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#Glücklich bei der Familie

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Glücklich bei der Familie

Lieber hätte ich noch an diesem Samstag mit meinem Doppelpartner Kevin Krawietz im Finale in Tokio um Gold gespielt, aber ich bin auch sehr froh, wieder zu Hause bei meiner Familie zu sein. Es stand für mich nicht zur Debatte, die Abreise so weit wie möglich hinauszuschieben – mehr als im Olympischen Dorf rumhängen und den Kollegen beim Tennisspielen zuzuschauen hätte ich ja ohnehin nicht tun können.

Ich genieße es, dass ich nun Olympionike bin, und möchte die Erfahrung auf keinen Fall missen. Aber die Umstände hätten schon etwas schöner sein dürfen. Gerne wäre ich 2024 in Paris wieder dabei, unter wirklich olympischen Bedingungen, aber es ist nicht so, dass es ein ganz konkretes Ziel von mir ist, wie bei Athleten anderer Sportarten, die ihr Leben einem Olympia-Rhythmus unterwerfen.

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Mal schauen, wie sich meine Karriere entwickelt, 2024 wäre ich 36, was für einen Doppelspieler kein Alter ist. Die Entscheidung, weiterzumachen oder aufzuhören, hängt jedoch nicht nur von meinem Körper ab. Ich bespreche immer wieder mit meiner Familie, wie es weitergeht. Denn meine Laufbahn als Tennisprofi greift massiv in die Lebensgestaltung meiner Eltern und meiner Frau ein. Seitdem ich vor einem halben Jahr Vater geworden bin, spielt mein Sohn in den Überlegungen eine große Rolle.

Als Tennisprofi bin ich quasi ununterbrochen in der Weltgeschichte unterwegs, was ohne das Unterstützungssystem Familie nicht möglich wäre. Meine Frau verzichtet darauf, ihre berufliche Karriere voranzutreiben, meine Eltern nehmen mir ganz viele organisatorische Dinge des täglichen Lebens ab: Das fängt bei Winterreifenwechsel an, hört bei Müllentsorgung nicht auf und betrifft auch wichtigere Dinge.

Von der Betreuungshilfe für unseren Sohn ganz zu schweigen. Alle stecken zurück, damit ich meinem Beruf nachgehen kann. Der bringt zwar gutes Geld ein und ermöglicht uns Dinge, die vielleicht sonst nicht möglich wären. Aber Geld ist nicht alles: Wir leben nur einmal, und ich möchte, dass wir alle es so glücklich wie möglich durchs Leben schaffen – nicht nur ich. Ich möchte, dass die größtmögliche Anzahl der Familienmitglieder möglichst glücklich ist.

Grand-Slam-Titel als Krönung

Bei der Bewertung spielt mein sportlicher Erfolg eine Rolle. Dass ich demnächst aufhöre, ist äußerst unwahrscheinlich, denn ich erlebe gerade die beste Saison meines Lebens. Ich bin nach einigen Turniersiegen auf Weltranglistenplatz 33 angekommen, was mir nun die Möglichkeit gibt, mich oben festzusetzen oder vielleicht sogar noch weiter zu klettern. Denn nun nehme ich über die Ranglistenposition garantiert an den großen Turnieren teil und habe viel mehr Chancen als früher, weitere Punkte zu sammeln. Bis zum Jahreswechsel muss ich kaum Punkte aus dem Vorjahr verteidigen.

Olympia hat mir bestätigt, dass ich mittlerweile gut genug bin, auch ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Ich spielte mit Kevin Krawietz zusammen, dem mit Andreas Mies zweimal das Kunststück gelungen ist, bei den French Open zu triumphieren. Wir haben unterschiedliche Stärken, Schwächen und Spezialitäten, aber alles zusammengenommen nehmen wir uns nicht viel. Und auch mein Doppelpartner auf der ATP-Tour, Michael Venus, spielt auf unserem Niveau.

Leider kann man das von 30 bis 40 weiteren Doppelspielern dieser Welt behaupten, so dass es unheimlich schwierig ist, die nötigen sechs Matches in einem Turnier zu gewinnen, bis man einen Grand-Slam-Titel sicher hat. Die Ausgeglichenheit des Feldes ist viel extremer als im Einzel. Dazu werden die Spiele bei Satzgleichstand im Champions-Tiebreak entschieden. Oft entscheiden wenige Bälle über Sieg und Niederlage. Ohne etwas Glück in den wichtigen Momenten ist es schwierig zu siegen. Aber mein Lebensglück hängt nicht davon ab, ob ich mal Grand-Slam-Sieger werde oder nicht. Es gibt wichtigere Dinge im Leben als Tennis.

Peter Heß sprach mit Tim Pütz, 33 Jahre alter Frankfurter Tennisprofi, der in Tokio im Doppel mit Kevin Krawietz antritt.

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