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#Grandiose Auferstehung: Amerikas Wirtschaft boomt

Grandiose Auferstehung: Amerikas Wirtschaft boomt

Als das Coronavirus Raum griff in den Vereinigten Staaten im Frühjahr vergangenen Jahres, hatten düstere Prognosen Konjunktur: Dauerhafte Massenarbeitslosigkeit, ruinierte Familien, Räumungen von Wohnungen säumiger Mieter, entmutigte Unternehmer und nicht zuletzt eine höhere Selbstmordrate galten als sichere Folgen. Ein gutes Jahr später wird klar, dass vieles ganz anders und einiges viel besser kam.

Die jüngste Überraschung lieferte jetzt John Haltiwanger, Amerikas führender Ökonom für Unternehmensgründungen. Er fand heraus, dass zwischen Mitte 2020 und Ende Mai 2021 in den USA mehr Unternehmen gegründet wurden als je zuvor in vergleichbarer Zeitspanne seit 2004, als die statistische Erhebung begann. Mehr noch: Schon 2020 allein war ein Rekordjahr für Neugründungen mit einem Plus von 20 Prozent gegenüber dem Boomjahr 2019. Dieser Rekord wurde fast komplett in der zweiten Jahreshälfte aufgestellt. Denn nach einem tiefen Einschnitt im Frühjahr 2020 schnellten die Zahlen im Juni nach oben und blieben auf hohem Niveau bis jetzt. Diese Entwicklung steht in scharfem Kontrast zur Rezession nach der Finanzkrise, als die Zahl der Gründungen einbrach.

Der Onlinehandel boomt

Staatshilfe erklärt das Phänomen nicht, eher im Gegenteil, so Haltiwanger. Die Hilfszahlungen stützten bestehende Firmen und machten damit Neulingen den Eintritt in die Märkte schwerer. Haltiwanger stützt sich auf Daten des Fiskus und macht die Einschränkung, dass nicht jede Anmeldung in eine Gründung mündet. Doch die Korrelation ist hoch.

Der mit Abstand größte Zuwachs ist Onlinehändlern zu verdanken, die einen schon längeren Trend nutzen und dank Anbietern wie Shopify und Stripe schnell Onlineshops bauen und Zahlungen abwickeln können. Gleichzeitig mit dem vermuteten Gründungsboom haben viele Firmen ihre Tore geschlossen, doch ersten Analysen der Federal Reserve zufolge nicht viel mehr als in normalen Jahren und in einigen Sektoren sogar weniger.

Amerikaner erweisen sich als gute Sparer

Eine weitere Überraschung liefern Amerikas Haushalte, die, gemessen an ihrer Sparquote, besser dastehen als je zuvor. Sie sparten seit Frühjahr 2020 zwischen 13 und 30 Prozent ihres monatlich verfügbaren Einkommen, in gewöhnlichen Monaten sind es sonst eher 7 Prozent, und in den Jahren vor der Finanzkrise waren es sogar weniger als 5 Prozent. Konsumverzicht und vor allem Staatshilfe haben die Finanzen vieler Familien saniert. Die Wirkung zeigt sich auch bei Miet- und Immobilienkreditzahlungen, die entgegen düsterer Prophezeiungen nicht ausblieben. Die Leute konnten in der Regel zahlen, Kündigungen säumiger Mieter waren seltener als vor der Pandemie. Hastig erlassene Regeln zum Schutz vor Räumungen spielten dabei offenbar kaum eine Rolle.

Besonders gut aus der Krise kamen die vielen Bundesstaaten, deren Gouverneure 2020 noch verzweifelte Hilferufe an die Bundesregierung abgesetzt hatten. Sie fürchteten Einbrüche bei den Steuereinnahmen und höhere Sozialausgaben. Präsident Joe Biden reservierte 350 Milliarden Dollar als Rettungspaket, just als nicht wenige Bundesstaaten überraschende Überschüsse verkünden konnten. Höhere Einnahmen aus regionalen Einkommensteuern und Kapitalertragsteuern füllten die Schatullen jener Bundesstaaten, die solche Steuern erheben.

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Offenbar spielte zum einen eine Rolle, dass das Gros der Steuerzahler nicht arbeitslos wurde, sondern zu Hause weiterarbeiten konnte. Zum anderen waren die generösen Bundeshilfen an Familien steuerpflichtig und landeten damit zum Teil in den Haushalten der Bundesstaaten. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom stößt dank des Geldsegens gerade ein außergewöhnlich großes Ausgabenprogramm an, das von seinen Gegnern als nicht so billiger Versuch angesehen wird, in offenbar drohenden Wahlen wiedergewählt zu werden.

Steigende Aktienkurse: Der Börse geht es gut

Nicht gewöhnlich für Wirtschaftskrisen ist, dass die Aktienkurse steil nach oben steigen seit dem Tief im März 2020. Mitte November übertrafen sie den Vorkrisenhöchstwert. In der Finanzkrise hatte der Dow Jones dafür vier Jahre benötigt.

Die jüngste Börsenentwicklung wieder liefert womöglich eine kleine Erklärung, warum Arbeitgeber Probleme haben, offene Stellen zu besetzen. Nach Erkenntnissen der Federal Reserve von Dallas sind 2020 rund 1,5 Millionen mehr Arbeitnehmer in den Ruhestand gegangen als gewöhnlich. Die Gründe sind vielschichtig, ein Faktor könnte aber der überraschende Vermögenszuwachs in der Krise sein. Noch wichtiger als die Börsenentwicklung ist dabei offenbar der Boom bei den Immobilienpreisen, die rund 30 Prozent höher als vor einem Jahr liegen (Case Shiller House Price Index). Das stimmt Eigenheimbesitzer zuversichtlich, vor allem, wenn sie sich für den Ruhestand verkleinern wollen.

Insgesamt ist die amerikanische Volkswirtschaft nahe daran, die Wertschöpfung von vor der Krise zu erreichen, was auf einen Produktivitätsschub hindeutet. Denn das Niveau wird mit acht Millionen weniger Arbeitnehmern erreicht. Ein Wirtschaftswachstum von 7 Prozent in diesem Jahr scheint erreichbar. Die besser als erwartet erscheinende Gesamtlage hatte offenbar entlastende Wirkung auf die psychische Gesundheit der belasteten Bevölkerung: Die Selbstmordrate war 2020 rund sechs Prozent geringer als im Vorjahr, entgegen der Prophezeiung, das Land steuere in eine schwere, Suizide auslösende Gemütskrise. Der erwartete Babyboom andererseits ist offenbar auch ausgeblieben.

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