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#Frauen an den OP-Tisch!

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„Frauen an den OP-Tisch!“

„Wann kommt denn der Herr Doktor?“ oder „Sie sind die Krankenschwester?“ – solche Fragen haben die meisten Ärztinnen in ihrem Arbeitsalltag von Patienten und Patientinnen schon mal gehört. Sexismus, nicht nur von Patienten und Patientinnen sondern auch seitens männlicher Kollegen oder Vorgesetzten, ist in den Kliniken und Praxen immer noch ein großes Problem. Insbesondere die Chirurgie ist eine Männerdomäne: In Deutschland sind mehr als 60 Prozent der Medizinstudenten im ersten Semester weiblich. Gemäß der Ärztestatistik 2021 von der Bundesärztekammer waren von den 40.194 fertig ausgebildeten Chirurgen aber nur 9.162 weiblich, also kamen auf eine Chirurgin mehr als drei männliche Operateure. In anderen Ländern ist die Situation nicht viel besser: in den USA waren im Jahr 2019 22 Prozent der Chirurgen weiblich, in Großbritannien waren es 2017 immerhin 32,5 Prozent.

Johanna Kuroczik

Redakteurin im Ressort „Wissenschaft“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

In Japan liegt der Frauenanteil in der Chirurgie sogar nur bei 5,9 Prozent. Dass diese Ungleichheit nicht am Können der Ärztinnen liegt, zeigt eine aktuelle Auswertung im British Medical Journal. Forscher der Kyoto University in Kyoto analysierten dazu Daten der Japanese National Clinical Database zu fast 300.000 Operationen, die im ganzen Land zwischen 2013 und 2017 durchgeführt wurden. Es handelte sich um Resektionen von Magen- oder Darmabschnitten. Verglichen wurde die Mortalitätsrate der Patienten und ob Komplikationen aufgetreten waren, abhängig vom Geschlecht des Operateurs oder der Operateurin.

Zur Mortalität wurden Todesfälle gezählt, die 90 Tage nach der Operation oder 30 Tage nach der Entlassung aufgetreten waren. Als postoperative Komplikationen galten beispielsweise Fistelbildungen oder undichte Anastomosen, so werden die neu geschaffenen Verbindungen von Darmabschnitten genannt, nachdem ein Teil entfernt wurde.

Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: Für Patienten und Patientinnen spielte es keine Rolle, ob eine Frau oder ein Mann während ihres Eingriffs am OP-Tisch stand. Bezüglich Komplikationen oder der Mortalität konnte kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Geschlechtern gefunden werden. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Ärztinnen durchschnittlich weniger Erfahrung hatten als ihre Kollegen. Einbezogen wurden nur Mediziner und Medizinerinnen, die bei der Japanese Society of Gastroenterological Surgery registriert waren, also Operateure und Operateurinnen, die sich auf den Bereich Gastroenterologie spezialisiert hatten. Zudem betreuten Frauen eher die komplizierteren Risiko-Patienten als Männer.

Studien aus Kanada und den USA hatten bereits nahegelegt, dass Ärztinnen und Chirurginnen teils sogar kompetenter und bei ihren Patienten und Patientinnen gleiche oder bessere Ergebnisse erzielten als männliche Kollegen. In Amerika wurden beispielsweise in einer Studie von 2017 mehr als 1,5 Millionen Fälle analysiert, von älteren Patientinnen und Patienten, die im Rahmen des staatlichen Medicare-Programms mit internistischen Erkrankungen ins Krankenhaus aufgenommen wurden. Unabhängig von der Schwere der Krankheit oder dem Alter der Patienten lag die Mortalität etwas niedriger, wenn sie von einer Ärztin behandelt wurden. Zudem mussten sie nach der Entlassung seltener zeitnah erneut im Krankenhaus behandelt werden.

Dass besonders in der Chirurgie wenig Frauen arbeiten, hat verschiedene Gründe. Ein möglicher Faktor ist, dass die Arbeit am OP-Tisch oft körperlich anstrengend ist, mit stundenlangem Stehen. Das ist in der Schwangerschaft etwa kaum möglich. Umfragen haben ergeben, dass besonders starre Arbeitszeiten ein Problem für Frauen sind. Der Arbeitstag von Chirurgen und Chirurginnen beginnt früh, teils vor 7 Uhr, und wann er endet, ist nicht selten abhängig vom Verlauf der Operationen. Das ist besonders für Mütter schwierig – denn oft kümmern sich Frauen um Familienarbeiten, sie müssen beispielsweise Kinder von der Kita abholen. Deshalb arbeiten sie in Teilzeit. Viele Chirurginnen berichten zudem von sexistischen Beleidigungen seitens ihrer Kollegen und einer „gläsernen Decke“, also mangelnden Aufstiegschancen aufgrund ihres Geschlechts.

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