#Eine Stadt, die malt
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„Eine Stadt, die malt“
War da nicht vor Kurzem erst etwas? In seiner nicht einmal dreijährigen Direktorenzeit am Museum der bildenden Künste Leipzig hatte der aus Österreich kommende und dorthin auch wieder abgewanderte Alfred Weidinger sich mit Aplomb dem örtlichen Kunstschaffen verschrieben. Resultate waren neben vielen Kleinausstellungen lokaler (aber durchaus überregional bedeutender) Künstler eine Arno-Rink-Retrospektive, ein dreiteiliger Blick in die Sammlungsgeschichte des eigenen Hauses (F.A.Z. vom 14. Januar 2020) und als wichtigste Tat eine Überblicksschau zur ostdeutschen Kunst rund ums Wendejahr 1989 (F.A.Z. vom 9. August 2019). Und nun hat der Nachfolger Stefan Weppelmann als erste nicht mehr Weidingers Hinterlassenschaft entstammende Großausstellung eine 222 Werke bietende Schau eingerichtet: „Bilderkosmos Leipzig“ heißt sie, bietet aber auch zwei Handvoll Plastiken, Skulpturen und Installationen. Außer den jeweiligen Bildtiteln gibt es keinerlei Informationen; ein paar allgemeine Einordnungstexte sind auf an die Wand gelehnten Tafeln angebracht. Das Ganze wurde mit derart heißer Nadel gestrickt, dass auf einen Katalog verzichtet wurde, denn bei der Vorbereitung sei man auf so viel bislang Unbearbeitetes im eigenen Bestand gestoßen, dass die Arbeit jetzt erst beginne.
Zu sehen ist das auch daran, dass im nahezu komplett für die Präsentation genutzten dritten Obergeschoss Tablets ausliegen, die zur Ansicht noch weitere 75 Bilder bieten. Das Publikum ist aufgerufen, durch Likes eine Rangliste zu erstellen, und dann sollen die beliebtesten Werke aus dem Depot ans Licht geholt werden – fragt sich nur: auf Kosten welcher anderen? Denn die jetzige Auswahl ist gut, und auch wenn Weppelmann schon ankündigt, dass sie die Grundlage für eine künftige prominente Dauerpräsentation Leipziger Malerei im Haus sein soll, wird die so viel Platz wohl kaum ein zweites Mal eingeräumt bekommen.
Zwei Tafeln aus einer Serie von Fünfen, in denen Hartwig Ebersbach 1973 kongenial zu Francis Bacon malte.
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Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Es ist ja naheliegend, in Leipzig mit Leipzig zu wuchern. Kein erfolgreicheres Markenzeichen in der jüngeren deutschen Kunstgeschichte als das Etikett „Neue Leipziger Schule“ um und nach Neo Rauch, und die frühere „Leipziger Schule“ aus DDR-Zeiten mit den Hauptakteuren Tübke, Mattheuer und Heisig dürfte auch noch allgemein bekannt sein. Die Stadt hat mit der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) eine der renommiertesten Kunsthochschulen in Europa zu bieten, doch warum Leipziger Künstler ihrem Wirkungsort treuer geblieben sind als Kollegen an anderen Akademiestandorten, das wäre noch zu klären. Natürlich: Zu DDR-Zeiten konnten sie nicht ins Ausland, und Berlin, Halle oder Dresden waren keine Alternativen, weil die Leipziger Professoren sich geschickter mit dem amtlich verordneten Sozialistischen Realismus arrangiert hatten – Stichwort „gegenständliche Malerei“, heute immer noch das größte Kapital Leipziger Maler. Aber nach der Wende änderte sich daran nicht viel. Entsprechend illuster ist die Liste der Beteiligten.
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