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#Er blickte mit Angst auf Hitler und Mussolini

„Er blickte mit Angst auf Hitler und Mussolini“

Im März 2020 öffnete der Vatikan seine Archivbestände aus dem Pontifikat Pius’ XII. und machte damit bisher geheime Akten über die Kriegs- und Nachkriegszeit der Wissenschaft zugänglich. Unter Historikern wurde dadurch die schon seit Jahrzehnten sehr kontrovers geführte Debatte zur Rolle der katholischen Kirche im Zweiten Weltkrieg und während der Schoa neu belebt. Mit seinem Buch „The Pope at War“ legt der amerikanische Historiker und Pulitzer-Preisträger David Kertzer nun ein neues Standardwerk vor.

Spätestens seit der Veröffentlichung von Rolf Hochhuths Theaterstück „Der Stellvertreter“ im Jahr 1963 sieht sich der Vatikan Vorwürfen ausgesetzt, die Verfolgung und Ermordung der Juden in Europa während des Krieges nie offen verurteilt zu haben. Darüber hinaus wurde der Kirche regelmäßig eine zu große Nähe zum nationalsozialistischen Regime in Deutschland und vor allem zum Faschismus in Italien unterstellt. Unter teils polemischen Titeln – wie „Hitler’s Pope“ – arbeiteten Historiker sogar mit dem Begriff eines „Klerikalfaschismus“. Im Gegensatz dazu betonten andere Forscher jedoch auch die Verdienste Pius’ XII. und insbesondere die Rettung von Juden in römischen Klöstern und auf dem Staatsgebiet des Vatikans. Bereits seit 1965 läuft in der katholischen Kirche ein Seligsprechungsverfahren für Pius XII.

Dieser „Nazi-Prinz“ war prädestiniert für eine Vermittlerrolle

Vor diesem Hintergrund versucht Kertzer, dem Leser eine nuancierte Gesamtdarstellung der Quellen aus der Kriegszeit zu bieten. Er nutzt hierzu nicht nur Dokumente aus dem Apostolischen Archiv, sondern auch aus staatlichen Archiven in Deutschland, Italien und anderen Ländern. Gleich zu Beginn stellt er dabei klar, dass Eugenio Pacelli keine persönlichen Sympathien für Adolf Hitler oder Benito Mussolini hegte. Im Gegenteil blickte er auf beide Diktatoren mit Angst und betrachtete ihre Regime als eine Gefahr für die Kirche. Besonders in der Ideologie des Nationalsozialismus sah er ein antichristliches Neuheidentum.

David Kertzer: „The Pope at War“. The Secret History of Pius XII, Mussolini, and Hitler.


David Kertzer: „The Pope at War“. The Secret History of Pius XII, Mussolini, and Hitler.
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Bild: Penguin Random House

Gerade in der Angst des Papstes vor den Diktatoren Europas liegt für Kertzer jedoch die Schwäche der vatikanischen Politik: Anstatt sich offen gegen die Unterdrückung zu stellen, versuchte Pius XII. vor allem den Einflussbereich der Kirche zu erhalten. In Deutschland ging es ihm vornehmlich darum, das Reichskonkordat von 1933 zu bewahren, das im nationalsozialistischen Staat Schritt für Schritt ausgehöhlt wurde. Kritik, die unter Pius XI. und insbesondere in der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ noch offen geäußert wurde, gab es unter dem Pacelli-Papst nicht mehr in dieser Schärfe. Selbst in der Enzyklika, die Pius XII. einen Monat nach Kriegsbeginn im Oktober 1939 veröffentlichte, wurde der deutsche Angriff auf Polen nicht explizit verurteilt.

Aus einer Position der Schwäche verhandlungsbereit

David Kertzers Buch enthält – neben vielen bereits bekannten Beobachtungen – auch einige Überraschungen. Besonders beachtlich ist etwa die Rolle des nationalsozialistischen Politikers Philipp von Hessen in der diplomatischen Vermittlung zwischen Pacelli und Hitler. Als Urenkel Queen Victorias und Schwiegersohn des italienischen Monarchen Vittorio Emanuele III. war dieser „Nazi-Prinz“ prädestiniert für eine diskrete diplomatische Vermittlerrolle. Aufgrund seiner deutsch-italienischen Verbindungen sieht Kertzer diesen Protestanten als eine Schlüsselfigur in der Dreiecksbeziehung zwischen Hitler, Pius XII. und Mussolini.

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