Nachrichten

#Feinde und Freunde im Judo

Feinde und Freunde im Judo

Am Montagmorgen hat Tohar Butbul im Nippon Budokan in Tokio auf den Kampf seines Lebens gewartet. Judo, Männer bis 73 Kilogramm. Und vor allem: Olympia. Für ihn zum ersten Mal. Er hat leider umsonst gewartet. Sein Gegner, Mohamed Abdalrasool aus dem Sudan, war nicht da. Butbul gewann, wie man als Sportler nicht gewinnen will: ohne Kampf.

Es ist noch immer unklar, warum Abdalrasool nicht da war. Laut Butbul – der vor seinem Ausscheiden zum Glück auch dreimal kämpfen konnte – sei seinem Team mitgeteilt worden, dass dieser an der Schulter verletzt sei. Was mindestens merkwürdig ist, weil er zum offiziellen Wiegen noch angetreten war.

Und so drängt sich der Verdacht auf, dass Abdalrasool nicht seine Schulter gestört hat, sondern etwas anderes. Dass Tohar Butbul aus Israel kommt.

„Passiert uns israelischen Athleten eben“

In dem Fall von Abdalrasool ist das nicht geklärt, in dem von Fethi Nourine dafür schon. Der Algerier hatte seine Teilnahme an den Spielen vor ein paar Tagen abgesagt, weil er in der zweiten Runde auf Butbul hätte treffen können. In der algerischen Presse sagte er, dass das nicht mit seinen politischen Überzeugungen zu vereinbaren sei. Das Nationale Olympische Komitee seines Landes entzog ihm die Akkreditierung, der Judo-Weltverband suspendierte ihn vorläufig.

Und was sagt Tohar Butbul? „Das sind Dinge, die im Judo manchmal passieren. Es war nicht so ungewöhnlich für mich. Das passiert uns israelischen Athleten eben.“ Israelhass und Antisemitismus sind auch im Sport nicht neu. Und trotzdem waren diese Sätze besonders bedrückend. Weil da mitten auf der Bühne Olympias, diesem großen Zusammenkommen der Jugend der Welt, ein Mann sprach, der in seinem Sportlerleben immer wieder erfahren hat, dass gewöhnlich ist, was nicht gewöhnlich sein sollte.

Es muss ein schlimmes Gefühl sein, wenn der Gegner einen auf die Matte wirft, aber noch ein viel schlimmeres, wenn der Gegner einen nicht auf die Matte werfen will. Manchmal machen das Sportler aus freiem Willen, manchmal aber offenbar nicht.

Iranische Doktrin

Ein weiteres Beispiel aus dem Judo: In Tokio, wo im Jahr 2019 auch die Weltmeisterschaft ausgetragen worden ist, war der Iraner Saeid Mollaei laut eigener Aussage von seinem Verband und von den Mächtigen der Islamischen Republik Iran, die Israel nicht als Staat anerkennt, angewiesen worden, nicht im Halbfinale anzutreten. Ein Finale gegen den Israeli Sagi Muki, seinen Freund, wie Mollaei sagt, war möglich. Er kämpfte trotzdem – und flüchtete nach Deutschland. An diesem Dienstag gewann Mollaei in Tokio Silber. Für die Mongolei.

Als Folge wurde das Internationale Olympische Komitee (IOC) aufgefordert, das iranische Nationale Olympische Komitee (NOK) zu suspendieren – wie es der Judo-Weltverband mit dem iranischen Judo-Verband machte. Das IOC lehnte ab. Im Januar 2020 sagte sein Präsident Thomas Bach, das NOK des Iran habe zugesichert, die Olympische Charta „in Zukunft vollständig einzuhalten“. Jetzt aber wirklich? Von wegen. Die iranische Führung steht felsenfest zu ihrer Doktrin: Israel wird durch sportliche Wettkämpfe nicht legitimiert.

Man kann leider nicht auf die hoffen, die die Regeln machen, sondern meist nur auf die, die ihnen unterworfen sind. Am Montag veröffentlichte die im Exil lebende Oppositionelle Masih Alinejad auf ihrem Twitterkanal ein Video. Es zeigt den Iraner Vahid Sarlak, der früher selbst kämpfte, gegen einen Israeli, deshalb heute in Deutschland lebt und die Teams aus Tadschikistan trainiert.

Er steht in Tokio neben einem Trainer der Israelis, der ihn anschaut und sagt: „Ich wünsche mir, dass ich eines Tages in den Iran kommen kann und du nach Israel. Und wir Freunde sein werden.“ Wie schön, dass sie das sagen. Wie traurig, dass sie das sagen müssen.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!