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#Für Ungeimpfte wird es unbequemer

Für Ungeimpfte wird es unbequemer

In den deutschen Impfzentren ist es leerer geworden. Es gebe praktisch keine Warteschlangen mehr, und wer geimpft werde, sei in fünf Minuten durch, sagt Benjamin Hilger. Er leitet das Impfzentrum des Kreises Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz. Abends, wenn es darum geht, angebrochene Dosen zu verimpfen, telefonieren seine Mitarbeiter die Listen ab. Das dauere mittlerweile deutlich länger als früher, sagt er. „Die meisten, die wir anrufen, sind schon längst geimpft.“ Spätestens in der vorletzten Juliwoche werde die Warteliste derjenigen, die sich für eine Impfung angemeldet hätten, dann ganz abgearbeitet sein.

Julian Staib

Politischer Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

Matthias Wyssuwa

Politischer Korrespondent für Norddeutschland und Skandinavien mit Sitz in Hamburg.

Nachdem Impfstoffe in Deutschland lange Zeit Mangelware waren, nähert sich die Republik nun dem Ende der Knappheit. Fast überall sind die Mitglieder der ersten beiden Priorisierungsgruppen nahezu vollständig abgearbeitet, und auch aus der dritten Gruppe sind bald alle zum ersten Mal geimpft. In Rheinland-Pfalz etwa warten nur noch weniger als 35.000 Personen aus der dritten Gruppe auf ihre Erstimpfung. Und die Zahl derer, die sich dort nach Wegfall der Priorisierung für eine Impfung im Impfzentrum angemeldet haben, liegt nur bei 100.000 – Tendenz sinkend, denn viele stornieren derzeit ihren Termin wieder. Wer sich jetzt anmelde, so wird nun versichert, werde innerhalb weniger Wochen geimpft.

Deutschland hat die USA eingeholt

Im Gegenzug steigt die Menge des verfügbaren Impfstoffes rapide. Von nächster Woche an werde sich der Anstieg noch einmal signifikant beschleunigen, heißt es aus den Ländern. Fast fünf Millionen Dosen stehen nun pro Woche zur Verfügung. Beim Anteil der Erstimpfungen pro Einwohner hat Deutschland nun die USA eingeholt. Dort flachte die Kurve der Impfungen zuletzt deutlich ab. Das führt dazu, dass Amerika nun Vakzine ausführt, wovon auch Deutschland profitiert. Bis Ende Juli werde jeder impfwillige Erwachsene eine erste Spritze erhalten können, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kürzlich. Aber was passiert, wenn alle, die wollen, geimpft sind? Wird dann um diejenigen geworben, die noch zögern? Und wird es noch Beschränkungen geben?

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Es sei allerhöchste Zeit für ein Ende der Beschränkungen, sagt dazu die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). „Spätestens bis zum September“ gelte es, die „extremen Einschränkungen zurückzunehmen“, sagte Dreyer diese Woche bei der Vorstellung weiterer Lockerungsschritte. Dann werde man vom „kollektiven Schutzgedanken Schritt für Schritt zur individualisierten Eigenverantwortung übergehen“. Heißt: Wer sich bis dahin nicht impfen ließ, den können nicht mehr alle schützen. Im Hamburger Senat wird auch schon darüber nachgedacht, was passiert, sollten die Inzidenzen wieder steigen. Und ob neue Einschränkungen dann wirklich alle oder nicht doch nur die ungeimpften Personen treffen könnten. Ausgang ungewiss.

Von dem Punkt, dass die Nachfrage deutlich kleiner ist als das Angebot, sieht man sich in Hamburg jedenfalls noch „etliche Wochen“ entfernt. Doch auch in der Hansestadt lässt der Druck langsam nach. Am Montag erst wurde die Priorisierung im Impfzentrum aufgehoben, weil es nicht ausreichend Interessenten gab, um alle angebotenen Termine zu buchen. Die Nachfrage sei deutlich zurückgegangen, heißt es aus der zuständigen Sozialbehörde. Nun dürfen alle Hamburger, die älter als 18 Jahre sind, einen Termin buchen. 41.000 wurden angeboten, am Donnerstag waren noch etwa 25.000 verfügbar.

Kampagnen – aber wie?

Manche Länder planen nun, ihre bestehenden Impfkampagnen auszuweiten. Manche legen jetzt erst los, so wie das Saarland. Dort heißt es, man habe abgewartet, bis die Nachfrage abflaut. In Amerika wurden, um Unentschlossene von einer Impfung zu überzeugen, teilweise Lotterien ausgelobt, Impfungen mit Freifahrten im öffentlichen Nahverkehr verknüpft. Derlei Vorhaben sind in Deutschland bisher nicht bekannt. Das Wort „Impf-Lotterie“ grause ihn, sagt ein Mitarbeiter eines Gesundheitsministeriums, denn eine solche sei den Ländern ja schon aufgrund ihrer Terminvergabe vorgeworfen worden. Zudem wird zu bedenken gegeben, dass derartige Anreize negative Effekte haben könnten. Zögerliche könnten endgültig abgeschreckt werden.

Ausschließen will derlei Maßnahmen aber niemand. Für derartige Anreize gebe es „bisher keine Notwendigkeit“, da die Impfkampagne sehr gut laufe, sagt etwa der Sprecher des saarländischen Gesundheitsministeriums. Derlei sei „nicht in Planung“, könne aber „eintreten“, sagt der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD). „Im Moment“ setze man auf die „Vernunft“ der Menschen, sei aber auch „nicht abgeneigt“, wenn etwa Arbeitgeber eine Impfung beim Betriebsarzt mit einem Tag Urlaub verknüpften.

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