Wissenschaft

#Gefährdete Artenvielfalt in zukünftigem Bergbau-Hotspot

Am Grund der Tiefsee in der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) im Pazifik lagern zahlreiche wertvolle Mineralien, darunter Nickel, Kobalt, Kupfer und Mangan. Schon bald könnte der Tiefseebergbau in diesem Gebiet beginnen – und damit womöglich einzigartige Ökosysteme dauerhaft zerstören. Eine Studie zeigt nun, dass in der Region über 5.000 Arten vorkommen, von denen die meisten bislang nicht wissenschaftlich beschrieben sind und in noch keiner anderen Region entdeckt wurden. Die Ergebnisse liefern eine Grundlage dafür, mögliche Umweltauswirkungen des Tiefseebergbaus besser abschätzen zu können.

Die Clarion-Clipperton-Zone ist ein rund sechs Millionen Quadratkilometer großes Gebiet im Pazifischen Ozean, das sich zwischen Hawai, Mexiko und Ozeanien erstreckt. Bisher zählt dieser Tiefseebereich zu einer der letzten weitgehend unberührten Regionen der Weltmeere. Doch das könnte sich bald ändern. Denn der Meeresboden ist reich an sogenannten Manganknollen. Dabei handelt es sich um Zusammenlagerungen aus Mineralien, darunter neben Mangan insbesondere Nickel, Kobalt und Kupfer. Da sich das Gebiet in internationalen Gewässern befindet, unterliegt es der Zuständigkeit der Internationalen Meeresbodenbehörde ISA. Diese hat bereits Lizenzen vergeben, die zunächst die Erkundung der Rohstoffreserven erlaubten und zukünftig auch die Abbaurechte regeln sollen. Erste Abbau-Pilotversuche fanden 2021 statt. Ohne weitere Regelungen von Seiten der ISA könnte der kommerzielle Abbau bereits in diesem Jahr starten.

Bestandsaufnahme der biologischen Vielfalt

Wissenschaftler und Umweltschutzorganisationen warnen jedoch davor, dass der Tiefseebergbau die Ökosysteme am Meeresboden nachhaltig schädigen könnte. „Grundlegende Kenntnisse über die biologische Vielfalt in dieser Region sind für ein wirksames Management der Umweltauswirkungen potenzieller Tiefseebergbauaktivitäten von entscheidender Bedeutung, aber bis vor kurzem fehlten diese Kenntnisse fast völlig“, erklärt ein Forschungsteam um Muriel Rabone vom Natural History Museum in London. Zwar gab es bereits mehrere Forschungsexpeditionen in die Clarion-Clipperton-Zone, doch die Ergebnisse gaben bislang jeweils nur Auskunft über kleine Abschnitte des Gebiets und bildeten kein Gesamtbild.

Rabone und ihr Team haben nun erstmals die bisher verfügbaren Forschungsergebnisse zusammengetragen und vereinheitlicht. „Wir haben eine CCZ-Checkliste erstellt, eine Bestandsaufnahme der biologischen Vielfalt von Meeresorganismen des Tiefseebodens“, berichten sie. „Diese kann für künftige Bewertungen von Umweltauswirkungen von entscheidender Bedeutung sein. Auf Basis der zusammengetragenen Forschungsergebnisse schätzen die Forschenden, dass mindestens 5.578 verschiedene Arten am Meeresboden der Clarion-Clipperton-Zone leben. Nur 438 davon wurden bisher wissenschaftlich beschrieben und benannt.

Nur acht Prozent bekannte Arten

„Schätzungsweise 92 Prozent der in der CCZ identifizierten Spezies sind also neu für die Wissenschaft“, schreibt das Forschungsteam. Nur sechs Arten wurden auch schon in anderen Regionen entdeckt, darunter eine Seegurke, ein Fadenwurm und ein fleischfressender Schwamm. Rund jede vierte der Arten zählt zu den Gliederfüßern, knapp jede fünfte zu den Ringelwürmern. Zudem gibt es viele Fadenwürmer, Stachelhäuter und Schwämme. „Es gibt dort unten einige bemerkenswerte Arten. Einige der Schwämme sehen aus wie klassische Badeschwämme, andere wie Vasen“, sagt Rabone. „Wir teilen diesen Planeten mit all dieser erstaunlichen Artenvielfalt, und wir haben die Verantwortung, sie zu verstehen und zu schützen.“

Die Studie kann aus Sicht der Forschenden eine Grundlage bilden, wenn es darum geht, die Artenvielfalt zukünftig detaillierter zu erfassen. „Unsere Studie liefert die ersten regionalen Schätzungen der Artenvielfalt für alle Größenklassen. Diese Schätzungen sind zwar mit großen Unsicherheiten behaftet, stellen aber einen Ausgangspunkt dar, der weiterentwickelt werden kann, sobald zusätzliche Daten und Ansätze zur Verfügung stehen“, schreiben sie. „Angesichts des möglicherweise bevorstehenden Bergbaus ist die Anwendung von Biodiversitätsdaten für das Umweltmanagement, insbesondere die Bewertung des Artenaussterberisikos, eine wichtige Überlegung für die CCZ.“ Deshalb sei es wichtig, zusätzliche Daten über die Verbreitungsgebiete und die Seltenheit von Arten zu erfassen. „Fundierte Daten und Erkenntnisse sind unerlässlich, um Licht in diese einzigartige Region zu bringen und ihren künftigen Schutz vor menschlichen Einflüssen zu gewährleisten.“

Quelle: Muriel Rabone (Natural History Museum, London, UK) et al., Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2023.04.052

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