Nachrichten

#Erkaltete Liebe für Wärmepumpen

Vor dem dritten Wärmepumpengipfel im Wirtschaftsministerium an diesem Dienstag sieht die Branche das Ziel gefährdet, im kommenden Jahr eine halbe Million Anlagen zu installieren. Die Bedingungen seien ungünstiger als prognostiziert, teilte der Bundesverband Wärmepumpen (BWP) am Montag in Berlin mit. Auf dem zurückliegenden Gipfel im Juni 2022 waren die jährlichen Ausbaumengen von 500.000 bis eine Million Anlagen mit der Absicht vereinbart worden, im Jahr 2030 mindestens 6 Millionen Wärmepumpen im Markt zu haben. 2022 waren es 1,7 Millionen; für das laufende Jahr wird mit einem Anstieg um 350.000 auf einen Bestand von dann 2,05 Millionen Anlagen gerechnet.

Damit ist der Zubau zwar stärker als zuvor. Doch werde sich die nötige Steigerung um mindestens eine halbe Millionen Einheiten verzögern, falls die Bundesregierung nicht neue Impulse setze, hieß es. Vor allem die Strompreise müssten spürbar sinken. Auf eine starke Abschwächung beim Wärmepumpenwachstum deuten die sinkenden Förderanträge an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle BAFA hin. Nach einer Untersuchung der Beratungsgesellschaft PWC für den Wärmepumpenverband ist die Zahl der Anträge in den ersten acht Monaten um 73 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahrs gefallen. Zugleich sei im ersten Halbjahr die Zahl neuer Gasheizungen um fast 30 Prozent gestiegen, die der Ölkessel habe sich mehr als verdoppelt.

Rückt Ausbauziel in weite Ferne?

BWP-Geschäftsführer Martin Sabel will auf dem dritten Wärmepumpengipfel am Dienstag daran erinnern, dass man sich zuvor dazu verpflichtet habe, den Wärmepumpenhochlauf gemeinsam zu bewerkstelligen. Die Industrie habe ihren Teil der Abmachung eingehalten, indem sie in Produktionskapazitäten, Personal und Schulungen investiert und so die Möglichkeit für 500.000 Neuinstallationen geschaffen habe. Voraussetzung dafür sei allerdings die Ursprungsfassung der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes gewesen. Danach wä­ren von 2024 an Heizungen mit einem Erneuerbarenanteil von mindestens 65 Pro­zent vorgeschrieben gewesen, wodurch sich faktisch nur noch Wärmepumpen gelohnt hätten.


Bild: F.A.Z.

Nach Veränderung des Entwurfs im Zuge des „Heizungsstreits“ besteht diese frühe Bevorzugung der Wärmepumpen nicht mehr. „Wenn die Lenkungswirkung des Gebäudeenergiegesetzes jetzt verzögert kommt, dann ist die Politik gefordert zu handeln“, verlangte Sabel. „Ergreift die Bundesregierung keine Maßnahmen ge­gen die gesunkene Nachfrage, rückt ihr Ausbauziel in weite Ferne.“ Sabel will sich auf dem Gipfel dafür einsetzen, „diese 500.000 Wärmepumpen doch noch zu erreichen“, ist aber unsicher, wie das zu schaffen ist: „Ob das dann bis zum nächsten Jahr gelingt, das wird schwierig, aber wir halten an dem Ziel auf jeden Fall fest.“

Deutschland drittgrößter Absatzmarkt für Wärmepumpen in EU

PWC hat ermittelt, dass über die Lebensdauer einer Heizung 70 bis 80 Prozent der Gesamtaufwendungen auf die Energiekosten entfallen. Wettbewerbsfähig sei eine Wärmepumpe gegenüber einem Gasbrenner dann, wenn der Strompreis höchstens 2,5-mal höher als der Gaspreis sei. In vielen Ländern sei das der Fall. In Deutschland betrage das Verhältnis aber mehr als 3 zu 1, was ein Negativrekord sei. Auch deshalb gebe es hier nur 6 Wärmepumpen auf 1000 Haushalte, in Skandinavien indes bis zu zehnmal so viele.

Kürzlich hatte Finanzminister Christian Lindner (FDP) angekündigt, die im Oktober 2022 von 19 auf 7 Prozent gesenkte Mehrwertsteuer auf Gas schon Ende des Jahres und nicht erst Ende März 2024 auf den normalen Satz zurückzusetzen. Das verbessert die Preissituation für Stromheizungen. Nötig sei es aber zusätzlich, die Stromsteuer von 2,05 Cent je Kilowattstunde auf das EU-Mindestmaß von 0,05 Cent zu senken, verlangt die Wärmepumpenbranche. Sabel erinnerte daran, dass der Staatsanteil am Strompreis mit 29 Prozent noch immer doppelt so hoch sei wie im EU-Durchschnitt: „Die Menschen brauchen nach der Heizungsdebatte ein deutliches Zeichen, dass sich der Wechsel von Gas und Öl zur Wärmepumpe durch günstige Betriebskosten schnell amortisiert.“

Kai Schiefelbein, Geschäftsführer des Herstellers Stiebel Eltron, wies darauf hin, dass es für die Industrie schwieriger werde, die angekündigten 5 Milliarden Euro an Investitionen aus dem Mittelzufluss zu finanzieren. Um ausreichend Personal zu haben, hat die Zahl der Schulungsplätze in der Branche 2023 um 50 Prozent auf 60.000 zugenommen. Die Förderbedingungen für neue Werke seien in Osteuropa besser, die Genehmigungszeiten kürzer als in Deutschland, weshalb die Produktion dort wachse. Nötig für die Wärmewende sei aber ein starker Heimatmarkt.

Nach PWC-Zahlen ist Deutschland der drittgrößte Absatzmarkt für Wärmepumpen in der EU mit weitem Abstand hinter Frankreich und Italien. In Europa seien 2021 insgesamt 2,2 Millionen Einheiten verkauft worden, in den USA fast 4 Millionen und in China 12,5 Millionen.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!