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#Empört vor dem Fernseher

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Empört vor dem Fernseher

Es ist gegen 22 Uhr am Sonntagabend, als der bayrische Ministerpräsident Markus Söder bei „Anne Will“ verkündet, dass es mit dem Unterricht in den Schulen unter den Bedingungen der Corona-Pandemie gut laufe. Man wüsste gern, wie die Reaktion der Zuschauer zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen auf diese kühne Behauptung ausfällt. Diejenigen Eltern, die empört aufstöhnen, dürften jedenfalls in der übergroßen Mehrheit sein gegenüber jenen, die beifällig nicken, und zwar selbst im schönen Bayern. Es ist die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock, die Söder darauf hinweist, dass die Schulen viele Kinder und Jugendliche überhaupt nicht mehr erreichen; dass hier womöglich die Bildungsbiographien eines Fünftels der jungen Generation abgeschnitten werden – mit potentiell katastrophalen gesellschaftlichen Folgen.

Matthias Alexander

Söder wiederum scheut sich nicht, die ebenso absurde wie herablassende Behauptung aufzustellen, Baerbock und der FDP-Vorsitzende Christian Lindner könnten als Bundespolitiker, die nicht täglich mit Bildungspolitik beschäftigt seien, gar nicht beurteilen, was an den Schulen los sei. Vielleicht sollte sich Herr Söder einmal mit der Frage beschäftigen, ob das Bild von der Lage an den Bildungseinrichtungen, das ihm Kultusbürokratie und Schulleitungen vermitteln, geschönt sein könnte. Baerbock kontert seine Attacke jedenfalls souverän mit dem Hinweis, sie verlasse sich auf ihre Erfahrungen als Mutter einer schulpflichtigen Tochter und als Frau, die im Leben stehe und Rückmeldungen aus dem Alltag der Menschen erhalte. Baerbock fordert einen Kinderrettungsfonds, mit dessen Hilfe sichergestellt werden soll, dass jedes Kind an jedem Tag von seiner Schule kontaktiert wird. Gleich hier und jetzt könne man sich darauf verständigen, sagt sie an die anderen Teilnehmer der Talkrunde gewandt, es seien schließlich genügend politische Entscheidungsträger versammelt.

Unschuldig und unverbindlich

Und in der Tat, bei Anne Will hat sich eine Art Elefantenrunde eingefunden, außer den drei Parteivorsitzenden Baerbock, Lindner und Söder zählt auch Vizekanzler Olaf Scholz dazu. Der ja, wie Baerbock mit Unschuldsmiene meint, als Spitzenkandidat der SPD eine Art Parteivorsitzender zu

sei. Scholz lächelt freundlich-unverbindlich zu dem vergifteten Kompliment, während Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans vor ihren Fernsehern über Alternativen zu einer Zusammenarbeit mit den Grünen nachdenken dürften.

Die Zusammensetzung der Runde ist zugleich eine Machtdemonstration der Redaktion von „Anne Will“ für die Talkshow-Konkurrenz, wer die meisten Schwergewichte versammeln kann. Und vielleicht handelt es sich auch um eine Art Prophezeiung. Hier sitzen schließlich nicht nur Parteivorsitzende, sondern auch potentielle Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl zusammen, wenn sie das auch mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit sind. Lindner zu 99 Prozent, Baerbock zu 50 Prozent, Tendenz steigend. Und im Fall von Söder, der die Haare geradezu ostentativ unschön hat, als sei es ihm wichtig, den Verdacht zu zerstreuen, in den vergangenen Wochen nur in die Nähe eines Friseurs gekommen zu sein? Die Redaktion von Anne Will scheint seine Chancen auf mindestens 51 Prozent zu beziffern, jedenfalls ist der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen nicht dabei. Noch einer, der mit schlechter Laune vor dem Bildschirm sitzen dürfte.

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