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#Eine riesige Lücke auf der europäischen Bühne

Eine riesige Lücke auf der europäischen Bühne

Als Angela Merkel im Dezember 2005 die europäische Bühne betrat, lagen der britische Premierminister und der französische Präsident über Kreuz. Tony Blair wollte die Agrarausgaben kürzen, Jacques Chirac den Briten-Rabatt; es ging um die EU-Ausgaben für sieben Jahre. Lange hatte der Streit die Union gelähmt. Merkel, noch keinen Monat im Kanzleramt, beendete ihn. Die Briten mussten sich voll an den Kosten der EU-Erweiterung beteiligen, im Gegenzug wurde eine Agrarreform festgeschrieben. Und Deutschland verzichtete dann noch zugunsten Polens auf hundert Millionen Euro. Merkel sprach von einem „Signal der Hoffnung für die europäische Entwicklung“.

Thomas Gutschker

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.

Sechzehn Jahre, drei französische Präsidenten und vier britische Premierminister später wird Angela Merkel die europäische Bühne wieder verlassen. Wann genau, das liegt nicht in ihrer Hand. Zwei Europäische Räte hat sie auf jeden Fall noch vor sich, einen informellen in zwei Wochen in Slowenien, einen formellen in vier Wochen in Brüssel. Da soll sie dann gebührend gewürdigt und verabschiedet werden – womöglich wird man sie auch danach noch wiedersehen, wenn sich die Koalitionsbildung hinzieht. Doch wird die Zäsur kommen, was Brüssel in einige Unruhe versetzt. Merkel hat die Europäische Union in ihren schwierigsten Stunden zusammengehalten, sie hat alle rettenden Kompromisse mitgezimmert. Wer macht das, wenn die Kanzlerin weg ist?

Kompromisse, aber mit Charakter und Stärke

Merkel werde ihm persönlich fehlen, sie werde aber auch Europa fehlen – so hat es Xavier Bettel, der luxemburgische Premierminister, kürzlich gesagt. Ihre besondere Leistung beschrieb er so: „Angela Merkel war eine Person, die immer probiert hat, Kompromisse zu finden, aber mit Charakter, mit Stärke, mit Überlegen und nicht: Ich bin Deutsche, ich sag, wie’s jetzt geht.“ Natürlich wisse er, sagte Bettel, um den Größenunterschied zwischen seinem Land und dem Nachbarn, trotzdem habe Merkel jedem zugehört, egal, aus welchem Land. Sie habe freilich auch nicht davor zurückgeschreckt, der versammelten Chef-Runde ins Gesicht zu sagen, „dass wir uns total verirren“. Wenn Jean-Claude Juncker, Bettels Vorgänger, über Helmut Kohl sprach, klang das ganz ähnlich. Kohl hatte, nachdem er 1982 Kanzler geworden war, sofort das Großherzogtum besucht und immer ein Ohr für die „Kleinen“.

Die Europäische Union, mit der Merkel es zu tun bekam, war größer und komplizierter als zu Kohls Zeiten. Sie bestand schon bei ihrem Amtsantritt aus 25 Staaten, nach der Erweiterung im Zehnerpack. Drei weitere Länder kamen noch hinzu, eines ging – das Vereinigte Königreich. Diese Union zu führen war schwieriger; der Brexit zeugt davon. So hart auch gerungen wurde, überworfen hat die Kanzlerin sich nie mit einem ihrer Kollegen. Gebrüllt hat sie auch nicht.

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