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#Eine Schweigeminute für Samuel Paty

Eine Schweigeminute für Samuel Paty

Pünktlich um elf Uhr haben französische Schüler und Lehrer im ganzen Land am Montag eine Schweigeminute für Samuel Paty eingelegt. Der Geschichtslehrer war am 16. Oktober von einem Islamisten enthauptet worden, weil er zum Thema Pressefreiheit die „Charlie Hebdo“-Karikaturen des Propheten Mohammed im Unterricht gezeigt hatte. Premierminister Jean Castex und Bildungsminister Jean-Michel Blanquer besuchten die Mittelschule (Collège) in Conflans-Sainte-Honorine, an der Paty unterrichtet hatte, und tauschten sich mit Lehrern aus.

Michaela Wiegel

Markus Wehner

An der Schweigeminute nahmen sie jedoch nicht teil und verließen das Gebäude vor laufenden Kameras um 11 Uhr. Kurze Zeit später ließen sich der Regierungschef und der Bildungsminister in einer Grundschulklasse filmen, wie sie a capella die Nationalhymne sangen und eine verspätete Schweigeminute einlegten. Über die Gründe wird seither heftig spekuliert, es heißt, sie hätten Drohungen erhalten und Angst vor Zwischenfällen an der Mittelschule gehabt. Gegen drei Schüler zwischen 14 und 15 Jahren des Collège Bois d’Aulne sind Strafverfahren eingeleitet worden.

Für eine neue Playstation

Zwei Schüler haben gestanden, sich mit dem Attentäter unterhalten und ihm dabei geholfen zu haben, den Geschichtslehrer nach Schulschluss zu identifizieren. Sie erhielten dafür jeweils 300 und 350 Euro. Einer der Jungen soll im Polizeiverhör angegeben haben, er habe sich mit dem Geld eine neue Playstation für die Herbstferien kaufen wollen. Die Terrortat wurde am letzten Schultag vor den Herbstferien verübt. Laut Informationen der Antiterrorstaatsanwaltschaft sagte der Schüler, er habe zwar verstanden, dass Paty für das Zeigen der Karikaturen habe bestraft werden sollen, aber habe nicht mit einem Mord gerechnet.

Über die Aussagen des zweiten Schülers ist nichts bekannt. Bei der dritten Verdächtigen handelt es sich um die Schülerin, deren Vater über die sozialen Netzwerke die Hetzkampagne gegen den Geschichtslehrer orchestriert hatte. Die Schülerin hat inzwischen eingestanden, dass sie in der fraglichen Schulstunde über die Pressefreiheit den Unterricht geschwänzt hatte und ihre Darstellung nur auf Hörensagen von Mitschülern fußte.

Keine Ehrung für Paty

Ihr Vater hatte sich in einem seiner Videos darüber empört, dass der Geschichtslehrer die muslimischen Schüler diskriminiert und zum Verlassen der Klasse aufgefordert habe. Er behauptete, seine Tochter habe sich geweigert und deshalb „den Propheten nackt gesehen“.

Von der ursprünglich geplanten Vorbereitung der Ehrung für den ermordeten Geschichtslehrer durch die Lehrkräfte hat der Bildungsminister Ende vergangene Woche ohne weitere Erklärung Abstand genommen. Stattdessen verordnete er, dass in allen Klassen ein Brief des 1914 ermordeten Sozialisten Jean Jaurès an die Grundschullehrer Frankreichs verlesen werden müsse. Der Brief ist ein wichtiges historisches Dokument, das aber für Schüler vor der Oberstufe schwer verständlich ist.

„Sie halten in Ihren Händen die Intelligenz und die Seele der Kinder, Sie sind für das Vaterland verantwortlich“, beginnt der Brief des Sozialisten, der am 15. Januar 1888 in der Regionalzeitung „La Dépêche du Midi“ veröffentlicht wurde. Es war nicht geplant, den Brief einzuordnen und den Kindern zu erklären.

Lehrerverbände empört

Lehrerverbände reagierten empört darauf und beklagten, dass zudem die Passagen gestrichen wurden, in denen Jaurès die Bedeutung der pädagogischen Freiheiten der Lehrer betont und vor zu großem Leistungsdruck warnt. In einem Radiogespräch wies Blanquer die Kritik an den Kürzungen als „Komplottismus“ zurück. Etliche Geschichtslehrer der Oberstufe streikten, weil sie die Schweigeminute ohne weitere pädagogische Vorbereitung als verfehlt bewerteten.

Der Geschichtslehrer Christophe Naudin beklagte, „die Schweigeminute ist reduzierend und verächtlich“. Naudin hat den Terroranschlag auf den Konzertsaal Bataclan überlebt und kürzlich ein „Tagebuch eines Entkommenen des Bataclan“ veröffentlicht. „Es wurde genau das gestrichen, was interessant an dem Gedenken hätte sein können: der Austausch mit den Schülern“, sagte Naudin im Radiosender RTL.

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