Nachrichten

#Geimpft und trotzdem ansteckend – wie wahrscheinlich ist das?

Inhaltsverzeichnis

Geimpft und trotzdem ansteckend – wie wahrscheinlich ist das?

Der politische Beschluss, vollständig Geimpften das Leben in der Pandemie zu erleichtern, ist wissenschaftlich leicht nachzuvollziehen, wenn man die aus Israel und Großbritannien eingehenden Daten betrachtet. Die Impfkampagnen wirken dort dramatisch: Mehr als 98 Prozent weniger Ansteckungen in Israel seit dem Höhepunkt der letzten Infektionswelle Mitte Januar, der Anteil positiver Tests ist – bei zwei Drittel vollständig Geimpfter im Land – auf einen von Tausend gesunken.

Dass das weniger mit Kontakteinschränkungen zusammenhängt, sondern dem Impfstoff, lässt sich an der Altersverteilung der Inzidenzrückgänge ablesen. Bei den zuerst geimpften Älteren ist der Rückgang am ausgeprägtesten. In Großbritannien sind ganz ähnliche Effekte auch schon seit Wochen deutlich zu erkennen, obwohl dort die Mehrheit erst eine Impfdosis erhalten hat.

Keine Frage also, Impfstoffe sind auch für Fachleute die schärfste Waffe im Kampf gegen die Pandemie. Warum also noch zweifeln und nicht die Geimpften endgültig freisprechen von dem Verdacht, das Virus zu verbreiten? Tatsächlich glauben die meisten Wissenschaftler an dem Populationseffekt des Impfens – die Impfstoffe schützen nicht nur annähernd vollständig vor einer Covid-19-Erkrankung und sie schützen offensichtlich auch fast ebenso gut vor Ansteckung und Übertragung.

Aber Zweifel bleiben bei vielen dennoch. Denn die Daten sind noch unvollständig, Studien kaum vergleichbar, und letzten Endes gilt für das Immunsystem: schwarz oder weiß gibt es nicht. Wer geimpft ist, sich dennoch angesteckt hat und bei wem die Viren in der Nasenrachenschleimhaut sich vermehren, kann – theoretisch – noch ansteckend sein, sollten sämtliche anderen Schutzmaßnahmen fallen.

Ein Impfstoff als Nasenspray, von denen einige in der Entwicklung sind, könnte die gewünschte „sterile“ oder „lückenlose Immunität“ besiegeln. In die Muskeln injizierte Impfstoffe jedoch, wie sie bisher bei allen zugelassenen Vakzinen verabreicht werden, stärken vor allem die Immunabwehr im Blut. Deshalb wirkt eine Impfung immunologisch auch anders als eine natürliche Infektion über die Nase. Und vor allem: Wie stark der Immunschutz mit der Zeit insbesondere in den Schleimhäuten schwindet, ist unklar.

Schließlich bleibt, solange hohe Fallzahlen die Entwicklung des Erregers befördern, die Unsicherheit bestehen, inwieweit Mutationen die Vermehrung des Erregers, die Ansteckung und die Abwehr genau verändern. Dieses Risiko ist praktisch nicht vorhersehbar.

Die Übertragung ist schwer zu messen

Tatsächlich gibt es bisher auch fast keinerlei Daten zu der Frage, ob Geimpfte wirklich keine Gefahr mehr darstellen. Denn während Forscher noch durch das systematische Testen von Geimpften – wozu diese praktisch nur in wissenschaftlichen Studien einwilligen – immerhin herausfinden können, ob und wann sich Impflinge anstecken können, ist es extrem schwierig zu messen, ob infizierte Geimpfte auch tatsächlich das Virus weiter übertragen. Bis Anfang März hatte sich vor allem aus den vor allem von Biontech/Pfizer gelieferten Daten ein durchaus optimistisches Bild ergeben: Statistisch gut 90 Prozent weniger Ansteckungen bei vollständig Geimpften. Das heißt aber auch, dass jede zehnte Impfung eine Ansteckung nicht verhindern kann.

Offen bleibt freilich, wie viele der positiv getesten Geimpften das Virus dann auch tatsächlich weitergeben. Immerhin, krank wird praktisch keiner, die allerwenigsten entwickeln überhaupt Symptome. Die Immunologen sprechen dann von sogenannten Impfdurchbrüchen. Mehrere Untersuchungen bei amerikanischen, israelischen und britischen Mitarbeitern in Kliniken und Pflegeheimen, die nach solchen Impfdurchbrüchen gefahndet haben, lassen vermuten, dass weniger als ein Prozent der vollständig Geimpften nach der Ansteckung Covid-19-Symptome entwickelt.

Und wenn, dann sind sie fast immer harmlos. In einem Bericht der amerikanischen Seuchenbehörde CDC wird davon gesprochen, dass die Rate registrierter Impfdurchbrüche nach 66 Millionen geimpfter Bürger bei 0,008 Prozent liege – wobei eben wegen der symptomlosen Ansteckung in den meisten Fällen außerhalb von wissenschaftlichen Studien kaum getestet wird und deshalb diese Zahl das Risiko sicher unterschätzt.

In der Zeitschrift „New England Journal of Medicine“ wurde vor Kurzem über Durchbrüche in einem der Rockefeller University angeschlossenen Klinikkomplex berichtet. Von 417 mit mRNA-Impfstoffen geimpften Mitarbeitern infizierten sich gut zwei bis drei Wochen nach der zweiten Dosis zwei der Impflinge – und zwar mit ungewöhnlichen Virusvarianten, die möglicherweise aus einer Vermischung der „britischen“ Variante B.1.1.7 und einer New Yorker Variante mit immunologischen Mutationen hervorgegangen sind.

Einige Wochen davor waren in einer Studie mit dem AstraZeneca-Impfstoff Hinweise darauf gefunden worden, dass der Impfstoff zumindest gegen bestimmte längst weltweit kursierende Varianten wie B.1.1.7. etwas schwächer vor einer Infektion schützt. Fachleute warnten allerdings, die insgesamt sehr wenigen Fälle von Ansteckungen bei Geimpften als gültiges Maß für den Infektionsschutz zu nehmen.

In einer jüngeren, noch nicht begutachteten Vorabstudie der Universität Oxford, in der mehr als 370.000 Geimpfte in den Kommunen systematisch auf Ansteckungen getestet wurden, kam dann sogleich Entwarnung. Biontech und AstraZeneca schützen demnach gleichermaßen schon nach der ersten Dosis knapp zwei Drittel der Impflinge vor Sars-CoV-2-Ansteckungen. Vollständig Geimpfte hatten einen noch höheren Schutz von mehr als 70 Prozent.

Und wenn es darum geht, Infektionen mit hohen Viruslasten – also von stärker Infektiösen und „Superspreadern“ – zu verhindern, kamen die britischen Wissenschaftler auf eine Schutzwirkung von annähernd 90 Prozent – Überträger der bis Anfang April vorherrschenden Virusvariante B.1.1.7. eingeschlossen. Die entscheidende Frage, die Immunologen jetzt beschäftigt, lautet: Wie lange hält der Infektionsschutz eigentlich an?

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!