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#Frankreich setzt auf Katastrophenplan „plan blanc“

Frankreich setzt auf Katastrophenplan „plan blanc“

Die französische Hauptstadt muss sich auf eine „sehr heftige Flutwelle“ vorbereiten, hat der Leiter der regionalen Gesundheitsbehörde ARS, Aurélien Rousseau, am Donnerstag gewarnt. Die Zahl der Neuinfektionen hat mit annähernd 19.000 innerhalb der vergangenen 24 Stunden einen neuen Höchststand erreicht.

Michaela Wiegel

In der gesamten Hauptstadtregion ist mit sofortiger Wirkung der Katastrophenplan „plan blanc“ in den Krankenhäusern aktiviert. Alle nicht unbedingt notwendigen chirurgischen Eingriffe werden damit verschoben, um die Betten auf der Intensivstation für Covid-19-Patienten freihalten zu können. Krankenhausleitungen können Urlaubssperren verhängen und Mitarbeiter in den Dienst zurückholen, die nach dem Arbeitseinsatz im Frühjahr Überstunden abgebaut haben. 1406 Patienten im ganzen Land sind so schwer an Covid-19 erkrankt, dass sie auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Am 28. Mai lag die Zahl der Intensivpatienten zuletzt bei 1429. Insgesamt werden derzeit 7536 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern behandelt.

Frankreich setzt seine intensive Testkampagne fort. Pro Woche werden 1,1 Millionen Tests vorgenommen, das sind mehr als derzeit in Deutschland. Aber die langen Wartezeiten von oftmals mehr als einer Woche zur Auswertung der Tests führen dazu, dass Kontaktketten oftmals nicht unterbrochen werden können. Der Prozentsatz der positiven Testergebnisse steigt kontinuierlich an. Inzwischen liegt er bei 9,1 Prozent. Präsident Emmanuel Macron hat schärfere Beschränkungen in den Gebieten gefordert, „in denen das Virus sich schnell verbreitet“. Es wurde erwartet, dass Gesundheitsminister Oliver Véran am Donnerstagabend striktere Regeln für Lille, Lyon, Grenoble, Saint-Etienne und Toulouse verkündet. In Paris und in den umliegenden Kommunen sind bereits alle Cafés und Bars geschlossen. Die Restaurants müssen strikte Hygieneauflagen respektieren.

„Wir werden dieses Mal wesentlich schneller ausgelastet sein“

Die Regierung reagiert nervös, weil das Krankenhaussystem einer zweiten Infektionswelle nicht standzuhalten droht. Eine der größten Schwächen ist die chronische Personalnot. „Wir werden dieses Mal wesentlich schneller ausgelastet sein als im März“, warnte der Leiter der Notaufnahme des Pariser Großkrankenhauses Georges Pompidou, Philippe Juvin. Im Frühjahr habe es viel personelle Verstärkung aus anderen, weniger schwer getroffenen Regionen in Frankreich gegeben. Jetzt kämpften alle Krankenhäuser mit den Folgen der Pandemie und das eigene Personal sei von den Anstrengungen im Frühjahr noch erschöpft, sagte Juvin. Frankreich hat entgegen anderslautenden Versprechen von Gesundheitsminister Olivier Véran, einem früheren Sozialisten, die Zahl der verfügbaren Intensivbetten während der relativ ruhigen Sommermonate nicht erhöht. Im Juli hatte Véran angekündigt, die Zahl der Intensivbetten werde von 5000 auf 12.000 im Herbst erhöht. 

„Es handelt sich um eine bewusste Lüge, wenn man den Franzosen wahrmachen will, dass es 12.000 Intensivbettenplätze gebe“, entrüstete sich Djillali Annane, Leiter der Intensivstation im Krankenhaus Raymond-Poincaré in dem Pariser Vorort Garches. „Die Wahrheit ist, dass wir über 5058 Intensivbettenplätze in ganz Frankreich verfügen, zehn Prozent davon in Privatkliniken“, sagte er der Zeitung „Le Figaro“. Notaufnahmeleiter Juvin sagte im Fernsehsender BFM-TV, dass zwischen 500 und 600 der Intensivbettenplätze aus Personalmangel nicht genutzt werden könnten.

„Die Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden“

Der Berufsverband der Intensivmediziner hat den Rechnungshof (Cour des comptes) in einem Schreiben vom 30. September auf den Personalnotstand hingewiesen. 26 Prozent der Planstellen in den staatlichen Krankenhäusern sind unbesetzt. Den chronischen Personalmangel erklärt die Infektiologin Anne Gervais am Pariser Krankenhaus Bichat mit den unattraktiven Arbeitsbedingungen. „Im Durchschnitt hören Mitarbeiter des Pflegepersonal nach fünf bis sieben Jahren auf, weil sie die Dauerüberlastung nicht mehr ertragen und im privaten Bereich mehr verdienen“, sagte Gervais der Zeitung „La Croix“.

Der französische Krankenhausverband hat derzeit 5000 offene Stellen im ärztlichen und im Pflegebereich ausgeschrieben. Im Juli hat das Gesundheitsministerium einen Gesamtbetrag von 8,2 Milliarden Euro für allgemeine Gehaltserhöhungen in den Pflegeberufen freigegeben. „Mit Geld allein lässt sich die Personalknappheit nicht beheben. Die Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden“, sagte Ärztin Gervais.

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