Nachrichten

#Eine Hinrichtung mit Ansage

Eine Hinrichtung mit Ansage

„Ich bin mehr denn je Charlie“, sagt Premierminister Jean Castex, während sich am Sonntagnachmittag auf dem Platz der Republik in Paris und in anderen französischen Großstädten schockierte und trauernde Menschen zu einer Hommage auf den ermordeten Geschichtslehrer Samuel Paty versammelten. Der „eindeutig islamistische Terroranschlag“, wie es Präsident Emmanuel Macron formulierte, hat die verunsicherte Nation ins Mark getroffen.  In die Erschütterung mischt sich Wut. Warum musste ein Pädagoge sterben, nur weil er seinen Schülern die Mohammed-Karikaturen zeigte, fragte die Redaktion von „Charlie Hebdo“ in ihrem Demonstrationsaufruf. Der Präsident hat für Mittwoch einen nationalen Trauerakt angekündigt. „Vor dem islamistischen Terrorismus werden wir nicht zurückweichen“, sagte   Macron am Tatort in Conflans-Sainte-Honorine, einem beschaulich am Seine-Fluss gelegenen Ort nordwestlich von Paris.

Michaela Wiegel

Aber hat der Staat wirklich alles getan, um die Lehren aus dem Terroranschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ am 7. Januar 2015 zu ziehen?  Francois Fillon, der im Präsidentschaftswahlkampf 2017 zum entschlossenen Kampf gegen den „islamischen Totalitarismus“ aufrief, meldete sich erstmals seit seiner Verurteilung wieder zu Wort: „Ein enthaupteter Lehrer. Die Barbarei beginnt an der nächsten Straßenecke. Dahin führt der islamische Totalitarismus, den ich unzählige Male denunziert habe. Keine Blindheit mehr, kein Zurückweichen! Wir müssen alle zusammen machtvoll handeln.“  Marine Le Pen sagte: „Der Islamismus führt Krieg gegen uns: Wir müssen ihn mit Gewalt aus unserem Land vertreiben.“

Bei seiner Pressekonferenz am Samstag hat der ermittelnde Anti-Terror-Staatsanwalt Jean-Paul Ricard verstörende Details enthüllt. Der als besonnener Pädagoge bekannte Geschichts- und Erdkundelehrer war massiv unter Druck gesetzt worden, nachdem er am 5. Oktober im Unterricht mit seinen Schülern der 8. Klasse das Thema Meinungs- und Pressefreiheit durchgenommen und zur Illustration einige der von „Charlie Hebdo“ zum Prozessbeginn von neuem abgedruckten Karikaturen gezeigt hatte. Vorbeugend hatte der Lehrer den Schülern angeboten, die über die Karikaturen schockiert sein könnten, den Klassenraum zu verlassen. Seine Rücksichtnahme ging so weit, dass er sich mit einer pädagogischen Hilfskraft absprach, damit diese die Schüler in dieser Zeit betreute. Doch die Vorsichtsmaßnahme war ihm hinterher angelastet worden.

Schülerinnenvater wendet sich an islamistischen Gefährder

Der Vater einer Schülerin, Brahim Chnina, beschwerte sich bei der Schulleitung und verlangte die Strafversetzung des Lehrers. Er nahm ein Video auf, das unzählige Male in den sozialen Netzwerken geteilt und von Moscheen wie der in Pantin weiterverbreitet wurde. Darin behauptete Chnina, Paty habe die muslimischen Schüler aus der Klasse geschickt, um „den Propheten nackt“ zu zeigen und die Muslime zu demütigen. Er erwähnte mit keiner Silbe, dass es sich um eine Karikatur handelte. Die Zeichnung zeigt einen nach vorn gebeugten, auf den Knien hockenden Propheten, auf dessen Pobacken ein Stern gemalt ist. Darauf steht: „Ein Star ist geboren“.  (A star is born).

Der Vater nannte den Lehrer einen „Verbrecher“, der den Islam hasse und forderte andere Eltern auf, ihn zu kontaktieren. „Stoppt  den Lehrer“, lautete die Botschaft, wie der Staatsanwalt schilderte. Der Vater hinterließ in der Videoaufzeichnung auch seine Mobiltelefonnummer, so Ricard. In der örtlichen Polizeiwache in Conflans erstattete Chnina Anzeige gegen den Pädagogen wegen des vorgeblichen Zeigens von Pornographie vor Minderjährigen. Paty erstattete daraufhin Anzeige wegen Diffamierung, so der Staatsanwalt. Im Polizeikommissariat wurde die Angelegenheit so ernst genommen, dass der territoriale Geheimdienst eingeschaltet wurde. In einer vertraulichen Notiz wurden alle Details der Vorgeschichte aufgezeichnet, doch weder der Innenminister, noch der Bildungsminister sahen sich zum Handeln aufgefordert. Bildungsminister Jean-Michel Blanquer hat sich nach dem Terroranschlag mit den Lehrern an der Mittelschule in Conflans ausgetauscht. „Was passiert ist, hat seine Wurzeln im Hass auf die Republik“, sagte Blanquer. Die Schulverwaltung habe reagiert, sie habe den Fall nicht ignoriert.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!