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#Erstmals rückt eine Frau an die Spitze der WTO

Erstmals rückt eine Frau an die Spitze der WTO

Noch ist offen, wer in Zukunft die Welthandelsorganisation (WTO) in Genf führen wird. Klar ist aber, dass es erstmals in der Geschichte der WTO und deren Vorgängerorganisation Gatt eine Frau an die Spitze schaffen wird. Am Donnerstag haben die WTO-Mitgliedstaaten das Feld der Kandidaten von fünf auf zwei verengt. In die Endrunde kamen Ngozi Okonjo-Iweala aus Nigeria und Yoo Myung-hee aus Südkorea.

Johannes Ritter

Welche der beiden Bewerberinnen das Rennen macht, soll Ende Oktober oder Anfang November entschieden werden. Wie aus Kreisen der WTO verlautet, gilt Okonjo-Iweala als Favoritin. Die ehemalige Ministerin und Weltbank-Direktorin soll in den diversen Vorstellungsrunden bei Handelsdiplomaten und Regierungsvertretern in Genf und andernorts einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben. „Ich glaube, dass die Afrikanerin das Rennen macht“, sagte ein ranghoher WTO-Funktionär der F.A.Z, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Tatsächlich scheint sich in vielen WTO-Mitgliedstaaten die Meinung durchgesetzt haben, dass es an der Zeit sei, erstmals jemanden aus Afrika an die Spitze der Organisation zu wählen. Außerdem gibt es kaum Zweifel an der Qualifikation von Okonjo-Iweala, die international sehr gut vernetzt ist und als zupackende Managerin gilt.

Es soll nicht unbedingt wieder jemand aus Asien sein

Als amtierende Handelsministerin Südkoreas bringt Yoo Myung-hee zwar auch gute Fachkenntnisse mit. Aber gegen sie spricht zum einen, dass mit dem Thailänder Supachai Panitchpakdi früher schon einmal ein Asiate an die Spitze der WTO saß. Zum anderen lastet der schwelende Handelsstreit zwischen Japan und Südkorea auf der Kandidatur von Yoo Myung-hee.

Der langjährige WTO-Generaldirektor Roberto Roberto Azevêdo war per Ende August zurückgetreten. Seither führen die vier Vize-Generaldirektoren gemeinsam die Organisation, in der sich 164 Länder auf Konditionen und Spielregeln für den gegenseitigen Austausch von Waren verständigt haben.

Die WTO ist stark reformbedürftig. Die 2001 vereinbarte Doha-Runde von Handelsliberalisierungen ist bis heute nicht abgeschlossen, weil die Interessen der Mitgliedstaaten zu weit auseinandergehen. Viele Regierungen setzen daher inzwischen auf bilaterale Freihandelsverträge statt auf neue multilaterale Abkommen. Das liegt auch am veralteten WTO-Regelwerk, in dem wichtige Fragen rund um Digitalisierung, den Schutz des geistigen Eigentums, die Rolle von Staatsunternehmen sowie Klima- und Umweltschutz kaum oder gar nicht beantwortet sind.

Amerikas Präsident Trump ist ein Gegner der WTO

Von diesen Lücken im Regelwerk hat vor allem China profitiert, was den Furor von Donald Trump gegenüber der WTO erklärt. Der amerikanische Präsident hat den Mechanismus zur Streitschlichtung blockiert und die Organisation damit um ihr schärfstes Schwert beraubt. Der eher im Hintergrund agierende Brasilianer Azevêdo war von dieser schwierigen Gemengelage überfordert. Von der neuen WTO-Chefin erhoffen sich viele Regierungen mehr Reformeifer und Durchsetzungskraft, wohl wissend, dass Veränderungen am Ende nur durch die Mitgliedstaaten selbst voran gebracht werden können.

Okonjo-Iweala hat sich in dem seit Anfang Juli laufenden Bewerbungs- und Auswahlverfahren selbstbewusst als entschlossene Reformerin präsentiert: „Die WTO braucht eine Auffrischung. Sie muss ihre Regeln an das 21. Jahrhundert anpassen“, sagte sie im August im Gespräch mit der F.A.Z. Gefragt, was sie für den Spitzenjob in Genf qualifiziere, antwortete sie: „Ich bin eine verhandlungsstarke und tatkräftige Reformerin.“

Dies habe sie nicht nur in ihrem Heimatland Nigeria unter Beweis gestellt, wo sie einst als Finanz- und Wirtschaftsministerin agierte, sondern auch bei der Weltbank, für die sie insgesamt 25 Jahre tätig war. „Bei der Weltbank habe ich an den Reformprogrammen etlicher hilfsbedürftiger Länder gearbeitet und die dortigen Entscheidungsträger davon überzeugt, auch unbequeme strukturelle Änderungen einzuleiten. Ich habe sogar zwei Bücher über Reformen geschrieben.“

Okonjo-Iweala hat in Harvard Volkswirtschaft studiert und wurde am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) promoviert. Die mit einem Neurochirurgen verheiratete Mutter von vier Kindern stieg bis zur leitenden Direktorin der Weltbank auf und kandidierte 2012 erfolglos als erste weibliche und afrikanische Kandidatin für den Chefposten.

Als Ministerin in Nigeria konsolidierte sie die Staatsfinanzen, strich Subventionen, privatisierte Unternehmen und zog gegen die Korruption zu Felde. Die resolute Ökonomin hat Ehrentitel von 15 Universitäten und sitzt unter anderem im Verwaltungsrat von Twitter und der Impfallianz Gavi.

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