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#Frankfurter Held von Traurigkeit

„Frankfurter Held von Traurigkeit“

Rafael Borré schoss den Ball mit Wucht in das Leverkusener Tor. Aber der Eintracht-Stürmer riss nicht jubelnd die Arme hoch. Auch vom Frankfurter Publikum in der WM-Arena gab es wie bei den fünf Treffern davor keine Beifallsstürme. Borrés Tor fand am vergangenen Samstag keine Beachtung, weil das Bundesligaduell längst vorbei war. Aus der Laune heraus hatte der Angreifer ins Tor gezielt, als es nicht mehr zählte.

Gut zehn Minuten früher hätte sich Borré sein dringend nötiges Erfolgserlebnis verschaffen können. In aussichtsreicher Schussposition hatte er nach klugem Zuspiel von Mario Götze das 5:1 auf dem Fuß. Der uneigennützig handelnde Kolumbianer passte den Ball jedoch weiter auf Lucas Alario, der zu seinem ersten Saisontreffer (86. Minute) kam.

Über den vorgelebten „Zusammenhalt“ auf dem Platz freute sich Oliver Glasner „wahnsinnig. Rafael hat selbst nur wenige Minuten bekommen. Ein Stürmer möchte Tore schießen. Und was macht Rafael? Legt quer, damit Lucas gegen seinen früheren Klub noch das Tor machen kann.“ Aus Sicht des begeisterten Eintracht-Trainers hatte die vorbildliche Gemeinschaftsaktion zum „schönsten Tor“ des Tages geführt.

Borré hat sich die Kritik zu Herzen genommen

Der praktizierte Teamgeist zeigte Glasner drei Tage vor dem DFB-Pokal-Zweitrundenspiel an diesem Dienstag (18 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zum DFB-Pokal und bei Sky) bei den Stuttgarter Kickers, dass sich Borré die an ihm geübte Kritik zu Herzen genommen hat. Dass die notwendig gewordene Unterredung zwischen dem Kolumbianer und dem Trainer von Erfolg gekrönt war.

Beim Champions-League-Spiel der Frankfurter in der Vorwoche gegen Tottenham (2:3) hatte Borré nach seiner Einwechslung einen ziemlich lustlosen Auftritt hingelegt. Der Kolumbianer demonstrierte allen, wie unzufrieden er mit seiner Nebenrolle und den kurzen Einsatzzeiten in dieser Spielzeit ist. Glasner brachte zwar ein gewisses Verständnis für das Verhalten des offensichtlich beleidigten Borré auf. „Es ist völlig menschlich, dass ihn diese Situation beschäftigt“, sagte der Trainer auch am Montag auf der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel. Der Mannschaftserfolg dürfe allerdings nie in Mitleidenschaft gezogen werden, hatte der Fußballlehrer bereits in London klargestellt.

Nach der Rückkehr an den Main bewies Glasner sein psychologisches Geschick im Umgang mit seinen Profis. Es habe Borré „ganz gutgetan, dass wir uns ein bisschen länger unterhalten haben“, teilte Glasner mit. Die Zusammenkunft habe ihn darin bestätigt, dass der Kolumbianer „ein super Kerl“ sei. Obwohl Borré mit dem Argentinier Alario um wertvolle Einsatzminuten hinter dem gesetzten Randal Kolo Muani konkurriert, stellte der Kolumbianer gegen Leverkusen vor großer Kulisse sein eigenes Fortkommen hintenan. „Jeder gönnt dem anderen ein Tor. Jeder gönnt dem anderen die beste Leistung“ – Glasner ging am Samstag, wie er betonte, „hochzufrieden ins Bett“.

Und Borré? Er muss weiter auf seine Chance warten. Für ihn ist die Sache zum großen Geduldsspiel geworden.

Auch im Aufeinandertreffen mit dem Fünftligaverein aus dem Stuttgarter Stadtteil Degerloch wird der Kolumbianer, dem Abwanderungsgedanken nachgesagt werden, aller Voraussicht nach nicht erste Wahl sein. Wenn alle Spieler fit seien, würden die Frankfurter mit ihrer „besten Aufstellung spielen“, kündigte Glasner an. „Es wäre der völlig falsche Ansatz, es als lästige Pflichtaufgabe oder als Spiel zum Testen zu betrachten.“ Also wird Frankfurts Startaufstellung der neue Eintracht-König im Angriffsspiel, Kolo Muani, aufwerten, dessen Bilanz bisher drei Tore und sechs Vorlagen (Liga-Bestwert) zieren.

Wichtige Pfeiler in der Offensivabteilung sind außerdem Daichi Kamada, Jesper Lindström und Mario Götze. Im Kreis der Hauptdarsteller ist deshalb kein Platz mehr für Borré, der in der Vorsaison an vorderster Stelle oft den unermüdlichen Alleinunterhalter hatte geben müssen. Und der sich wohl vor rund fünf Monaten nicht hätte träumen lassen, dass er in seiner zweiten Erstligasaison nur noch als Joker gefragt ist.

Im Mai hatte der 1,74 Meter große Borré zum Gewinn der Europa League gegen die Glasgow Rangers auf großer Bühne Wesentliches beigetragen: mit seinem Treffer zum 1:1 und schließlich mit seinem final verwandelten Strafstoß im Elfmeterschießen. Seitdem ist der Kolumbianer, der auch in den Begegnungen gegen Barcelona (3:2) und West Ham United (1:0) getroffen hatte, der Held von Sevilla. Nur mittlerweile ein unglücklicher, weil sein Stellenwert nach dem Höhenflug rapide abgenommen hat. In zehn Bundesligaspielen wurde Borré sechsmal eingewechselt, in den vier Partien der Champions League stand er nie in der ersten Elf.

In der abgelaufenen Runde hingegen brachten ihm seine 45 Pflichtspieleinsätze über 3500 Minuten Einsatzzeit. Wettbewerbsübergreifend gelangen ihm zwölf Treffer und acht Vorlagen. Heute weist seine Statistik lediglich einen Treffer und zwei Vorlagen, eine davon im DFB-Pokal-Erstrundenspiel in Magdeburg (4:0), auf. Am 1. August in Sachsen-Anhalt zählte Borré noch zur ersten Garnitur. Gut zweieinhalb Monate später hat er seinen Status als feste Größe verloren. Käme er als Einwechselspieler an diesem Dienstag in Stuttgart zu einem Torerfolg, wäre das nur ein kleiner Gewinn für Borré. Nach dem Europapokalgewinn wurde er in den höchsten Tönen gelobt – als der „kleine Große“. Diese Zeiten sind vorbei.

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