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#Erdoğan und die Suche nach neuen Handelspartnern

Erdoğan und die Suche nach neuen Handelspartnern

Am Freitag hat die türkische Lira einen neuen Schwächeanfall erlitten. Nur Interventionen der Notenbank verhinderten, dass mehr als 14 Lira für einen Dollar gezahlt werden mussten. Doch trotz Währungs- und Wirtschaftskrise hält Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan eisern am Kurs niedriger Zinsen fest: „Ich glaube, dass wir diese Angriffe auf die Währung rückgängig machen werden. Wie ich immer sage: So Gott will, wird auch dies an uns vorübergehen. Das soll jeder wissen.“ Dass er es aber für nötig befand, angesichts amtlich gemessener 27 Prozent Inflation auf Lebensmittel seine Landsleute vor Hamsterkäufen zu warnen, und mit scharfen Strafen drohte, sagt mehr über die Stimmung im Land, als die regierungsfreundliche Presse widerspiegelt.

Andreas Mihm

Wirtschaftskorrespondent für Österreich, Ostmittel-, Südosteuropa und die Türkei mit Sitz in Wien.

Neben göttlichem Beistand, Drohungen und Interventionen auf dem Devisenmarkt setzt Erdoğan auf Hilfen der islamischen Nachbarschaft, wie seine Reisetätigkeit der letzten Wochen zeigt. Nur mit der EU bleibt das Klima abgekühlt. Ihre Bedeutung als Handelspartner für das Land am Bosporus schrumpft. China dagegen ist im Kommen. Erdoğan will die Exportwirtschaft fördern. Sie sorgt für Beschäftigung und Deviseneinnahmen. Die braucht das Land, um Öl und Gas bezahlen und auf Dollar und Euro lautende Kredite tilgen zu können. Erst recht in Zeiten, in denen die Lira binnen drei Monaten mehr als ein Drittel ihres Wertes verloren hat.

Deutschland bleibt wichtig für die Türkei

Deshalb besuchte er diese Woche Qatar, einen Verbündeten und Großinvestor. Die Notenbank im Emirat von Scheich Tamim bin Hamad Al Thanis verlängerte ihren Kredit über 15 Milliarden Dollar um drei Jahre. Erdoğan kam auch mit weiteren Handels- und Investitionsversprechen vom Golf zurück. Mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, zu denen das Verhältnis lange als verfeindet galt, hatte er im November ein Investitionsabkommen über 10 Milliarden Dollar getroffen. Es solle beispielgebend sein für Länder, mit denen die Türkei noch im Streit lebt, wie Israel und Ägypten, sagte Erdoğan auf dem Rückflug aus Turkmenistan.

Der türkische Präsident Erdoğan vergangene Woche in Doha.


Der türkische Präsident Erdoğan vergangene Woche in Doha.
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Bild: AFP

Dort hatte er Ende November die zehn im ECOTA-Handelsbund vereinten zen­tralasiatischen Staaten aufgerufen, „das große Potential unserer geographischen Lage mit rund 500 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von acht Millionen Quadratkilometern stärker (zu) nutzen“. Die Gruppe will bis 2025 den Freihandel untereinander sichern, hat allerdings in den 18 Jahren seit Gründung nicht viel zustande gebracht. Ebenso wenig ist aus der seit 2005 verhandelten EU-Mitgliedschaft geworden. Nicht einmal auf neue Zollvereinbarungen kann man sich einigen. Der Anteil der EU am türkischen Außenhandel geht zurück.

Einen Lichtblick gibt es in der Textilindustrie. „Wegen wachsender Probleme in der Lieferkette, steigenden Kosten für Fracht und Logistik schauen sich immer mehr europäische Unternehmen in der Türkei um“, sagt Mustafa Gültepe vom Verband Istanbuler Bekleidungsexporteure. Die Textilausfuhr in die EU werde den Höchstwert aus 2014 von 18,7 Milliarden Dollar übertreffen. „Wir erhalten viele Aufträge. Der Prêt-à-porter-Sektor wird in diesem Jahr mit Exporten von mehr als 20 Milliarden Dollar einen Rekord brechen“, sagt Gültepe. Im nächsten Jahr peilt er 23,5 Milliarden Dollar an.

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