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#Es gibt wieder Zinsen und die Sparer verschlafen es

„Es gibt wieder Zinsen und die Sparer verschlafen es“

Viele Sparer fühlen sich in ihrer Risikoscheu durch das Debakel um die Silicon Valley Bank und die Sorgen um die Credit Suisse bestätigt. Das eigene Geld den Casinokapitalisten zum Spiel zu überlassen? Nein, danke.

Mit Pauschalurteilen wird so eine Trägheit gerechtfertigt, die einen hohen Preis hat. Jahrelang wurde gejammert und geschimpft, die EZB habe uns den Zins geklaut, als ob es ein Naturrecht darauf gäbe, und nun, wo der Zins wieder da ist, verharren die Sparer in Lethargie. Sie warten, bis der Zins zu ihnen kommt. Das tut er aber nicht.

Schmerzhafte 0,5 Prozent Strafzins mussten Banken bis vergangenen Juli für Einlagen bei der Europäischen Zentralbank zahlen. Mittlerweile bekommen sie 2,5 Prozent Zinsen für das Geld. An diesem Donnerstag hat die EZB sogar beschlossen, den Einlagenzins auf 3 Prozent zu erhöhen. Und was machen die Sparer? Nichts. Die meisten Banken haben ihre Habenzinsen nicht geändert. In zwei Dritteln der Fälle liegt er nahe Null. Warum sollten die Banken daran auch etwas ändern, solange die Sparer ihnen das Geld unverzinst überlassen? Jeder Monat des Abwartens bringt den Banken hohe Erträge. Geld, das den Sparern entgeht – eine teure Lethargie.

Keine Abenteuer nötig

Mit nur ein bisschen eigenem Antrieb könnten die Sparer die Banken in Bewegung versetzen. Dazu sind keine Abenteuer nötig. Längst gibt es Angebote von Banken mit deutscher Einlagensicherung, die 2 Prozent Zinsen und mehr für täglich verfügbares Geld bieten. Einem Insolvenzrisiko sind die Einlagen bei jeder Bank ausgesetzt, auch bisher bei der Hausbank schon. Die Einlagensicherung funktioniert jedoch. In der Finanzkrise wurden selbst die größten Zinsabenteurer auf Island entschädigt.

Die aktuellen Zinsangebote sind angesichts von EZB-Zinsen um 3 Prozent aber auch keine unseriösen Verzweiflungsangebote obskurer Banken, sondern ein angemessener Wert in dieser Zinslandschaft von Anbietern wie Wüstenrot oder HVB.

Zinsvergleichsplattformen machen seit der Zinswende wieder gute Geschäfte. Die ein, zwei Milliarden Euro, die über sie monatlich hin zu zinsträchtigen Angeboten verschoben werden, nehmen die großen Banken und Sparkassen aber schulterzuckend hin. Peanuts, hätten Banker früher womöglich dazu gesagt.

Die Geldvermögensstatistik der Bundesbank weist drei Billionen Euro aus, die in Deutschland als Bargeld und Einlagen weitgehend unverzinst herumliegen. Das ist eine drei mit zwölf Nullen. Je Einwohner sind es 36.000 Euro und weit mehr als die sinnvolle Rücklage von drei Monatsgehältern, falls mal die Waschmaschine kaputt geht oder das Auto neue Reifen braucht.

F.A.Z.-Renten-Rendite

Quelle: vwd group
Restlaufzeit (Jahre) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Öffentliche Anleihen
Hoch 52 Wochen 3,43 3,61 3,46 3,21 5,77 3,21 2,87 2,82 2,95 3,25
Tief 52 Wochen -0,46 -0,13 0,26 0,42 0,53 0,48 0,66 0,38 0,40 0,89
10.03.2023 3,33 3,45 3,28 3,06 2,92 3,07 2,72 2,61 2,75 3,09
13.03.2023 2,94 3,16 3,02 2,81 2,69 2,87 2,47 2,33 2,47 2,87
14.03.2023 2,96 3,18 3,00 2,86 2,73 2,88 2,56 2,46 2,56 2,92
15.03.2023 2,95 3,07 3,04 2,83 2,68 2,86 2,50 2,36 2,48 2,89
16.03.2023 2,86 2,99 2,93 2,75 2,64 2,84 2,46 2,30 2,49 2,83
Hypothekenpfandbriefe
und öffentliche Pfandbriefe
Hoch 52 Wochen 3,84 3,97 3,83 3,91 4,24 3,71 3,53 3,14 3,44
Tief 52 Wochen -0,11 0,28 0,53 0,79 0,98 0,67 0,77 0,96 0,54
10.03.2023 3,76 3,87 3,69 3,77 3,31 3,67 3,37 3,08 3,26
13.03.2023 3,55 3,66 3,49 3,60 3,17 3,58 3,20 3,08 3,05
14.03.2023 3,46 3,62 3,49 3,67 3,21 3,56 3,21 3,08 3,16
15.03.2023 3,44 3,57 3,50 3,75 3,18 3,66 3,23 3,11 3,14
16.03.2023 3,28 3,44 3,41 3,67 3,16 3,58 3,15 3,11 3,11

Natürlich ist dieses Geld ungleich verteilt. Der Median liegt aber bei rund 60.000 Euro. Das heißt, die eine Hälfte hat weniger Geldvermögen, die andere – und wir reden hier von mehr als 40 Millionen Menschen – hat mehr als 60.000 Euro Geldvermögen. Da sind Immobilien noch nicht mitgerechnet. Zwei Prozent Zins auf 60.000 Euro wären 1200 Euro im Jahr.

Wem es dafür zu mühsam ist, ein zusätzliches Bankkonto bei einer zinszahlenden Bank zu eröffnen, der kann sein Geld auch einem der zahlungskräftigsten Schuldner der Welt leihen. Nur wenige Dutzend Handelstransaktionen verzeichnet die Privatanlegerbörse in Stuttgart in ihrer meistgehandelten Anleihe täglich, mit der die Bundesrepublik Deutschland bis Juni 2024 eine Rendite von mehr als 3 Prozent verspricht.

Was will das Sparerherz denn mehr? Kurze Laufzeit, bestmögliche Bonität des Schuldners, ansehnliche Rendite. Der Aufwand, ein solches Papier zu kaufen, verschlingt weniger Zeit als die Preisvergleiche im Internet für alle möglichen Waren, auf der Suche nach ein paar Euro Rabatt.

Es ist schon bedauerlich genug, dass die Skepsis hierzulande gegenüber Aktien sehr ausgeprägt ist, der langfristig rentierlichsten Geldanlageform. Wenn nun aber die Zinswende offenbart, dass die Deutschen auch noch solide Anleihen und verzinste Sparkonten meiden, dann muss sich niemand wundern, wenn die private Altersvorsorge nicht vom Fleck kommt – was angesichts der Demographie in Deutschland und 8,7 Prozent Inflation ein Desaster ist.

In etlichen anderen Ländern haben die Banken die höheren Zinsen weit mehr an ihre Kunden weitergegeben. Das liegt nicht an ihrer Großherzigkeit, sondern am Druck durch die Kunden, deren Geld sonst woanders hinzieht. Das nennt man Wettbewerb. Der funktioniert aber nur, wenn es einen kritischen Kunden gibt, der nicht nur die Waschmaschinenpreise vergleicht und Testhefte dazu liest, sondern sich auch umschaut, was an Zinsen und Rendite möglich ist. Der EZB-Zins um 3 Prozent ist ein guter Richtwert. Auf die Gnade der Hausbank zu warten ist eine teure Trägheit.

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