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#Elf Zeilen aus biblischen Zeiten

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Elf Zeilen aus biblischen Zeiten

Wer noch einmal genauer hinschaut, sieht dann und wann bisher Unerkanntes. Und macht manchmal eine historische Entdeckung. So fanden zunächst Beduinen und später israelische Archäologen vor rund 60 Jahren Überreste einer rund 2000 Jahre alten biblischen Schriftrolle in einer Höhle in der Judäischen Wüste am Toten Meer. Das untersuchte Schüttmaterial in dieser als „Höhle des Horrors“ bekannten Kaverne ließen sie zurück. Vor mehr als einem Jahr wurde dieses Schüttgut in der Höhle nun noch einmal untersucht – und noch einmal wurden weitere rund 20 Schriftrollenfragmente gefunden. Die israelische Antikenbehörde stellte sie am Dienstag in der Forschungsabteilung des Israel-Museums in Jerusalem vor.

Jochen Stahnke

Jochen Stahnke

Politischer Korrespondent für Israel, die Palästinensergebiete und Jordanien mit Sitz in Tel Aviv.

In einem fensterlosen kleinen Raum haben der Kurator Oren Ableman und die Konservatorin Tanya Bitler die oft weniger als einen Zentimeter großen Pergamentteile vorerst zwischen die bereits aus der Höhle bekannten umfassenderen Rollenfragmente gelegt. Aufgrund ihrer Größe ließen die Funde nicht immer Rückschlüsse auf ihren Text zu, sagt Ableman. Doch soweit sich erkennen lasse, gehören die pergamentenen Fragmente zu Abschnitten aus dem Zwölfprophetenbuch, darunter Teile der Schriften Nahums, Kapitel eins, Vers fünf und sechs, sowie Secharjas, Kapitel acht, Vers 16 und 17. Insgesamt rekonstruierten die Forscher elf Zeilen Text. Sie tragen eine größere und eine kleinere Handschrift auf Griechisch, der damaligen Verkehrssprache. Allein der Name Gottes ist jeweils auf Althebräisch verfasst. Nach Angaben der Antikenbehörde handelt es sich um den ersten derartigen Fund biblischer Textfragmente seit 60 Jahren.

In den vierziger und fünfziger Jahren waren in derselben Gegend wenige Kilometer entfernt in Höhlen bei Qumran am Toten Meer im Westjordanland Handschriften von Beduinen entdeckt worden, die als älteste biblische Textfragmente der Welt gelten und durch das Wüstenklima weitgehend erhalten geblieben sind. Die Abschriften umfassen einen Zeitraum zwischen etwa 300 vor und 100 nach Christus, ihre Verfasser sind unbekannt. Insgesamt rund 900 derartige Rollen sind bekannt, von denen allerdings wenig mehr als ein Dutzend die Zeiten als teilweise erhaltene Buchrolle überdauert haben.

Rekonstruiert: Griechische Fragmente


Rekonstruiert: Griechische Fragmente
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Bild: dpa

Die „Höhle des Horrors“ wiederum trägt ihren Namen nach dem dortigen Fund von 40 Skeletten, auch von Frauen, Kindern und Männern. Bei ihnen handelt es sich mutmaßlich um Flüchtlinge aus der Zeit des jüdischen Bar-Kochba-Aufstands gegen den römischen Statthalter von ungefähr 132 bis 135 nach Christus. Er wurde nach anfänglichen Erfolgen niedergeschlagen, und einige der Flüchtlinge versteckten sich möglicherweise in dieser Höhle. Sie sollen im Zuge der römischen Belagerung verhungert sein. Denn die Höhle befindet sich in einem steilen Felsen, 80 Meter unterhalb des Gipfels, auf dem Überreste eines römischen Lagers gefunden worden waren. Die Römer hungerten die Angehörigen jüdischer Rebellen also vielleicht einfach aus. Eine Flucht schien kaum möglich, jedenfalls mussten sich auch die Forscher von der Klippe abseilen, um überhaupt in die „Höhle des Horrors“ zu gelangen. Die dort gefundenen Schriftstücke wurden zwar wohl mindestens 100 Jahre vor dem Bar-Kochba-Aufstand verfasst, doch als wertvolles Heiligtum von den flüchtenden Aufständischen vielleicht ebenfalls dort mit hingetragen.

Mit Deckel: der älteste Korb der Welt


Mit Deckel: der älteste Korb der Welt
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Bild: dpa

Dass es sich in der nun untersuchten Höhle möglicherweise um Hinterlassenschaften aus der Zeit Bar Kochbas handelte, könnten zwei Münzen belegen, die 2018 dort gefunden und jetzt ebenfalls vorgestellt wurden. Die überprägten bronzenen Münzen tragen jüdische Symbole wie die Leier und die Dattelpalme, die der Chefnumismatiker Donald Tzvi Ariel als Zeichen Jerusalems beschrieb, das die Rebellen benutzten, die die Stadt nicht mehr erreichen sollten. Ariel stellte weitere Münzfunde aus anderen Höhlen der Wüste vor.

Die Forschungen werden weitergehen

Dass die „Höhle des Horrors“ den Menschen bereits lange vorher bekannt gewesen sein muss, zeigt der am Dienstag ebenfalls vorgestellte Skelettfund eines auf 6000 Jahre geschätzten und durch die trockene Hitze teilweise mumifizierten Kindes, dessen Körper einst in Tuch eingewickelt war. Wahrscheinlich handelt es sich um ein zwischen sechs und zwölf Jahre altes Mädchen, das Überreste von Stoff in der Hand trug. Auch ein Teil des Haares und der Haut ist erhalten.

Weiter präsentierten die Archäologen einen fast vollständig erhaltenen Korb aus geflochtenem Schilf, den die Wissenschaftler mit der C-14-Methode auf ein Alter von 10 500 Jahren datierten. Der Korb wurde in einer der Muraba’at-Höhlen einige Kilometer nördlich von der „Höhle des Horrors“ gefunden. Laut Antikenbehörde handelt es sich dabei um den ältesten erhaltenen Korb der Welt. Er wurde leer gefunden, fasst ein Volumen von 90 bis 100 Litern, trägt einen Deckel und soll der Aufbewahrung gedient haben.

Weiter veröffentlichte die Behörde den Fund von Speer- und Pfeilspitzen, eines 2000 Jahre alten Läusekamms und einer Sandale. Die am Dienstag bekanntgegebenen Funde sind das Ergebnis einer seit 2017 währenden Operation mit dem Ziel, sämtliche Höhlen und Schluchten der Judäischen Wüste auch im Westjordanland nach Artefakten abzusuchen, um etwaigen Plünderern zuvorzukommen. Der Generaldirektor der Antikenbehörde, Israel Hasson, nannte den Fund einen „Weckruf für den Staat“ und warb um weitere Mittel für seine Operation. Nach Behördenangaben sei ein Wüstenabschnitt über 80 Kilometer mit zum Teil schwer zugänglichen Höhlen bereits untersucht worden. Die Forschungen werden weitergehen.

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