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#Endlich Bühnenfrühling!

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Interessante Rückfrage beim F.A.Z.-Leser-Kongress letzte Woche: Warum es dem Theater heute so wenig um Unterhaltung ginge, wollte einer in der Mittagspause wissen, warum immer alles so verkopft und verquast sein müsse, so überambitioniert, so scheinbesorgt und so wenig amüsant. Wo der Spaß bei der Sache geblieben sei, die Lust und die Laune. Dem wunden Punkttreffer vom Kongress sei eine Empfehlung nachgereicht: In Basel könnte der Fragesteller sich vom Theater endlich einmal wieder so richtig unterhalten lassen.

Denn hier gibt es ab sofort zweieinhalb Stunden ausgelassenen Spielspaß und feinste Schaumschlägerei zu sehen. Pointen, Pobacken und Posaunenpupse – alles ist hier im Angebot, und doch wirkt der Abend nicht billig. Na gut: Edelware ist es auch nicht gerade, was man da auf der großen Bühne zu sehen bekommt, aber eben genauso wenig der sonst übliche angestrengte rhetorische Ramsch, der den Begriff der Komödie an deutschsprachigen Schauspielhäusern in Verruf gebracht hat.

Regisseur Antú Romero Nunes setzt dem Basler Bürgerpublikum selbstbewusst eine herzhafte Portion Comédie Française vor, eine molièrehafte Mogelpackung über Molière. Ausgangspunkt des bei der chilenischen Autorin Nona Fernández in Auftrag gegebenen Lustspiels ist der berühmt-berüchtigte Schicksalstod des großen Komödienschreibers während beziehungsweise kurz nach seinem Auftritt als „eingebildeter Kranker“ am 17. Februar 1673.

Das ist großartiges Scheinseinspiel

Ein Mythos der Theatergeschichte, wenn man sie als Treppenwitz erzählt. So darf das nicht stehen bleiben, hat sich die Autorin gedacht, und Molière als Geist weiterleben lassen. Während seine Truppe um ihren legendären Maestro trauert, während sie ihn zu Grabe trägt, das Glas auf ihn erhebt und – typisch wankelmütiges Schauspielergemüt – sich gleichzeitig von seinem ärgsten Widersacher verführen lässt, während sich all das zuträgt und sein Nachruhm droht, den Bach herunterzugehen, steht der untote Molière dabei und begreift nicht, was um ihn herum geschieht.

Mehr Blödsinn als Weisheit: Szene aus „Molière  – der eingebildete Tote“ am Theater Basel


Mehr Blödsinn als Weisheit: Szene aus „Molière – der eingebildete Tote“ am Theater Basel
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Bild: Lucia Hunziker

Erst die Begegnung mit seiner früh verstorbenen Geliebten Madeleine klärt ihn über seinen zweifelhaften Zustand auf: Er ist tot, kann aber die Lebenden noch sehen und hören, sie noch hassen und lieben. Das macht die Sache für ihn so unangenehm und für uns so amüsant: wie er den alten Kollegen bei seiner eigenen Beerdigung aus dem Jenseits Regieanweisungen zuruft, wie er ihren schnöden Opportunismus verflucht, wie er sich ihrem Irrglauben in den Weg werfen will – das ist großartiges Scheinseinspiel.

Baron – so nennt Fernandéz die hinzuerfundene Figur des Widersachers – tut so, als könnte er mittels telepathischer Kräfte Molières letzten Willen kundtun: die Übergabe aller Stückrechte und Produktionsmittel an ihn. Zum Glück aber liegt hier am Schluss wie so oft die letztgültige Wahrheit im Wein, sodass nur genug zu trinken braucht, wer Molière und seinem wirklichen Willen begegnen will.

Fernandéz hat sich bei ihrer Figurenzeichnung gewissenhaft am historischen Zusammenhang orientiert, das heißt, sie hat all jene Truppenmitglieder recherchiert, die zusammen mit Molière aufgetreten sind. So stehen hier unter anderen Molières Geschäftsführer La Grange, der Truppenälteste La Thorillère sowie die Schauspielerinnen Catherine und Juliette auf der Bühne. Daneben Madeleines Tochter und pikanterweise Molières spätere Geliebte Armande.

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