Wissenschaft

#Gefahr durch mehr Regen statt Schnee

Der Klimawandel sorgt bekanntlich für zunehmende Extremniederschläge, doch auch ihre Art verändert sich – mit problematischen Folgen, warnen Forscher: Ihre klimatischen Modellierungen verdeutlichen, wie die Erwärmung Schnee zunehmend in den schnell abfließenden Regen verwandelt. Dadurch drohen vor allem den hochgelegenen Regionen der Nord-Hemisphäre immer mehr Sturzfluten mit weitreichendem Gefahrenpotenzial. Die Wissenschaftler betonen deshalb die Bedeutung des konsequenten Klimaschutzes. In den betroffenen Bereichen sollten sich die Menschen nun auf die wachsende Bedrohung einstellen.

Die Erfahrungen der letzten Jahre scheinen die Befürchtungen der Klimaforscher drastisch zu bestätigen: Durch den Klimawandel spielt das Wetter zunehmend verrückt. Neben verheerender Trockenheit und Hitze machen immer häufigere Starkniederschläge Mensch und Natur zu schaffen. Klimamodelle zeigen zudem, wie die globale Erwärmung dazu führt, dass in bestimmten Regionen der Erde immer größere Wassermengen in kurzer Zeit vom Himmel fallen. Da sie der Boden nicht schnell genug aufnehmen kann, können die enormen Abflussmengen verheerende Flutkatastrophen, Erdrutsche und Bodenerosion verursachen.

Der weiteren Erforschung dieses Gefahrenpotenzials und seiner zukünftigen Entwicklung haben sich nun die Wissenschaftler um Mohammed Ombadi vom Lawrence Berkeley National Laboratory in den USA durch neue klimatische Modellierungen gewidmet. Ihr Fokus lag dabei auf einem speziellen Aspekt: Sie haben zum ersten Mal gezielt untersucht, inwieweit die zunehmenden Extremniederschläge als Regen oder Schnee fallen werden. Die Bedeutung dieses Unterschieds liegt auf der Hand: Sogar große Schneemengen haben keine sofortige Flutwirkung, da sie erst einmal liegen bleiben, während Starkregen sofort abfließt.

Verschiebung des Niederschlagsmusters zeichnet sich ab

Um zu modellieren, wie der Klimawandel zu einer Verschiebung der Niederschlagsmuster führen könnte, analysierten Ombadi und seine Kollegen Daten aus weltweiten Klimabeobachtungen von 1950 bis 2019. Anschließend kombinierten sie diese Informationen mit Zukunftsprojektionen bis zum Jahr 2100, die aus Erdsystemmodellen stammen. Wie die Wissenschaftler berichten, zeigen ihre Analysen, dass der Anteil des Wassers, das als Schnee fällt, vor allem in den höher gelegenen Bereichen der Nordhalbkugel deutlich abnimmt und der Niederschlag stattdessen als Regen fällt.

Konkret geht aus dem Modell hervor, dass für jeden Anstieg der globalen Temperatur um ein Grad Celsius durchschnittlich 15 Prozent mehr Regen in den hohen Lagen zu erwarten ist. „Diese Zunahme extremer Niederschläge ist nicht nur etwas, das von jetzt an bis zum Ende des 21. Jahrhunderts geschehen wird – wir sehen es bereits“, sagt Ombadi. „Denn die gleiche Rate ist in den Daten von 1950 bis 2019 zu erkennen. Die Niederschlagsextreme in den Gebirgen haben demnach bereits zugenommen und werden sich mit dieser 15-prozentigen Rate weiter verändern“, so der Wissenschaftler.

Ein Viertel der Weltbevölkerung betroffen

Ihre Ergebnisse zeigen auch auf, in welchen Regionen der Effekt besonders stark zum Tragen kommt: Während alle Gebirgszüge der nördlichen Hemisphäre den Wechsel von Schnee zu Regen erleben, sind demnach die nordamerikanischen Bergregionen am Pazifik, der Himalaja und die Regionen in den hohen Breiten am stärksten von den extremen Niederschlägen bedroht. Eine Ursache kann dabei sein, dass ein erheblicher Teil des Schneefalls typischerweise bei Temperaturen knapp unter null Grad Celsius fällt. „Bei der geringsten Änderung der Lufttemperatur wird dieser Schneefall in Regen umgewandelt. Das ist anders als in anderen Gebirgsregionen, wo Schneefall auch bei sehr niedrigen Temperaturen unter null Grad auftreten kann“, so Ombadi.

Den Forschern zufolge sollte die Unterscheidung zwischen Schnee- und Regenfall nun in globale Klimamodelle einfließen, um die Bedrohung durch Starkregenereignisse besser einschätzen zu können. „Ein Viertel der Weltbevölkerung lebt in oder flussabwärts von Gebirgsregionen“, betont Ombadi. „Die Ergebnisse sollten deshalb nun bei der Planung und dem Bau der Infrastruktur in den besonders betroffenen Regionen berücksichtigt werden, damit sie den negativen Folgen zunehmender Niederschlagsextreme standhalten können“, so der Wissenschaftler.

Grundsätzlich wird aber auch erneut die Bedeutung des Klimaschutzes deutlich. Denn ob die im Rahmen des Pariser Abkommens anvisierte Begrenzung der globalen Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius erreicht werden kann, scheint fraglich. Dazu gibt Ombadi abschließend zu bedenken: „Unsere Ergebnisse zeigen eine lineare Beziehung zwischen dem Grad der Erwärmung und der Zunahme der extremen Niederschläge: So verursacht ein Grad Erwärmung 15 Prozent mehr Regen, demzufolge führen drei Grad zu einem Anstieg der Niederschläge um 45 Prozent“.

Quelle: DOE/Lawrence Berkeley National Laboratory, Fachartikel: Nature: doi: 10.1038/s41586-023-06092-7

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