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#Er ist kein Barack Obama, sagt der Regierungssprecher

„Er ist kein Barack Obama, sagt der Regierungssprecher“

Zu den originellen Vorstellungen gehört es, Olaf Scholz dabei zu­zuschauen, wenn er im Videoportal Tiktok ein Tänzchen aufführt. Unsinn? Na ja, angekündigt hatte das vor fünf Monaten Steffen Hebestreit, als er das Amt des Regierungssprechers übernahm. Scholz saß ihm im Bundespresseamt gegenüber und sein enger Vertrauter Hebestreit sagte: „Dem Kanzler kann ich versprechen, dass er demnächst Tiktok tanzen wird, wenn wir das gemeinsam entscheiden.“ Allerdings schob er gleich nach, dass der Gesichtsausdruck des Kanzlers ihn ahnen lasse, es werde darüber noch Dis­kussionen geben. Immerhin: Ein Interview von Scholz in dem vor allem für junge Menschen gemachten Videoportal findet man mit wenigen Klicks.

Der seit seinem Amtsantritt im vorigen Dezember oft gestellten Frage „Wo ist Scholz?“ begegnet der Kanzler mit zunehmend intensiver Medienpräsenz, Bundestagsauftritten, Reisen mit Journalisten­begleitung. Dennoch wirkt er vielen nicht wie ein Anführer. In der Debatte über Deutschlands Rolle im Umgang mit Russlands Angriff auf die Ukraine gibt es vielmehr den Vorwurf, er sei ein Zauderer.

Auf der einen Seite macht der Bundeskanzler keinen Hehl daraus, dass er nur eng im Verbund mit den Partnern handeln und keineswegs allein voranmarschieren will. Damit entsteht das Bild der Zögerlichkeit. Auf der anderen Seite reicht ein Blick auf die Linie der SPD bis zum Ausbruch des Krieges, um zu dem Schluss zu kommen, dass Scholz innerhalb kürzester Zeit wesentliche Kurswechsel vollzogen hat: die Sanktionen gegen Russland werden immer weiter ausgedehnt und greifen längst auch auf dem Energiesektor, der Verteidigungshaushalt wird enorm er­höht, und es werden immer mehr und schwerere Waffen an die Ukraine geliefert. Am Ende könnte man sich sogar vorstellen, dass irgendwann Kampfpanzer aus deutscher Produktion zum Einsatz kommen, vorausgesetzt, sie fahren neben amerikanischen Abrams.

Woran also liegt es, dass Scholz als zö­gerlich gilt, dafür aber ein Politiker wie der grüne Wirtschaftsminister Robert Ha­beck als Führungsfigur, mindestens als Großkommunikator daherkommt, ob­wohl beide inhaltlich auf einer Linie sind? Scholz braucht oft lange, bis er deutlich wird. So hat er schon früh, aber vorsichtig, erkennen lassen, dass er die Weigerung der Ukraine, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Mitte April in Kiew zu emp­fangen, falsch fand. Doch erst am Montag sagte er in aller Klarheit im ZDF vor einem Millionenpublikum, dass er, Scholz, deswegen nicht in die ukrainische Hauptstadt reisen werde.

Scholz ist kein Bühnentalent

In einem langen Interview mit der Zeitschrift „journalist“ erläuterte sein Sprecher Hebestreit, manchmal sei es er­forderlich, „konkrete Zielvorgaben zu ver­künden“, damit die notwendige politische Dynamik entstehe. Scholz tue das „relativ selten“. Wenn er es dann mache, falle es umso mehr auf.

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Scholz ist kein Bühnentalent, womit er sich nicht nur von Habeck unterscheidet. Dass er von kleiner Statur ist und eine leise Stimme hat, ist in einer auf öffentliche Auftritte und Bilder ausgerichteten Welt nicht immer hilfreich. Wenn er mal ein bisschen lauter spricht, wie am Wochenende, als er bei einer Kundgebung akustisch gegen Störer ankommen musste, ist das schon eine gesonderte Erwähnung in den Nachrichten wert. Scholz’ Bundestagsrede drei Tage nach Kriegsausbruch war zwar inhaltlich eine Sensation. Aber der Kanzler las den Text so nüchtern vor wie immer.

Selbst diejenigen, die seine inhaltlichen Leistungen anerkennen, kritisieren das Auftreten des Kanzlers immer wieder: Bei der Kommunikation hapere es, Scholz könne seine Botschaft nicht vermitteln, an­dere seien besser in dieser Disziplin. Und so weiter. Schadet ihm das? Jedenfalls hat Hebestreit erläutert, dass er und seine Stellvertreter vereinbart hätten, „noch transparenter, erklärender und um­fas­sender“ zu kommunizieren. Weil die Re­gie­rung „nicht nur senden“ wolle, lasse Scholz sich häufiger als seine Vorgängerin Angela Merkel im Fernsehen „befragen und hinterfragen“. Das weist darauf hin, dass auch seine Leute bei Scholz in dieser Hinsicht noch Verbesserungsbedarf se­hen. Allerdings macht der Regierungssprecher ebenfalls klar, wo die Grenzen sind: „Wenn man versuchen würde, aus dem Kanzler kommunikativ einen Barack Obama zu machen, ginge das definitiv nach hinten los.“

Dass es hilft, wenn ein Kanzler sein Vorgehen gut erklären kann, leuchtet ein. Aber muss man ein großer Redner sein? Angela Merkel ist ebenfalls vorgeworfen worden, sie habe ihre Politik nicht gut er­klärt. Be­sonders auffallend war das in der Flüchtlingspolitik. Sie hat oft versucht, ihr Ver­halten vor allem im Jahr 2015 zu er­läutern, im Bundestag oder in Interviews. Letztlich hängengeblieben ist der Satz „Wir schaffen das“, den sie in einer Pressekonferenz mehr zufällig gesagt hatte. Ih­ren Kritikern reichte das natürlich nicht. Merkel war als Kanzlerin genau so wenig begeistert vom Auftritt auf der öf­fentlichen Bühne wie Scholz. Sie nahm es als notwendigen Teil ihrer Aufgabe. Das gehörte eben zum politischen Gestalten da­zu.

Damit stand sie in einer gewissen Tradition. Die Kanzler mit sehr langer Amtszeit, also Konrad Adenauer, Helmut Kohl und sie selbst, waren keine wirklichen Büh­nenbegabungen. Kohl konnte im kleinen Kreis mehr beeindrucken als im großen, Merkel ebenso. Das verbindet Scholz mit ihnen. In kleinen Runden kann die Trockenheit von ihm abfallen, er kann en­gagiert, humorvoll sein.

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