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#Fast schon ein Klassiker

„Fast schon ein Klassiker“

So geht es ganz nach oben

Man muss sich neu orientieren: wo einst jahrzehntelang Diogenes, Suhrkamp, S. Fischer oder Ro­wohlt, da heute irgendwer sonst, dessen neuen Standort man sich besser gar nicht erst merkt, weil im kommenden Jahr nach vollendeter Renovierung von Halle 5 ja wieder alles durcheinandergewirbelt wird. Deshalb verzichten viele große Aussteller in diesem Jahr auf individuelle Standarchitektur und nutzen gesichtslose „Systemstände“ – austauschbare Aus­stellungsfläche von der Stange. Und so fällt es kaum auf, dass man an einem kleinen Hanser-Stand vorbeiläuft, obwohl der große doch schon woanders aufgespürt wurde. Gleiches bei C. H. Beck oder Loewe. Auf Nachfrage erfährt man: Die kleinen sind „Workstations“ für vom Be­suchertrubel ungestörte Gespräche. Plötzlich sieht man sie überall. Geschickt gemacht von der Messe: Doppelvermietung füllt Lücken.
apl.

Dependancen allerorten

Im Zentrum der Messe, im Innenhof im Regen, steht eine ganz kleine Bude. Zwei junge Frauen bitten herein: „Sie wissen auch nicht, was Tiktok ist?“ Womöglich denken ältere Herrschaften, hier könnte man die Uhrzeit erfahren, eine Art Weltzeituhr im Zelt. Aber hier geht es natürlich um den derzeit wohl an­gesagtesten Social-Media-Giganten, genauer: um seinen Spross Booktok. Influencer erhalten hier Tipps, wie man Bücher „mit der Kraft der Community auf Platz 1 der Bestseller­liste“ bringen kann. Ganz oben im Regal: Tracy Wolffs Fantasyreihe „Crave“. Aber dann erklären die beiden jungen Frauen einer älteren, auch „alte Bücher“ könnten mit dem Booktok-Schub so weit kommen. Wir horchen auf: also Klassiker? Na ja, fast: Die angeführten Beispiele sind dann Benedict Wells und Hanya Yanagihara.
wiel.

Lernen von Velázquez

Gastland der Buchmesse: Das heißt zuallererst, sich auf einer Bühne der literarisch interessierten Welt zu zeigen und sich gut zu überlegen, welches Bild man abgibt. Dazu gehört, dass Jahre im Voraus Übersetzungen gefördert werden, die die Literatur des Gastlandes repräsentieren, und wenn es gut geht, verliebt man sich als Leser in eine Handvoll Bücher, die man sonst nie kennengelernt hätte. Zum Schwur kommt es im Gastlandpavillon, dem Schaufenster des jeweiligen Landes. Und auf dem Hof der Messe, wo man schon Volkstanzgruppen und touristische Werbefilmchen auf riesigen Monitoren gesehen hat. Nun also Stellwände mit spanischer Malerei, darunter „Las Meninas“ von Diego Velázquez, wie um uns daran zu erinnern, dass Perspektivenreichtum, Spiegelflächen und das Spiel mit dem Rezipienten auch der Literatur gut anstehen.
spre.

Nichts Neues von den Neurechten

Diesmal noch nichts gehört über die Präsenz neurechter Verlage auf der Buchmesse? Nun, wenn niemand sonst sich aufregt, macht die Messe sie eben selbst zum Thema: im Frankfurter Pavillon. „Wie wehrhaft ist unsere Demokratie wirklich?“, fragte dort Boussa Thiam, und der Autor Mohamed Amjahid kritisierte, dass die Meinungsfreiheit in Deutschland derart weit gefasst sei, dass neurechte Verlage einen Platz auf der Buchmesse eingeräumt bekommen, was angesichts rassistischer und rechtsextremer In­halte nicht haltbar sei. Die Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff antwortete mit einem Verweis auf die Be­deutung von Diskurs und Konflikt: Um zu erforschen, wo Grenzen des Ak­zeptablen liegen, brauche es eine offensive Auseinandersetzung mit Diskriminierungsformen. Raum für Diskurs schafft die Buchmesse in der Tat in facettenreicher Form.
nib.

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