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#EU-Börsenaufsicht will Neobroker untersuchen

EU-Börsenaufsicht will Neobroker untersuchen

Die Kursverwerfungen rund um die Aktie des amerikanischen Computerspielehändlers Gamestop werden auch in Europa Konsequenzen haben. Diese hat der Chef der EU-Börsen- und Wertpapieraufsicht ESMA, Steven Maijoor, in einer Anhörung vor dem Europäischen Parlament angekündigt. Er will die Neobroker, die den Wertpapierhandel zu sehr niedrigen Gebühren oder auch kostenlos anbieten, stärker in den Blick nehmen. Maijoor befürchtet einen möglichen Interessenkonflikt, weil die Neobroker wie zum Beispiel Trade Republic, Justtrade, Gratisbroker oder Smartbroker die für Privatanleger sehr attraktiven Konditionen nur deshalb anbieten können, weil sie Rückvergütungen von ihren Partnern im Wertpapierhandel, den sogenannten Market Makern, erhalten.

Markus Frühauf

Antonia Mannweiler

Diese sogenannten Kickbacks ermöglichen den Neobrokern deutlich günstigere Gebühren als Banken oder anderen Wertpapierhäusern. „However, there is no such thing as a free lunch“, zitierte Maijoor in seinen Ausführungen vor dem Europaparlament in dieser Woche einen Buchtitel des Wirtschaftswissenschaftlers Milton Friedman. Der Satz lässt sich mit „Nichts ist umsonst“ übersetzen. Maijoor bezweifelt, dass die günstigen Gebühren wirklich im Sinne der Kunden sind.

Zwar mögen die Rückvergütungen es den Handelsplattformen ermöglichen, Gebühren, die ansonsten die Kunden zahlen müssten, zu ersetzen, aber sie bergen die Gefahr von Interessenskonflikten und könnten auch zu weniger Transparenz für die Kunden führen. Im Fall von Gamestop spielte der amerikanische Billigbroker Robinhood eine wichtige Rolle, weil über seine Plattform Kleinanleger die meisten Kauforders für die Gamestop-Aktie abgaben. Irgendwann war das aber nicht mehr möglich, nachdem Hedgefonds, die zuvor auf Kursverluste der Aktie gesetzt hatten, in die Bredouille geraten waren.

Plötzliche Handelsbeschränkungen

Daraufhin setzte Robinhood den Handel mit Gamestop-Aktien aus. Das warf Fragen auf, weil Citadel der Market Maker für Robinhood war, aber gleichzeitig auch einige Hedgefonds betreibt. Maijoor hält es für notwendig, die Rückvergütungen für Handelsaufträge sorgfältig danach zu prüfen, ob sie die Anforderungen der EU-Finanzmarktrichtlinie (Mifid 2) hinsichtlich Interessenskonflikten, bestmöglicher Ausführung und Anreizen erfüllen. Damit dürfte die Esma das Geschäftsmodell der Neobroker einer Prüfung unterziehen.

Maijoor sieht im Lichte der Gamestop-Turbulenzen noch weiteren Handlungsbedarf. Die Nutzung von Investment-Apps in Verbindung mit einem Phänomen, das als „Gamification of Investing“, also den spielerischen Umgang im Wertpapierhandel, beschrieben wird, kann seiner Ansicht nach das Risikobewusstsein von Kleinanlegern beeinträchtigen und zur Popularität von Handelsstrategien mit hohem Schuldenhebel beitragen. Vor wenigen Wochen hatte die Esma die Anleger davor gewarnt, Anlageentscheidungen nur auf Basis von Informationen aus sozialen Netzwerken oder von unregulierten Plattformen zu treffen. Bei Gamestop hatten Diskussionsforen in dem Netzwerk Reddit zu den Aktienkäufen der Kleinanleger entscheidend beigetragen.

Gutschrift von Trade Republic?

Indes hat auf „Mauerstrassenwetten“, dem deutschen Pendant von „Wallstreetbets“ auf Reddit, ein Nutzer einen Screenshot einer angeblichen Mail von Trade Republic geteilt, aus dem hervorgeht, dass der Broker dem Kunden eine Gutschrift in Höhe des gesamten von ihm geforderten Betrags erstatte. Hintergrund ist der 28. Januar, als der Handel mit Gamestop und weiteren Titeln über Trade Republic gar nicht oder nur beschränkt möglich war. Viele Anleger hatten daraufhin entgangene Gewinne oder sogar Verluste beklagt.

In dem Screenshot der Mail steht, dass die Zahlung aus Kulanzgründen geschehe. Die Gutschrift sei jedoch nicht als Ausdruck der Rechtsansicht von Trade Republic zu verstehen und geschehe ohne Anerkennung einer Rechtspflicht. Ferner geht aus dem Screenshot hervor, dass die Gutschrift nur unter der Bedingung von strenger Verschwiegenheit gewährt werde, was bedeute, dass der Kunde darüber weder im privaten Umfeld noch öffentlich berichten dürfe. Trade Republic hat sich auf Anfrage der F.A.Z. dazu nicht äußern wollen.

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