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#Gegen mörderische Intoleranz

Gegen mörderische Intoleranz

Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard ist tot. Er sei „friedlich, nach langer Krankheit“ gestorben, berichtete die Zeitung Berlingske unter Berufung auf die Familie. Westergaard wurde 86 Jahre alt.

Michael Hanfeld

verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

Der Hinweis, dass er sein Leben „friedlich“ beenden konnte, ist von besonderer Bedeutung. Denn Kurt Westergaard lebte seit fünfzehn Jahren unter dem Schutz des dänischen Geheimdienstes. Zwei Attentate wurden auf ihn verübt, dem zweiten, bei dem ein somalischer Asylbewerber mit einer Axt in sein Haus eindrang, entkam er nur knapp.

Für die Meinungsfreiheit, die Freiheit der Presse und der Karikatur bezahlte Westergaard einen hohen persönlichen Preis. Er büßte das Recht ein, sich frei bewegen zu können. Islamisten lobten ein siebenstelliges Kopfgeld für seine Ermordung aus, weil er im September 2005 als einer von zwölf Zeichnern an einer Aktion der Zeitung Jyllands-Posten teilgenommen hatte, die um den Propheten Mohammed und die extremistische Pervertierung des Islams kreiste. Was folgte, war der sogenannte „Karikaturenstreit“ mit gewaltsamen Ausschreitungen in islamischen Ländern mit bis zu hundertfünfzig Toten. Dafür verantwortlich war eine Gruppe dänischer Imame und Islamisten, die den Aufruhr angestachelt hatten. Nicht der Karikaturist Westergaard. Er hatte, wie er später einmal sagte, „nur seine Arbeit gemacht“. Doch das scheint heute bei manchen vergessen.

In Texten, die nun zum Tod Kurt Wes­tergaards erscheinen, von Nachrichtenagenturen verbreitet und unzählige Male nachgedruckt, werden Ursache und Wirkung in ihr Gegenteil verkehrt, auf nachgerade perverse Weise, wie man es etwa bei spiegel.de nachlesen kann: „Der dänische Zeichner Kurt Westergaard ist tot“, heißt es da: „Seine umstrittene Mohammed-Karikatur hatte Proteste in zahlreichen Ländern ausgelöst und war letztlich Anlass für den blutigen Anschlag auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo in Paris.“

Wie der „Protest“ wirklich zustande kam

Dass der Terroranschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitung, bei dem zwei Islamisten am 7. Januar 2015 zwölf Menschen ermordeten, mit Kurt Westergaard nur insofern zu tun haben könnte, als er es zehn Jahre zuvor gewagt hatte, den Islamismus zu kritisieren, dürfte jedem verständigen Leser sofort einleuchten. Die Ausgabe von Charlie Hebdo am Tag des Massakers hatte das Erscheinen von Michel Houllebecqs Roman „Unterwerfung“ zum Anlass genommen, die Islamisten vorzuführen. Diese kritische Stimme wollten die Mörder zum Verstummen bringen.

Kurt Westergaard (1935 bis 2021)


Kurt Westergaard (1935 bis 2021)
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Bild: actionpress

Doch auch der gängige Verweis auf die gewalttätigen Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen der Jyllands-Posten im Februar 2006 ist geschichtsvergessen. Veröffentlicht hatte die Zeitung die Zeichnungen schon am 30. September 2015. Die ägyptische Zeitung Al Fagr druckte sie im Monat darauf nach. Den Aufruhr aber gab es erst, nachdem eine Delegation dänischer Islamisten nach Beirut und Kairo gereist war, um dort eine Mappe mit 43 Bildern vorzustellen, deren überwiegender Teil mit den Zeichnungen der Jyllands-Posten gar nichts zu tun hatte. Besonders prägnant war das Agenturbild eines Mannes mit einer Schweinemaske, der auf einer Landwirtschaftsmesse in Südfrankreich an einem „Schweinequiek-Wettbewerb“ teilgenommen hatte. Als der Großscheich Mohammed Sajid Tantawi, oberster Gelehrter der Al-Azhar-Universität, das Konvolut und die darin enthaltenen Karikaturen der Jyllands-Posten als Verhöhnung des Islams bezeichnete, bekamen die Islamisten, was sie wollten. Erst dann gab es Aufmerksamkeit, erst dann brach der Sturm los.

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