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#Feuerwerk in der Konserve

Feuerwerk in der Konserve

Zum Ende der Zeiten, die einem lieb und teuer sind, denkt man ja oft, so schön könne es nie mehr werden. War es nicht so, als das Turnier der besten acht Tennisspieler der Welt, damals noch Masters genannt, 1990 den Madison Square Garden verließ? 13 Jahre hatten sie in New Yorks legendärer Arena um den letzten Titel der Saison gespielt, dann stand der Umzug nach Deutschland bevor. Ödnis im Vergleich zur glitzernden Metropole?

Doch das deutsche Jahrzehnt, zunächst in der Frankfurter Festhalle, später in der Messe Hannover, entwickelte in kleinerem Rahmen seinen eigenen Schwung. Vielleicht sollte man sich daran und an den Reiz des Wechsels erinnern, wenn man mit einer Träne im Augenwinkel an den Abschied der Nitto ATP Finals von London denkt. An diesem Sonntag beginnt das zwölfte und letzte Turnier der Besten einer Tennis-Saison in der O2-Arena. Vom kommenden Jahr an bis mindestens 2025 wird dann Turin in der Pala Alpitour, Italiens größter Sportarena, Gastgeber sein.

Der Abschied fiele allerdings um einiges leichter, dürfte er an das Ambiente der phantastischen elf Jahre zuvor erinnern. An die oft mit 17.467 Zuschauern bis unters Dach gefüllte blaue Arena und an die spezielle Verbindung, die das ausverkaufte Haus und die Spieler verband. Nicht nur die acht im Einzel, sondern auch die besten acht Doppelpaare des Jahres, die nirgendwo auf der Welt vor einer größeren Kulisse spielten als bei diesem Turnier. Vor der ersten Ausgabe anno 2009 versammelten sich die acht Teilnehmer des Einzels beim Fototermin mit Regenschirm vor einem roten Doppeldeckerbus.

An großer Show mangelte es nie in London, diesmal aber am Publikum


An großer Show mangelte es nie in London, diesmal aber am Publikum
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Bild: dpa

In den Jahren danach fanden sie sich zu Gruppenbildern auf dem Balkon des Rathauses mit Blick auf die Tower Bridge, im Naturhistorischen Museum oder in den Houses of Parliament ein, und die Botschaft war immer klar: London und Tennis gehören nicht nur in Wimbledon zusammen, sondern auch in den Docklands von North Greenwich, am anderen Ende der Stadt.

Diesmal dauerte es bis in den Herbst hinein, ehe feststand, dass das Turnier überhaupt stattfinden würde, und aus naheliegenden Gründen wird es ein Turnier ohne Zuschauer sein. Alle Spieler wohnen im selben Hotel nur ein paar Minuten von der Arena entfernt; die Wege sind nun kürzer, aber es fehlen die von allen geliebten Fahrten im Boot auf der Themse von North Greenwich in die Innenstadt und zurück. Spieler, die die Blase ohne handfesten Grund verlassen, werden disqualifiziert, und die Festivitäten werden sich in jeder Hinsicht in Grenzen halten, auch was ein goldenes Jubiläum der Männertennis-Organisation ATP betrifft.

Vor 50 Jahren fand in Tokio das erste Mastersturnier der Jahresbesten statt, doch das Feuerwerk zur Feier findet in der Konservendose statt. Turnierdirektor Adam Hogg meinte kürzlich in einem Gespräch mit der „Times“, es sei sicher nicht die Art von Abschiedsprogramm und Jubiläum, auf die sich alle Anfang des Jahres vorbereitet und gefreut hätten. „Aber“, versprach er, „wir werden trotzdem eine Veranstaltung abliefern, die im Fernsehen großartig aussieht.“

Im vergangenen Jahr stand Stefanos Tsitsipas im blauen Konfetti-Regen


Im vergangenen Jahr stand Stefanos Tsitsipas im blauen Konfetti-Regen
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Bild: AFP

Der erste Sieger bei den Londoner ATP Finals vor elf Jahren kam aus Russland und hieß Nikolaj Dawidenko, und vielleicht schließt sich der Kreis mit dem Sieg eines anderen Russen. Daniil Medwedew zeigte am vergangenen Sonntag in Paris Bercy mit seinem Sieg im Finale gegen Alexander Zverev, dass man mit ihm rechnen kann. Bei der Auslosung landeten die beiden in der sogenannten Gruppe „Tokio 1970“, und an diesem Sonntag werden sie gleich wieder gegeneinander spielen (Beginn nicht vor 21 Uhr MEZ); beim Auftakt im Einzel geben sich am Nachmittag (nicht vor 15 Uhr MEZ) Novak Djokovic und Debütant Diego Schwartzman aus Argentinien die Ehre. Zur Gruppe „London 2020“ gehören Rafael Nadal, Dominic Thiem, Titelverteidiger Stefanos Tsitsipas und der zweite Russe, Andrej Rubljow.

In den elf Londoner Jahren des Turniers war keiner erfolgreicher als Novak Djokovic, der viermal gewann und zweimal im Finale spielte. In der jüngeren Vergangenheit stand am Ende allerdings immer ein anderer mit Pokal im blauen Konfettiregen: 2016 Andy Murray, danach Grigor Dimitrov, Alexander Zverev und im vergangenen Jahr der Grieche Tsitsipas. Rafael Nadal, der in Paris Bercy gerade das 1000. Spiel seiner Karriere gewann und damit in eine sehr illustre Gruppe aufrückte, fehlt nach wie vor ein Titel bei den ATP Finals in seiner ansonsten spektakulär gefüllten Sammlung. Zweimal verlor er das Spiel um den Titel, 2010 gegen Roger Federer und drei Jahre später gegen Djokovic.

Im Doppel sind wie im vergangenen Jahr Kevin Krawietz und Andreas Mies dabei, mit der Titelverteidigung bei den French Open als Dritte souverän qualifiziert. Über den letzten der acht Plätze wurde am Freitag beim Turnier in Sofia entschieden – der Österreicher Jürgen Melzer und sein französischer Partner Edouard Roger-Vasselin qualifizierten sich zu einem Zeitpunkt, an dem das deutsche Doppel längst die ersten Wege der letzten ATP Finals in London ging.

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