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#Erste Kliniken stoßen an Kapazitätsgrenzen

Erste Kliniken stoßen an Kapazitätsgrenzen

Die ersten Krankenhäuser in Deutschland stoßen wegen der steigenden Zahl an Covid-19-Fällen an Kapazitätsgrenzen. So nimmt das Uniklinikum Düsseldorf nur noch Notfallpatienten stationär auf. „Der Grund ist der deutliche Zuwachs an Patienten mit Covid-19“, teilte der Maximalversorger mit. „Die Kliniken in Ballungszentren wie Berlin, Bremen oder Düsseldorf laufen voll“, warnte der Präsident der Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Uwe Janssens, gegenüber der F.A.Z. „Wir haben einen Notstand, und deshalb müssen die Häuser auf Notbetrieb umstellen.“

Britta Beeger

Christian Geinitz

Es sei „völlig unverständlich“, warum die Politik das bisher nicht angeordnet habe. Wie in der ersten Welle müssten per Verordnung Aufnahmen und Operationen abgesetzt werden, die aus ärztlicher Sicht vertretbar verschoben werden könnten. Gleichzeitig müssten die Kliniken für diese Umsatzausfälle entlastet werden. Dass die Uniklinik Düsseldorf den Regelbetrieb ohne Ausgleich einstelle, zeige, wie ernst die Situation sei.

Spahn kündigt Konzept an

Getrieben von der Entwicklung, kündigte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an, in der nächsten Woche Regelungen vorzuschlagen, um die Kliniken finanziell abzusichern. Doch Janssens geht das nicht schnell genug: „Uns läuft die Zeit davon.“ Die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten verdoppele sich alle zehn Tage. Derzeit seien es etwa 2800 Fälle, von denen mehr als die Hälfte künstlich beatmet werde. In spätestens zwei Wochen werde also mit 5600 Fällen gerechnet, für die 7000 Betten frei seien. „Aber es gibt große regionale Unterschiede.“

Zudem seien weniger die Betten knapp als vielmehr die Mitarbeiter. Schon in normalen Zeiten fehlten 4300 Intensivpfleger, rund ein Fünftel der Plätze könne daher nicht genutzt werden. Zur Corona-Prävention sei die Zahl der Betten noch aufgestockt worden, nicht aber die des Personals. „Die Lücke klafft immer weiter auseinander.“ Das liege nicht zuletzt daran, dass es Personalausfälle durch Corona-Infektionen gebe. Auch deshalb sei es so wichtig, das Personal auf Covid-19-Fälle und andere schwerkranke Patienten zu konzentrieren. Auf den Intensivstationen könnten Anästhesiepflegekräfte aus den nicht genutzten OP-Sälen tätig werden.

Zugleich stellte Janssens klar: „Wir sind noch lange nicht überfordert. Wir bekommen die Situation in den Griff – wenn uns die Politik endlich den Rücken stärkt.“
Nicht nur das Düsseldorfer Uniklinikum stellt auf Notbetrieb um. Auch die Berliner Krankenhäuser werden von Samstag an wieder ein Viertel der Betten für Corona-Patienten freihalten, wie eine Sprecherin der dortigen Krankenhausgesellschaft sagte. Am Donnerstag hatten die Krankenhäuser in der Hauptstadt in einem eindringlichen Appell ehemalige Pflegekräfte aufgefordert, sich zu melden. Das Land Niedersachsen wiederum hat die Höchstarbeitszeit für Beschäftigte in Kliniken und Pflegeheimen, wie schon zu Beginn der Pandemie, auf bis zu 60 Stunden in der Woche erhöht.

Wer bekommt die Prämie?

Ausgerechnet in dieser Situation wächst unter einigen Pflegekräften in Deutschland der Frust, wie Pflegekräfte selbst, aber auch Personalräte aus großen Kliniken und Vertreter der Gewerkschaft Verdi berichten. Grund ist die Auszahlung der Corona-Prämie von bis zu 1000 Euro. Diese sollte zunächst nur Beschäftigten in der Altenpflege zugutekommen, wurde dann nach langen Diskussionen aber auch für das Klinikpersonal beschlossen. 100 Millionen Euro sollen aus dem Gesundheitsfonds an Mitarbeiter ausgezahlt werden, die in der Corona-Krise besonders belastet waren. Dafür sind klare Kriterien festgeschrieben: Kliniken mit mehr als 500 Betten sind zum Beispiel anspruchsberechtigt, wenn sie bis Ende Mai mindestens 50 Corona-Fälle versorgt haben. 

Auf einer am Donnerstag vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (Inek) veröffentlichten Liste der Kliniken, die mit einer Zuweisung rechnen können, tauchen eine Reihe große Maximalversorger jedoch nicht auf. So fehlen beispielsweise das Universitätsklinikum des Saarlandes und das Uniklinikum Gießen und Marburg. Woran das liegt, scheinen die betroffenen Häuser zum Teil selbst noch nicht zu wissen. Die erforderliche Zahl von mehr als 50 Patienten habe man eigentlich „deutlich übertroffen“, sagte der stellvertretende Personalratsvorsitzende des Uniklinikums des Saarlandes, Frank Murer, der F.A.Z. Vermutungen, dass beispielsweise ausländische Patienten nicht mitgezählt wurden, wies das zuständige Institut auf Anfrage zurück. Nicht berücksichtigt wurden allerdings Fälle, die bis Ende Mai nicht entlassen waren. Man sei den gesetzlichen Vorgaben gefolgt, teilte das Inek mit. Dabei habe es „keinerlei Ermessensspielraum“ gegeben.

Für die betroffenen Pflegekräfte dürfte das ein schwacher Trost sein. Viele von ihnen empfänden die Verteilung der Prämie als ungerecht, sagte der Verdi-Pflegebeauftragte für Rheinland-Pfalz und das Saarland, Michael Quetting. „Der große Zusammenhalt aus der Anfangszeit der Pandemie wird damit kaputtgemacht.“ Auch Marcel Iwanyk, der Betriebsratsvorsitzende der Uniklinik Gießen, sagte, Frust und Resignation seien groß. Auf Facebook schreibt eine Intensivkrankenschwester, sie habe sich für schwerkranke Patienten aufgeopfert, sei teils hilflos und oft am Rande ihrer Kräfte gewesen. Umso größer ist nun ihre Enttäuschung: „Danke für nichts“, schreibt sie. 

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