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#Falscher Nawalnyj-Mitarbeiter hält Abgeordnete zum Narren

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Falscher Nawalnyj-Mitarbeiter hält Abgeordnete zum Narren

Am vorigen Mittwoch saßen die Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses im niederländischen Parlament erwartungsvoll vor einem Bildschirm. Leonid Wolkow hatte sie um ein „vertrauliches Gespräch“ gebeten. Wolkow ist die rechte Hand des Oppositionspolitikers Alexej Nawalnyj, er vertritt dessen Interessen vom litauischen Exil aus. Eine halbe Stunde dauerte das Videotelefonat. Doch irgendetwas stimmte nicht. Wie sie Nawalnyj helfen wollten, fragte der Anrufer etwa. Und schlug dann vor: Sie könnten doch selbst in den Hungerstreik treten oder Bitcoins spenden!

Thomas Gutschker

Thomas Gutschker

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.

Friedrich Schmidt

Reinhard Veser

Einige Abgeordnete beschlichen Zweifel, ob das wirklich Wolkow war. Die Sozialdemokratin Kati Piri googelte ihn noch mal schnell, sie hatten schon Kontakt gehabt zuvor. „Das kann doch nicht wahr sein“, sagte sie hinterher. Ihr linksliberaler Kollege Sjoerd Sjoerdsma fasste seinen Eindruck so zusammen: „Der bildliche Teil war sehr überzeugend, aber die Sprache entsprach nicht dem, was Nawalnyjs Mitarbeiter sagen würden.“ Die Abgeordneten schalteten die Parlamentsverwaltung ein. Irgendwann klingelte dann Wolkows Telefon. Der niederländische Botschafter wollte wissen, ob er mit dem Auswärtigen Ausschuss telefoniert hatte. Nein, hatte er nicht.

„Irritierende Formulierungen“

Es war aber wohl auch kein Doppelgänger, sondern eine optische Täuschung: ein Deepfake. So werden Bilder und Videos genannt, deren Inhalte mittels Künstlicher Intelligenz verfälscht sind. Gesichter und sogar Stimmen werden auf andere Körper übertragen. Es gibt sogar Apps dafür. Die Abgeordneten bekamen nicht den wirklichen Anrufer zu sehen, sondern eine computeranimierte Variante – mit Wolkows Gesicht. Und sie waren nicht die Einzigen, denen es so erging. Der Deepfake-Wolkow war in den vergangenen Wochen ziemlich aktiv. Er wandte sich auch an Abgeordnete in den drei baltischen Staaten, in der Ukraine und im Vereinigten Königreich. Auch Amnesty International wurde von einem falschen Wolkow kontaktiert. Wer steckt dahinter: ein Spaßvogel – oder ist die Sache ernster?

Zygimantas Pavilionis, der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses des litauischen Parlaments, telefonierte am 19. März mit einem falschen Wolkow. In diesem Gespräch habe sich, berichtet er, der eigenartige Eindruck verstärkt, den schon die erste Mail des angeblichen Stabschefs Nawalnyjs hervorgerufen habe. Darin hatte der falsche Wolkow um ein Treffen mit dem ganzen außenpolitischen Ausschuss gebeten. „Ein solcher Vorschlag von jemandem, den ich nur einmal kurz gesehen hatte, kam mir seltsam vor“, sagt Pavilionis. Außerdem irritierten ihn manche Formulierungen in der Mail.

Ein falscher „Mitarbeiter“ von Alexej Nawalnyj hat Politiker zum Narren gehalten


Ein falscher „Mitarbeiter“ von Alexej Nawalnyj hat Politiker zum Narren gehalten
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Bild: Rihards Kols/Twitter

Zu einem Videotelefonat erklärte sich Pavilionis dennoch bereit. „Vor dem EU-Außenministertreffen zu Russland hat mich die Sicht der russischen Demokraten interessiert“, sagt er. Das Bild des angeblichen Wolkow verschwand jedoch gleich zu Beginn des Gesprächs wieder vom Bildschirm, angeblich wegen technischer Probleme. „Meinen Fragen zur Lage der russischen Demokraten ist er ausgewichen. Es ging ihm nur um meine Kontakte in den amerikanischen Kongress, und er wollte, dass ich ihm diese Kontakte vermittle.“

Der falsche Wolkow schickte Pavilionis danach eine Mail, mit der Bitte, diese an ein Mitglied des außenpolitischen Ausschusses im amerikanischen Senat weiterzuleiten. Am Text dieser Mail ist interessant, dass der angebliche russische Oppositionelle mit den Amerikanern darüber sprechen wollte, wie Russlands Einfluss auf Belarus geschwächt werden könne. Wenn das erreicht sei, „können wir einen Regimewechsel zuerst in Belarus und dann in Russland erreichen“, heißt es in der Mail. Das entspricht den Behauptungen über angebliche Pläne des Westens, die sowohl von Minsk als auch von Moskau verbreitet werden.

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