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#Eine Pilotin im ICE

Eine Pilotin im ICE

Nach mehr als 20 Jahren in der Luftfahrt ist Gabriele Burg an Höhen und Tiefen im Arbeitsleben gewöhnt. Aber Corona war dann doch noch mal etwas anderes. Wenn sie jetzt von den ersten Eindrücken an ihrem neuen Arbeitsplatz spricht, wirkt sie trotzdem fast so euphorisch wie eine Berufseinsteigerin: „Ich tauche gerade in eine neue, spannende Welt ein“, sagt sie, „und bin sehr begeistert, dass ich dort an viele Gemeinsamkeiten mit meiner alten Berufswelt anknüpfen kann.“

Burg gehört zu jenen Beschäftigen in Deutschland, die sich während der Pandemie zu einem Neuanfang durchgerungen haben. Als A-320-Pilotin von Germanwings, einer ehemaligen Tochtergesellschaft der Deutschen Lufthansa, bekam sie die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise schnell zu spüren: Erst brachen in ihrem Konzern die Buchungen von Touristen und Geschäftsreisenden ein. Dann legte ihr Arbeitgeber das Gros der Passagierflotte über Monate still und schickte viele Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Höchste Zeit, Neues zu wagen

Um dem möglichen Verlust ihres Arbeitsplatzes zu entgehen, fasste Burg einen mutigen Entschluss: binnen weniger Monate ihren Arbeitsplatz von der Startbahn auf die Schiene zu verlagern und sich als Lokführerin bei der Deutschen Bahn zu bewerben. „In mir festigte sich das Gefühl, meine besten Jahre in der Luftfahrt liegen hinter mir, und es ist höchste Zeit, etwas Neues zu wagen“, sagt die in der Kleinstadt Urexweiler geborene Saarländerin. Sie wartete nicht lange: Im Oktober vergangenen Jahres bewarb sich die 57-Jährige für die Ausbildung als „Triebfahrzeug-Führerin“ für den Fernverkehr bei der Bahn, wie ihre Tätigkeit im Amtsdeutsch heißt.

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Ihre Bewerbung war direkt erfolgreich. Der deutsche Staatskonzern hat allein seit März 2020 etwa 25.000 neue Mitarbeiter eingestellt. In diesen Tagen steht Burgs neue Berufsgruppe nicht nur wegen des Streiks der Branchengewerkschaft GDL im Fokus der Öffentlichkeit. Lokführer werden seit Langem händeringend gesucht. Und Burg hatte über Jahre bewiesen, dass sie ein Transportmittel für den Publikumsverkehr verantwortlich führen und sicher an sein Ziel bringen kann. Qualifikationen, die im stark expansiven Fernverkehr der Bahn besonders gefragt sind. Hinzu kommt: Unter den 19 .500 Lokführern, die bei der Deutschen Bahn beschäftigt sind, beträgt der Anteil der weiblichen Beschäftigten nur 4,5 Prozent. Eine magere Quote, die nach dem Willen des Managements in den kommenden Jahren deutlich steigen soll.

„Ich hatte als Pilotin ein sehr gutes Leben“

Der Wechsel in ein neues Arbeitsfeld fiel Burg nicht schwer: „Für beide Berufe habe ich schon als kleines Mädchen geschwärmt“, sagt sie, „aber damals war die Aussicht, als Pilotin bei einer großen Fluggesellschaft zu arbeiten, faszinierender.“ Nach einem persönlichen Gespräch und der schnellen Zusage aus Berlin hat Burg seit dem 1. Juli einen festen Arbeitsvertrag. Besteht sie den theoretischen und den praktischen Teil der Prüfung für ihre Umschulung, kann sie damit rechnen, in den kommenden Monaten einen Schnellzug der ICE-Baureihe zu steuern. Dabei geht es im theoretischen Teil um das Erlernen wichtiger „Regelwerke zur Durchführung eines sicheren Bahnbetriebs“, also das Erkennen von Signalen, das Einleiten von Bremsvorgängen oder das Verhalten in einem Störfall. So steht es in den Vorgaben der Bahn. Diese Kenntnisse werden dann im Zugsimulator und bei etlichen Lernfahrten mit Ausbildern vertieft.

So geradlinig wie jetzt war Burgs Einstieg als Pilotin in den 1980er-Jahren keineswegs: Als sie sich nach ihrem Abitur für die Ausbildung der Lufthansa bewarb, gab diese ihr prompt einen Korb. Der Grund: Das vermeintliche Privileg einer Pilotenausbildung war bis dahin nur männlichen Kandidaten vorbehalten. Gleichberechtigung im Cockpit führte der deutsche Marktführer erst 1988 offiziell ein. Wobei es sich heute noch um eine klassische Männerdomäne handelt.

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