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#Meet the artist #3: Dr. Martens präsentiert Jesper Munk

Meet the artist #3: Dr. Martens präsentiert Jesper Munk

Was zeichnet besondere Menschen der städtischen Szene aus? Dass sie aus der Region kommen? Dass sie berühmt sind? Eher nicht. Viel wichtiger ist doch, dass sie mit ihren Talenten einen Unterschied machen, dass sie einen Fußabdruck hinterlassen. Wie Klaus Märtens und Herbert Funck, die in München 1947 das allererste Paar Dr. Martens Stiefel entworfen haben. Mit den ersten beiden Dr. Martens Stores in München feiert die Marke ihren Geburtsort und verbindet sie auf diese Weise mit einem besonderen Abschnitt ihrer Geschichte. Vom Arbeitsschuh über die Punkbewegung fanden die Docs schließlich ihren Weg in die Musikszene.

So wie zu Freddie Mercury, der zwar nicht aus München kam und dessen Anwesenheit sich dennoch in der lokalen Partyszene bis heute ablesen lässt. Giorgio Moroder kannte niemand, als er nach München kam. Nachdem es mit seinem Synthesizer die moderne Tanzmusik erschaffen hatte, war er für alle Welt der „Godfather of Dance“. In diese Linie der großen Talente Münchens treten tagtäglich neue kreative Menschen, die wir in dieser neuen Serie gemeinsam mit Dr. Martens portraitieren wollen! Diesmal: Jesper Munk!
„Lustig, leicht enttäuschend schon fast, dass ich am Ende mit einem Cover-Projekt meine Stimme gefunden habe. Da versucht man sehr hart, keine Coverband zu sein und dann bringt einen genau das nach Hause.“ Ja, Jesper Munk hat wirklich nichts unversucht gelassen. Einem 29-jährigen Mann, der schon drei Platten draußen und die halbe Welt bespielt hat, kann man tatsächlich nicht vorwerfen, nicht alles gegeben zu haben. Und jetzt scheint ausgerechnet ein Coveralbum die Antwort auf viele Fragen des Münchners zu sein. In knapp einer Woche mit seiner neuen Gruppe auf Kassette aufgenommen und darauf wartend, im November Release zu feiern. „Das war auf jeden Fall eine der interessantesten, schönsten Musikwochen meines Lebens.“

Das soll schon was heißen für Jesper Munk, das Blues Boy Wonder. Oder den Erben von Tom Waits. Oder irgendeinen anderen superlativen Begriff, mit dem der Straßenmusiker seit seiner Entdeckung durch Ralf Summer (Zündfunk) konfrontiert worden ist. „Das ging alles ganz schnell. Irgendwann war mal ein komischer Hype und ich war noch gar nicht fertig entwickelt. Mir kam es ständig so vor, als wäre alles zu früh releast gewesen.“ Über die Glockenbachwerkstatt ging es nach Amerika, New York, L.A., Toronto. Ein paar Texte, ein paar Gigs, ein paar Aufnahmen. Ganz normal für einen Teenager.
Es folgen die ersten größeren Festivals hierzulande, an eines kann sich Jesper Munk noch ganz genau erinnern. „Das war mein erstes. Die Fusion. Eigentlich wollte ich nur einen Tag bleiben. Es sind dann sechs geworden, alles in einem Outfit und mit einem Paar Schuhe. Meine Docs. Meine Füße hab ich vielleicht am dritten Tag mal gewaschen. Die Boots nicht, der Schlamm war überall und trotzdem gibt es die immer noch. Die haben das einfach überlebt.“ Er selbst auch.

2013 kommt das Debütalbum, 2015 direkt das zweite hinterher, CLAIM. Ein voller Erfolg. Es gab bestimmt mal einen Moment, da stand Munks „Morning Coffee“ auf jeder anständigen Münchner Playlist. „Andauernd haben mich Leute für Sachen gelobt, die ich mir selbst nicht anhören würde. Die musste ich natürlich dennoch die ganze Zeit spielen. War auch betrunken die meiste Zeit und nicht so glücklich. Es ist doch einfacher, das Klischee zu bedienen.“ Die Musikindustrie auf der einen Seite, seine Suche nach dem musikalischen Sinn, der richtigen Intention auf der anderen.

Wenn dir pro Abend 200 Leute sagen, wie toll deine Stimme und Musik sind, dann verbiegt dir das ein bisschen die Birne.

Aus der Zerrissenheit heraus stellt sich Jesper Munk irgendwann quer. Genauer gesagt während der Entstehung seines dritten Albums, Favourite Stranger. „Die vom Label wollten viel mehr Up-Tempo-Nummern. Das konnte so nicht funktionieren. Das Timing war auch schwierig. So wurde ich dann vom Majorlabel gedroppt – und seitdem geht es mir richtig gut!“

Er hätte vermutlich schneller an diesen Punkt kommen können, aber jetzt kauft man es Munk eher ab. „Es ist auf jeden Fall bemerkenswert, welchen Einfluss die Musikindustrie auf junge Menschen haben kann. Wenn dir pro Abend 200 Leute sagen, wie toll deine Stimme und Musik sind, dann verbiegt dir das ein bisschen die Birne. Da muss man sich wirklich schützen.“

Jesper Munks Stimme hat die Menschen im Publikum angezogen, sein Potenzial die Menschen im Hintergrund. Sie waren es auch, die die Stellschrauben der Karriere Munks fester gestellt haben. „Inzwischen ist es ja so, dass du eigentlich alle eineinhalb, zwei Jahre ein Album droppen musst, um mitzumachen. Wenn du das nicht schaffst, dann schickt dich dein Label nach Schweden zum Songwritercamp. Wo dir dann leicht überbezahlte Songwriter den perfekten Popsong um deine Stimme bauen. Nicht meins. Es gibt keine falsche Art, Musik zu machen, aber es gibt schon falsche Intentionen.“

Weniger Rausch, mehr Ausgleich

Inzwischen schreibt Munk schon Lieder mit anderen Songwriter*innen zusammen. Das sind allerdings seine Freunde, deren Worten er vertraut und deren kulturellen Bewegungsraum er teilt. „Es gibt bessere Texter als mich, es gibt bessere Gitarristen als mich, aber darum geht es nicht. Man muss nur seine eigene Sprache finden. Sodass du dich auch mit 60 noch wohl fühlst mit dem Scheiß, den du vor 40 Jahren releast hast. Das wäre dann wohl Erfolg.“
Diese Einstellung merkt man Munk an. Weniger Rausch, mehr Ausgleich. Nicht so zerrissen, dafür mit verschiedensten Outlets. Allgemein sehr praktisch, besonders nützlich aber in einer globalen Pandemie, die Künstler besonders beschneidet.

Jesper Munk zeichnet jetzt, er hat sich sogar seiner Angst vor dem Schauspiel gestellt. „Es gibt wahnsinnig viele Parallelen zwischen den Kunstformen. Ob das jetzt Musik oder Malerei ist, irgendwann erkennst du deine eigene Körpersprache wieder und kannst dir so überall ein kleines Zuhause schaffen.“

Plan B: Lo-Fi-Mikrofone

Das gilt auch für die Arbeit mit seinen Händen. Seit einiger Zeit baut der 29-Jährige Mikrofone, Marke Eigenbau. Dazu packt er eine Telefonkapsel in ein altes Stadionmikrofon. Die Mikros gehen also klar in die Lo-Fi-Richtung, High Fidelity hätten wir ja zur Genüge gehört. Könnte ein schöner Plan B sein, ein bisschen stabiler müssen sie nur noch werden. „Wenn jemand in Manchester 16 Jahre alt ist und ’ne Punkband hat und der will das in seinen Rucksack schmeißen und nicht darüber nachdenken, dann finde ich, hat der auch so ein Mikrofon verdient.“
Ob da jemand an sein 16-jähriges Ich denkt? Nur anstatt Manchester waren es die Straßen Münchens, auf denen Munk damals unterwegs war. Könne er sich wieder vorstellen. Das Leben als Straßenmusiker. „Ich überlege mir gerade, ob ich mir einen zweiten Lebensort suchen sollte, wo man ein bisschen besser Straßenmusik machen könnte. Vielleicht mal Lissabon auschecken oder den Süden von Frankreich.“ Schon als Schüler fällt dem jungen Jesper Munk auf, dass ihm mit seiner Gitarre nicht viel passieren kann. Es ist zwar harte Arbeit, aber man ist auch maximal autark.

Deswegen ist es wichtig, zu hinterfragen, ob da gerade die richtigen Worte benutzt werden.

Vorerst will er aber sein nächstes Album fertig schreiben. Am besten, bevor das Coveralbum im November rauskommt. Ein Grund für das Zwischenprojekt waren ja auch private Themen, die sich in letzter Zeit bei Munk gehäuft hatten. „Da war zu viel los, um es einfach so in ein Album fließen zu lassen. Bei mir geht es ja um Love Songs, um persönliche Gefühlsmosaike, die eher im Kontext von Late Capitalism stehen, anstatt ihn zu beschreiben. Deswegen ist es wichtig, zu hinterfragen, ob da gerade die richtigen Worte benutzt werden. Und die richtigen Emotionen.“

Das Coveralbum war ein dankbares Outlet. Alles live, ohne Klick, die Drums mono aufgenommen, das Ganze auf Kassette. Was die Postproduktion natürlich nahezu nonexistent macht. „Man muss sich im Moment der Aufnahme festlegen. Sehr spannend. Hat mich dazu geführt, mal richtig zuzuhören, was eigentlich eh 90 Prozent vom Musik machen sind.“ Ein Prozess, den er in Zukunft auch allgemein weiterführen will. Der Kern jeder Aufnahme läge dann in der Kassette, wobei nach dem Digitalisieren natürlich immer noch nachgebessert werden kann. Endlich kann Jesper Munk so produzieren, wie er möchte. Ohne Druck. „So hab ich meine Stimme gefunden und meinen Sound. Auch beim Songwriting gibt es keine unterschwellige Angst mehr. Es ist gerade wie ein Neuanfang für mich.“

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