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#„Er hat Elend in die Straßen von Dublin gebracht“

„Er hat Elend in die Straßen von Dublin gebracht“

Herr Richmond, Sie haben im irischen Parlament über den mutmaßlichen Drogenboss Daniel Kinahan gesprochen. Sie setzen sich dafür ein, dass die Vorwürfe gegen ihn auch in diplomatischen Gesprächen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten auf den Tisch kommen, wo Kinahan seit Jahren lebt. Und Sie rufen dazu auf, sein Engagement im internationalen Boxgeschäft zu boykottieren. Warum beschäftigt Sie gerade dieser Fall so sehr?

Erstens: Kinahan ist böse. Er hat Elend in die Straßen von Dublin gebracht, in meine Stadt. Er versucht seit einigen Jahren, sein Image durch den Sport reinzuwaschen. Es gab eine umfangreiche Social-Media-Kampagne, er hat einen Film bei Youtube und ein anonymes Buch veröffentlicht, mit Verschwörungstheorien, dass die irische Regierung ihn attackiere. Kinahan war sehr aktiv darin, irischen Journalisten Anwaltsschreiben zu schicken. Mich zum Schweigen zu bringen, hat er nicht geschafft. Als Politiker bin ich da privilegiert, gerade im Parlament. Es ist ein fortlaufender Kampf um Gerechtigkeit – für die 18 Menschen, die in der Fehde mit der rivalisierenden Hutch-Gang getötet wurden; für Dutzende weitere, die durch die Hand des Kinahan-Kartells gestorben sind; für Tausende junger Männer und Frauen, die an ihrer Heroinsucht gestorben sind oder sich auf Kokain eingelassen haben.

Daniel Kinahan ist bislang von keinem Gericht verurteilt worden. Worauf stützen Sie Ihre Vorwürfe?

Was ich sage, ist keine Meinung, das sind Fakten, die auf den Urteilen irischer Gerichte basieren. Das Kinahan-Kartell ist eine der führenden Gruppierungen der organisierten Kriminalität in Dublin. Es ist für Drogenhandel, Erpressung und Raub verantwortlich, und wurde mit mindestens 20 Morden in Verbindung gebracht. Kinahans Vater Christy Kinahan ist ein verurteilter Drogenhändler. Daniel Kinahan selbst hat keine Verurteilungen, aber er ist auch nicht in Irland, um verurteilt werden zu können. Er ist aus dem Land geflohen, nachdem es 2016 bei einem öffentlichen Wiegen vor einem Boxevent im Regency Hotel in Dublin einen Mordanschlag auf ihn gab und einer seiner Männer getötet wurde. Er ist erst nach Spanien und dann weiter nach Dubai, wo er bis heute lebt. Ein irisches Gericht hat in einem Urteil inzwischen festgehalten, dass Daniel Kinahan der Boss des Kinahan-Kartells ist. Er könnte dieses Urteil natürlich anfechten. Aber dafür müsste er nach Irland zurückkehren. Und das wird er nicht, weil er dann festgenommen werden würde.

Neale Richmond ist Abgeordneter der Fine Gael im irischen Parlament.


Neale Richmond ist Abgeordneter der Fine Gael im irischen Parlament.
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Bild: privat

Trotz dieser Vorwürfe ist Daniel Kinahan zu einem einflussreichen Strippenzieher im internationalen Boxgeschäft aufgestiegen. Er hat Profis wie Tyson Fury und Billy Joe Saunders beraten und verhandelt mit mächtigen Promotern wie Bob Arum und Eddie Hearn. Welche Konsequenzen hat sein Engagement für den Boxsport?

Irland ist eine kleine, aber stolze Sportnation. Bei den Olympischen Spielen in Tokio haben wir zwei Medaillen im Boxen gewonnen, davon einmal Gold bei den Frauen. Das war am letzten Tag, bei uns morgens um sechs, und das Land stand still für diesen Kampf. Als die Medaillengewinner zurückkamen, waren die Straßen voller Fahnen. Wir lieben Boxen. Und es ist ein Sport, der in sozial benachteiligten Gegenden viel Gutes tut. Ich würde sogar sagen, dass es der Sport ist, der es am ehesten schafft, die Leute von Gangs und Drogen fernzuhalten. Zugleich ist es aber der Sport, der am meisten Verbrecher anzieht. Nicht nur, weil Kinahan sich fürs Boxen begeistert. Leider hängt professionelles Boxen historisch gesehen eng mit der Mafia in den Vereinigten Staaten zusammen, ja mit dem organisierten Verbrechen allgemein. Das ist eine extrem schädliche Beziehung. Fernsehsender, Unternehmen und Promoter arbeiten mit Daniel Kinahan und MTK zusammen, und sie billigen damit stillschweigend auch seine andere Karriere – als notorischer und mörderischer Krimineller.

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