Woche später, nach dem peinlichen Auftritt Feldmanns beim Empfang, dem Bekanntwerden seiner sexistischen Äu­ßerungen gegenüber Stewardessen und dem Schritt des Landgerichts, die An­klage zuzulassen, schlug ihr eine andere Stimmung entgegen. Immer wieder wurde die engagierte Frankfurterin an­gesprochen mit der Bitte: „Haben Sie auch etwas zu unterschreiben?“ Ihre Ant­wort war die Postkartenaktion. Handschriftlich hat sie ihr Plakat er­gänzt um: „Hier unterschreiben“.

In Sorge um ihre Stadt: Eine Frankfurterin fordert als Eine-Frau-Aktivistin den Rücktritt des Oberbürgermeisters und wirbt um Unterschriften.


In Sorge um ihre Stadt: Eine Frankfurterin fordert als Eine-Frau-Aktivistin den Rücktritt des Oberbürgermeisters und wirbt um Unterschriften.
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Bild: Wonge Bergmann

Die ersten hundert Karten waren schnell vergriffen. „Die gehen gut weg“, sagt sie. Auch an diesem Samstag, als sie an der Konstablerwache steht, bleibt umgehend ein Passant stehen: „Feldmaus muss weg“, sagt er, „der ist nur noch peinlich“. Eine Passantin ergänzt: „Das geht doch gar nicht, das mit seiner Frau. Wir versuchen alle ehrlich zu sein.“ Eine andere erzählt, dass sie Feldmann 2012 und 2018 gewählt habe. „Ich dachte, der ist volksnah, der hat er­frischend gewirkt.“ Was sie jetzt beobachte, „das ist Machtmissbrauch“. Dann unterschreibt eine Familie, auch sie einst Feldmann-Wähler. Die Mutter, selbst Flugbegleiterin, sagt: Feldmann habe sich durch seine „unfassbare Äu­ßerung selbst diskreditiert“. Und ihr Mann ergänzt: „Alles in allem ist dieser Mensch nicht mehr tragbar.“

Ob aber das Abwahlverfahren, das die Stadtverordneten, wie am Donnerstagabend beschlossen, im Juli einleiten wollen, auch Erfolg haben wird, davon ist die Familie aus dem Nordend nicht überzeugt. Bei einer Abwahl, die vo­raussichtlich im Spätherbst stattfindet, müssten rund 150.000 Bürger gegen Feldmann stimmen. Das Quorum liegt bei 30 Prozent der Wahlberechtigten. Wird es nicht erfüllt, bliebe Feldmann im Amt.

Diese Unsicherheit treibt auch die Un­terschriftensammlerin auf die Straße. „Das Allerschlimmste wäre, wenn nicht genug Bürger zur Wahl gehen.“ Sie hofft, dass Feldmann, ähnlich wie sie es fordert, frühzeitig zurücktritt oder die derzeit spürbare Empörung der Bürger bis zum Herbst anhält. „Notfalls“, kündigt sie an, „gehe ich von Tür zu Tür, um die Frankfurter aufzufordern, zur Wahl zu gehen“. Und sie sei „hartnäckig“. Ihrer Heimatstadt wünscht sie ein Stadtoberhaupt, dass „integer ist, ein gutes Bild abgibt.“ Es sei „eine Un­möglichkeit für eine internationale Stadt wie Frankfurt, ein derart schlechtes, offizielles Aushängeschild zu ha­ben“, sagt sie und zückt eine Postkarte. Der Nächste unterschreibt.

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